Geburtstag Jazz-Ikone: Der Pianist Ulrich Gumpert wird 80
Hauptinhalt
26. Januar 2025, 03:30 Uhr
Bereits in den 1970er-Jahren hat der in Jena geborene Pianist Ulrich Gumpert die Jazzszene der DDR mit freien Tönen aufgemischt. Er war Mitbegründer jener legendären Viererbande, die zunächst unter dem Namen "Synopsis" und später als "Zentralquartett" Jazzgeschichte mitgeschrieben hat. Nach wie vor ist Gumpert musikalisch aktiv. Sein 80. Geburtstag am 26. Januar 2025 bremst ihn nicht.
- Der Pianist Ulrich Gumpert hatte in der DDR zunächst Probleme, weil er dem Jazz zugeneigt war.
- Später spielte er bei "Synopsis", dem späteren "Zentralquartett", mit und prägte den Jazz in der DDR.
- Seine musikalische Vielfalt ist enorm und reicht von Bebop über Volksmusik bis zum Walzer.
Auf kürzeste Weise zu charakterisieren wäre Ulrich Gumpert wohl als ein Klavierspieler mit Eigensinn: prägnant, kraftvoll, nachdenklich und sparsam, ebenso mit Worten wie mit Tönen.
Gumpert weiß um das Gewicht der Klänge, die in das Getriebe der Welt fallen. Er hat den freien Jazz in der DDR mitgeprägt. Und er hat etwas von der damals entwickelten List im Umgang mit Musik und Gesellschaft in die neuen Zeiten hinüber gerettet. Kein leichtes Unterfangen, zumal längst Anderes Konjunktur hat.
Als Jazz noch gefährlich war
Für nachgewachsene Generationen ist kaum mehr vorstellbar, wie mühsam sich Musiker wie Gumpert den Weg zum Jazz bahnen mussten. Als er in den 1960er-Jahren in Weimar studierte, galt Jazz noch als imperialistisches Gedankengut. Und weil Gumpert Armstrong-Schallplatten ins Internat schmuggelte und nachts im Studentenklub "Kasseturm" jammte, flog er seinerzeit von der Hochschule. Sein Direktor sagte damals: "Tagsüber im Bett liegen und nachts mit zweifelhaften Existenzen verkehren – so werden Sie nicht Musiker. Dafür werden wir sorgen!"
Initialzündung des freien Jazz in der DDR
Es sollte anders kommen. Gumpert ging nach Berlin, entschied sich für die beste Schule, die es damals für einen Jazzmusiker gab: die Band von Klaus Lenz. Und er fand bald Gleichgesinnte, mit denen er gemeinsam eine Viererbande formierte: "Synopsis", das spätere "Zentralquartett".
Gemeinsam mit Ernst-Ludwig Petrowsky, Conny Bauer und Günter "Baby" Sommer hat Gumpert frischen Wind in die Szene hinein geblasen. Mit ihren Klangexzessen sprengten sie Mauern in den Köpfen auf.
"Synopsis" war so etwas wie die Initialzündung für den freien Jazz in der DDR. Die von Gumpert Anfang der 1970er-Jahre formierte Workshop-Band potenzierte die Energien ins Großformat und suchte zugleich nach einer Verankerung im eigenen Umfeld.
Suche nach Identität
Mit der Suite "Aus teutschen Landen" nach Motiven deutscher Volkslieder setzte Gumpert westlichen Vorbildern wie dem "Jazz Composers Orchestra" etwas Eigenes entgegen. In der Beschäftigung mit den frühen Klavierwerken von Erik Satie fand er zur Besinnung auf den Klang an den Rändern zur Stille. Minimalismus und Zurücknahme auf der einen, hochexpressiver Free Jazz auf der anderen Seite.
Enorme Vielfalt
Nach wie vor spielt Gumpert im Duo mit dem Schlagzeuger Günter "Baby" Sommer. Dabei reicht das Repertoire von freien Stücken, über Instrumentalversionen von Liedern des gemeinsamen Freundes Wolf Biermann, bis zu "La Paloma".
Das musikalische Material, mit dem Gumpert arbeitet, ist mannigfaltig und wird oft auch ironisch gebrochen. Volkslieder, Märsche, Walzer und Tangos, Bebop-Fragmente und Hymnen, C-Dur Akkorde, donnernde Cluster und ratlose Trugschlüsse. Wichtig bei alldem ist die Gebrauchsanweisung: Achten Sie immer auch auf die Noten, die Ulrich Gumpert NICHT spielt!
Quelle: MDR KULTUR (Bert Noglik)
Redaktionelle Bearbeitung: op, tis
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 25. Januar 2025 | 15:15 Uhr