Nachtbaustelle B88 bei Rothenstein: 230-Tonnen-Brücke wird abgebaut

16. Oktober 2022, 15:30 Uhr

Bis August fuhren täglich Tausende Autos über eine Behelfsbrücke bei Rothenstein nahe Jena. Grund war der Neubau eines Tunnels für die viel befahrene B88. Dieser ist nun fertig. Nun muss die Brücke mit viel Aufwand wieder abgebaut werden.

Ringsum ist es stockfinster, doch die Brückenbaustelle in Rothenstein im Saale-Holzland-Kreis ist taghell erleuchtet. Arbeiter laufen an den einzelnen Segmenten entlang und bereiten alles für eine Nachtaktion vor, die es in sich hat.

Sechs Wochen Vorbereitungszeit für Brücken-Aktion

Bis Ende August rollten Tag für Tag tausende Autos über die Brücke. Sie war Teil der Umleitung um die Tunnelbaustelle auf der B88 bei Rothenstein. Der Tunnel ist fertig, das Nadelöhr damit Geschichte. Und die Behelfsbrücke muss daher wieder abgebaut werden.

Eine Spezialfirma aus der Nähe von Hannover war dafür seit etwa sechs Wochen mit den Vorbereitungen beschäftigt. Der 230-Tonnen-Koloss aus Stahl soll in der Nacht von seinem Platz über der Bahnstrecke zwischen Jena und Saalfeld weggezogen werden.

Bahnverkehr für 230 Tonnen-Brücke gestoppt

Kurz nach 21 Uhr rollt der letzte Zug in Richtung Norden, dann gehen alle Signale auf Rot. Bahnarbeiter erden die Oberleitungen, die eben noch unter Hochspannung standen. Oben auf dem Brückenkörper machen sich die Arbeiter bereit.

"Jetzt kommt es darauf an, dass alles richtig berechnet wurde", sagt Stephan Saalfeld vom Landesamt für Bau und Verkehr. "Wenn die Brücke von ihrem Widerlager auf der anderen Seite gleitet, schwebt sie auf einer Seite frei und könnte theoretisch auf die Gleise stürzen."

75-Tonnen-Gegengewicht angebaut

Damit genau das nicht passiert, haben die Arbeiter auf der anderen Seite an die 60 Meter lange Brücke 35 Meter angebaut. Noch einmal 75 Tonnen schwer, als Heckballast. Damit wollen sie die Brücke im Gleichgewicht halten. Ein Stahlseil sorgt für die Fortbewegung. Nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn das Seil unter der Spannung reißt. Deshalb darf sich niemand in der Nähe aufhalten.

Kurz nach 22 Uhr setzt sich die Brücke zum ersten Mal in Bewegung. Millimeter für Millimeter zieht das Seil den Riesen voran, immer unter den kritischen Blicken der Brückenspezialisten. Etwa zweimal im Jahr setzen sie solche Brücken um, die überall in Deutschland bei Großbaustellen im Einsatz sind. Freitragend können sie bis zu achtzig Meter lang werden. Die einzelnen zehn Meter langen Module werden wie im Baukasten zusammengefügt. Eigentümer der Brücke ist der Bund.

Millimeter für Millimeter schwebt Brücke weg

Immer wieder wird das Stahlseil gestoppt. Die Arbeiter kontrollieren die richtige Position der Brücke. Alle paar Meter werden außerdem große Halteseile umgerüstet. Sie verhindern, dass die Brücke zurückrutschen kann. Dann ist es soweit: die Brücke verlässt das letzte Widerlager auf der anderen Seite. Der Brückenkopf schwebt frei über den Eisenbahnschienen. Unten stehen Mitarbeiter der Bahn und beobachten das Schauspiel. Und auch ein paar Schaulustige haben sich eingefunden.

Das ist ein tolles Schauspiel.

Ralf Wyrwa Anwohner

"Das ist ein tolles Schauspiel, und wir haben es ja nicht weit", sagt Ralf Wyrwa aus Oelknitz. Er ist mit seiner Frau Kerstin an die Brücke gekommen. Die beiden wohnen an der bisherigen Umleitungsstrecke und sind froh, dass die vier Jahre Verkehrsstress jetzt vorbei sind.

Kurz vor Mitternacht nehmen die Arbeiter mit einem Radlader die ersten Gegengewichte von der Brücke. Die hat ihren Schwerpunkt jetzt auf der Baustellenseite. Inzwischen ist auch der Raum über den Oberleitungen der Eisenbahn frei. Erleichterung bei den Eisenbahnern, die die Hochspannungsleitungen von den Erdungsstäben befreien.

Restarbeiten in den nächsten Wochen

Dann hat die Brücke ihre endgültige Position erreicht. In den nächsten Wochen werden die Arbeiter die einzelnen Elemente abbauen und die Brücke immer weiter zurückziehen. Die Einzelteile werden geprüft, eingelagert und stehen dann für ihren nächsten Einsatz zur Verfügung.

MDR (rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 16. Oktober 2022 | 19:00 Uhr

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