Schwere Fanausschreitungen, Spielunterbrechung wegen Pyrotechnik
RWE-Anhänger hatten am Samstag Pyrotechnik auf die Tribüne der Jenaer Fans geschossen. Bildrechte: IMAGO/Bild13

Fußball "Unmenschlich und zutiefst unsportlich" Rot-Weiß Erfurt distanziert sich von "Fans" nach Thüringen-Derby

18. März 2024, 15:22 Uhr

Das Thüringen-Derby zwischen den Fußball-Regionalligisten Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt war von Ausschreitungen überschattet. Rot-Weiß Erfurt hat sich nun von Gewalttätern in den eigenen Reihen distanziert. Dem Verein droht eine Strafe.

Dem FC Rot-Weiß Erfurt droht nach den Krawallen im Thüringen-Derby eine Geldstrafe. Der Nordostdeutsche Fußball-Verband hat ein Verfahren gegen den Regionalligisten eingeleitet. Das Sportgericht entscheidet voraussichtlich in einigen Wochen. 

Der Erfurter Verein hatte sich am Sonntag zu den Vorkommnissen beim Fußball-Thüringenderby gegen den FC Carl Zeiss Jena am Tag zuvor geäußert. In einer Mitteilung heißt es, der Verein distanziere sich deutlichst von dem "unmenschlichen und zutiefst unsportlichen Verhalten vereinzelter vermeintlicher (sogenannter) Anhänger des RWE", hieß es in einer Mitteilung vom Sonntag. Der Verein entschuldige sich bei Zuschauern und Geschädigten und versichere, die Ausschreitungen detailliert aufzuarbeiten.

Zum Aufklappen: Statement des FC RWE zu den gestrigen Vorkommnissen beim Thüringenderby


Das Spiel gegen den FC Carl Zeiss Jena ist jährlich mit viel Brisanz und Emotionen verbunden, nun haben diese Emotionen jedoch eine klare rote Linie, wenn nicht sogar mehrere Grenzen, überschritten! Wir als Verein distanzieren uns deutlichst von dem unmenschlichen und zutiefst unsportlichen Verhalten vereinzelter vermeintlicher (sogenannter) Anhänger unseres RWE. Eine Gefährdung von Zuschauern in diesem Maße zu provozieren entspricht einer Idiotie, für welche wir kein Verständnis aufbringen können.
Wir entschuldigen uns ausdrücklich bei allen Zuschauern und Geschädigten und versichern, eine detaillierte Aufarbeitung mit allen Beteiligten vorzunehmen und entsprechende Konsequenzen folgen zu lassen! Das, was gestern geschehen ist, verurteilen wir ausdrücklich! Jedem, der uns gestern fair unterstützt hat, gebührt unser Dank! Allen anderen ist zu sagen: Ihr seid keine Fans, so ist keiner, der den Fußball liebt. Ihr seid nicht Fußball und ihr seid nicht Rot-Weiß Erfurt.

gez.
gesamter Vorstand - Lars Fuchs
gesamter Aufsichtsrat - Reike Meyer
1. Mannschaft - Franz Gerber

Das Spiel in Jena stand zwischenzeitlich kurz vor dem Abbruch, nachdem Erfurter Anhänger Pyrotechnik auf eine Tribüne mit Jena-Fans schossen. Die Partie wurde für gut eine halbe Stunde unterbrochen.

Polizisten sollen verletzt worden sein - Hooligans aus Italien und Bulgarien

Schon zuvor hatten beide Fanlager Pyrotechnik und vereinzelt Böller gezündet. Vor dem Spiel hatte die Polizei Wasserwerfer gegen Jenaer Fans eingesetzt, die die vorgegebene Route zum Ernst-Abbe-Sportfeld verlassen hatten. Mehrere Polizisten sollen durch Angriffe von Fans leicht verletzt worden sein. Nach MDR-THÜRINGEN-Informationen waren unter den Erfurt-Fans auch 70 sogenannte Gewaltsuchende gekommen, dazu Hooligans aus Italien und Bulgarien.

Ausschreitungen Thema für den Innenausschuss des Landtages?

Die CDU im Thüringer Landtag will die Fanausschreitungen und den Polizeieinsatz beim Regionalliga-Derby am Samstag in Jena parlamentarisch aufarbeiten. Wie der innenpolitische Sprecher der Fraktion, Raymond Walk, sagte, soll das Vorgehen der Polizei und der Vereine in der nächsten Sitzung des Innenausschusses thematisiert werden. Fragen müssten unter anderem zur polizeilichen Gefährdungsanalyse gestellt werden, so Walk. Auch sollten der Einsatz von Wasserwerfern gegen Fans, die Sicherheitsvorkehrungen am Einlass und die Gewaltprävention der Vereine hinterfragt werden.

Das sagen unsere User

Es herrschte seltene Einmütigkeit mit kaum Widerspruch untereinander.

jackblack: Derartige CHAOTEN gibt es NUR beim Fussball - woran liegt das wohl. Darauf entgegnete hier und da: "Seien Sie froh daß es so ist. Gäbe es den Fußball nicht, so würden sich diese Chaoten ne andere Spielwiese suchen." kleinerfrontkaempfer kritisierte "Immer die selbe Leier: Chaoten drehen durch, Mannschaft + Club zeigen sich entsetzt und distanzieren sich. Wo ist mal im Vorfeld Aktion und Prävention zu sehen!?" Noch rigider klang Holger: "Die ganze Pyrotechnik hat beim Fußball nichts zu suchen! Wenn die Vereine und die Fanbeauftragten das nicht in den Griff bekommen und auch der DFB machtlos dabeisteht, dann gehören wesentlich drastischere Strafen auf die Tagesordnung."

Bei der Suche nach Verantwortlichen sah Dermbacher die Gastgeber in der Pflicht: "Stadionbetreiber ist verantwortlich dafür, dass Pyrotechnik ins Stadion gelangt ist und es brennbare Netze als Abtrennung gab!" Für pepe79 sollten alle Fans die Konsequenzen spüren: "Nur noch Geisterspiele für ein Thüringenderby bis es beide Seiten raffen", während sich martin gegen "Kollektivstrafen" auch für Unschuldige aussprach und kritisierte: "Unverständlich ist für mich, dass die Täter nicht rigider verfolgt werden. Bei anderen Anlässen ist die Polizei nicht so zurückhaltend."

Ähnlich sahen es cherry1966: "Es dauerte 20 Minuten, während die Fanlager Ihre Probleme scheinbar ausdiskutieren durften bzw. die Munition verschossen war. Ordner und Polizei haben das im Wesentlichen nur beobachtet. Haben Vereine und Polizei Angst vor den Ultras?" und Jan Will: "Habe keinerlei Verständnis, dass die Angreifer nicht sofort von der Polizei überwältigt und aus dem Stadion gebracht wurden. Außerdem sollte Alkohol und der Zutritt von alkoholisierten Zuschauern bei allen Fußballspielen verboten werden." Karpatenmaradona sprach von "exekutiver Arbeitsverweigerung" mit Blick auf die Polizei.

MDR (gh)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 17. März 2024 | 18:00 Uhr

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