Welt-Frühgeborenen-Tag Uniklinikum und Ronald McDonald-Haus in Jena begehen Welttag der Frühchen gemeinsam
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18. November 2023, 10:56 Uhr
Jedes zehnte Kind kommt in Deutschland zu früh und mit weniger als 2.500 Gramm auf die Welt. Für Eltern, Ärzte und Pfleger beginnt dann der Kampf um das Leben der kleinen Patienten.
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Zufrieden schmatzt Elias an seinem Fläschchen. Er liegt auf dem Schoß von Vater Sebastian Simon, die kleinen Augen schauen munter im Zimmer umher. Elias kam am 1. Oktober 2023 auf die Welt, zehn Wochen zu früh und mit gerade mal 1.200 Gramm, wie auch seine Zwillingsschwester Sophia. Inzwischen bringt der kleine Kerl zwei Kilo auf die Waage und ist auch ordentlich gewachsen.
Die ersten Wochen waren für die Eltern ein Wechselbad der Gefühle
Grund zur Freude bei den Eltern Julia Brünner und Sebastian Simon, für die die letzten Wochen wie ein Wechselbad der Gefühle waren. "Was an einem Tag gut war, kann am nächsten Tag schon wieder ganz anders aussehen", sagt Sebastian Simon. Und auch Julia Brünner spricht von einer "Ausnahmesituation. Zum Glück fühlen sich die beiden Eltern im Uniklinikum gut aufgehoben. "Wir haben gemerkt, man ist hier mit Herz bei der Sache", sagt sie. "Das finden wir ganz toll."
Ronald McDonald-Haus bietet Frühchen-Eltern Unterkunft
In ihren Augen sieht man noch die Sorgen der letzten Wochen. Und auch die Last, denn zuhause wartet der siebenjährige Jonas auf seine neuen Geschwister. Vater Sebastian Simon ging weiter zur Arbeit und pendelte zwischen Jena und der Heimatstadt Zwickau hin und her, während seine Frau in Jena im Ronald McDonald-Haus gleich neben dem Klinikum ein Zuhause auf Zeit gefunden hat.
Hier wohnen Eltern, deren Kinder Patienten im Klinikum sind. Zwei Drittel davon sind Frühchen, erzählt Steffi Uecker, seit über dreißig Jahren Hausleiterin. Sie werden von aktuell zwölf Ehrenamtlichen umsorgt, damit sie sich ganz um ihre Kinder kümmern können.
"Die Eltern kommen oft von weit her", erzählt die Chefin. "Hier finden sie auch Zeit zum Abschalten oder für Gespräche mit anderen Betroffenen." Wie viele Eltern von Frühchen sie in den letzten dreißig Jahren betreut hat, kann sie nur erahnen. Aktuell ist das Haus mit elf Zimmern fast ausgebucht, auch in den letzten Monaten gab es kaum freie Zimmer. Die Eltern verbringen viel Zeit bei ihren Kindern im Uniklinikum. Meist treffen sie sich zum Frühstück oder abends zu Gesprächen. Dann fließen auch mal Tränen.
Was an einem Tag gut war, kann am nächsten Tag schon wieder ganz anders aussehen.
Jedes zehnte Neugeborene ist ein Frühchen
Zum Welttag der Frühgeborenen schmücken die Ehrenamtlichen das Haus mit lila Luftballons. Immerhin ist jedes zehnte in Deutschland geborene Kind ein Frühchen mit weniger als 2.500 Gramm. Über 10.000 kommen jedes Jahr sogar mit einem Gewicht unter 1.500 Gramm zur Welt. Damit sind Frühgeborene die größte Kinder-Patientengruppe Deutschlands.
Laut Bundesverband "Das frühgeborene Kind" werden jedoch Probleme und Risiken für die Entwicklung dieser Kinder noch nicht ausreichend wahrgenommen. Deshalb machen Elternvertreter jedes Jahr am 17. November auf die Belange von Frühgeborenen und ihren Familien aufmerksam.
"Mütter machen instinktiv alles richtig"
Den Eltern bereitet die Gesundheit ihrer Kinder große Sorgen. Der Körper der Frühchen muss oft weit vor dem errechneten Geburtstermin funktionieren. Herz, Atmung, Verdauung und das Immunsystem sind jedoch noch nicht auf ein Leben außerhalb des Körpers der Mutter eingerichtet. Moderne Technik in den Kliniken, strenge Hygiene und regelmäßige Untersuchungen helfen den Kleinen in den ersten Wochen beim Start ins Leben. Auch Sophia, die Schwester von Elias, war auf der Station unterwegs. Die Ärzte haben mit Ultraschall ihren Kopf untersucht. Jetzt wird sie von Julia Brünner gewickelt, bevor auch sie ihr Fläschchen bekommt.
Viele Eltern sind zunächst unsicher, ob sie sich bei der Pflege der kleinen Körper richtig verhalten oder Fehler machen könnten. Professor Hans Proquitté, Chef der Kinderklinik in Jena kann da nur beruhigen. "Meist machen die Mütter instinktiv alles richtig." Die Mitarbeiter am Klinikum sind froh, dass die Eltern in der Nähe ihrer Kinder bleiben können. Vor allem Müttern fiele es schwer, sich immer wieder vom eigenen Kind trennen zu müssen. So können sie schon frühzeitig an die besonderen Abläufe bei der Pflege der Frühchen herangeführt werden.
Hilfe auch für Eltern von "Sternenkindern"
Nicht immer geht der schwere Start gut für die Frühchen aus. Auch dann versuchen die Mitarbeiterinnen im Klinikum und im Ronald McDonald-Haus, für die Eltern da zu sein. Laut Bundesverband gibt es in vielen Kliniken auch spezielle Abschiedsräume für betroffene Familien. Viele Eltern legen auch Wert auf Erinnerungsstücke wie Fotos, Fußabdrücke oder Namensbändchen von ihren "Sternenkindern". In Thüringen bieten auch Selbsthilfegruppen wie der Verein für verwaiste Eltern und trauernde Geschwister Hilfe an.
Zwillinge lassen Luftballons steigen
Am Nachmittag kommen Anna und Nico Mayer mit ihren Eltern ins Ronald McDonald-Haus Jena. Die Zwillinge wurden schon 2010 in Jena geboren. Anna wog damals gerade mal 770 Gramm, ihr Bruder Nico 1.045 Gramm. Wie schwer ihr Start ins Leben war, wissen die Beiden nur vom Erzählen. Gemeinsam mit vielen anderen ehemaligen Frühchen wollen sie am Nachmittag die vielen lila Luftballons in den Himmel steigen lassen.
MDR (adr/dr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 17. November 2023 | 19:00 Uhr
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