Kultur Werke von Dix und Barlach reisen aus Gera zu Kunst-Museen in Hamburg
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20. September 2023, 18:39 Uhr
Barcelona, Hannover, Stuttgart, Lyon, Prag - das sind in diesem Jahr Schauplätze für Arbeiten aus der Kunstsammlung Gera. Die Gemälde, Grafiken und Skulpturen sind gefragt in Europas Kunst-Metropolen. Und jedes Mal läuft ein aufwändiges Programm ab, um die Kunsttransporte vorzubereiten. So können ab Ende September auch zwei große Häuser in Hamburg Schätze aus den Geraer Beständen zeigen.
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"Unsere Arbeit ist aufregend", sagt Salvatore Cusumato. Er arbeitet seit einigen Jahren für ein Unternehmen aus Köln, das jetzt Geraer Kunstwerke für einen Transport über hunderte Kilometer Entfernung vorbereitet.
Gerade hat er mit seinem Kollegen Harry Eichner sehr vorsichtig ein großes Gemälde von Otto Dix in eine spezielle Kiste gebettet.
Hamburg zeigt in zwei Häusern Kunst aus Gera
"Der Heilige Christopherus" zieht um nach Hamburg. Da, wo er bisher im Otto-Dix-Haus in Gera zu sehen war, hängt jetzt ein auch von Dix gemaltes Familienbild. Der Mann darauf ist Fritz Niescher, der als Margarinefabrikant und Mäzen in Chemnitz lebte und Kunst sammelte. Seine Nachfahren gaben diese Schätze für zehn Jahre nach Gera - mit der ausdrücklichen Zustimmung, die Bilder auch zu verleihen.
"Dix und die Gegenwart" heißt die Sonderschau, die am 30. September in den Deichtorhallen in Hamburg eröffnet werden soll. Ebenfalls in der Hansestadt, im Jenischpark, startet einen Tag später im Haus der Stiftung Herrmann F. Reemtsma die Ausstellung "Dix, Grosz, Barlach und Klee - Illustre Gäste aus der Sammlung Niescher". Für diese Exposition hat eine Firma aus dem sächsischen Bennewitz in Gera unter anderem mehrere Holzplastiken und Skulpturen von Ernst Barlach verpackt.
Viel Aufwand für Reisevorbereitungen
Franziska Pucher von der Kunstsammlung Gera erzählt, was vor dem Verpacken nötig war. "Holz arbeitet. Und da muss man auf jeden kleinen Riss im Holz achten. Jeder Zentimeter des Werkes wird genau unter die Lupe genommen. Risse werden gemessen. Alle Befunde dokumentiert." Und zum Schluss muss für die Kunstwerke auch während ihrer Reise garantiert sein, dass Temperatur und Luftfeuchtigkeit nicht ständig schwanken. Von der ersten Leihanfrage über den Abschluss entsprechender Verträge und Versicherungen bis zur Terminkoordination mit Kunstpackern und Spezialspeditionen reichen die organisatorischen Arbeiten.
Hinzu kommen die konservatorischen Arbeiten, mitunter auch Arbeit für Restauratoren. Bei den Leihgaben für Hamburg gab es da durchaus win-win-Situationen für Ausleiher und Leihgeber, sagt Claudia Schönjahn von der Kunstsammlung Gera: "Wir konnten Werke restaurieren lassen, auf Rechnung der Ausleiher."
"Kunstpacker" ist kein Ausbildungsberuf
Die Barlach-Figuren aus dem Geraer Depot haben Hartmut Sauer und Uwe Gimpel für die Reise in weiße Schutztücher gehüllt. Dann kommen weitere Stofflagen zwischen die Skulpturen, erst dann werden sie in einem speziellen Transportbehälter verzurrt.
Gimpel und Sauer haben Routine bei der Arbeit - und sie bringen eine Menge Wissen und Erfahrung mit: Der eine ist gelernter Tischler, der andere ist kunsthandwerklich tätig. Eine handwerkliche Ausbildung hat auch Harry Eichner, der klarstellt "Kunstpacker ist kein Ausbildungsberuf". Aber lernen müsse man da immer wieder. Es gebe Verpackungsvorschriften, Normen und die Anforderungen von Künstlern, Kuratoren und Museumsleuten. Es sei schon ein Nervenkitzel, wenn man so ganz nah zu tun habe mit Arbeiten, die mitunter Millionenwert haben.
Freude der Packer aufs Essen am Umzugsort
Aber es gehe nichts ohne Neugier auf das, was Künstler fabrizieren. "18-Jährige werden Sie unter den Kunstpackern kaum finden", sagt Harr Eichner. Er liebe diese Arbeit, weil sie immer abwechslungsreich sei - bei den Kunstwerken, aber auch bei der Küche an den verschiedenen Einsatzorten, sagt er lächelnd.
Und setzt dann nach, im Umgang mit der Kunst müsse alles gleichbehandelt werden. Aber es gebe für Kunstpacker durchaus sehr unterschiedliche Herausforderungen. "Der Künstler Ben Vautier hat im Grandpalais Eigen-Urin ausgestellt im Flacon. Das ist eine Sache, da ist keiner scharf drauf. Aber genauso gut gibt es halt andere Dinge. Alleine manche Depots besuchen zu dürfen, ist ein Erlebnis."
Leihgaben als Gewinnchance
Claudia Schönjahn und Franziska Pucher von der Kunstsammlung Gera schätzen die Arbeit der Transporteure. Sie bringen zwar geliebte Werke für einige Zeit außer Haus - aber sie eröffnen damit auch der eigenen Kunstsammlung neue Chancen.
Das wird auch bei den bevorstehenden Sonderschauen in Hamburg so sein, ist sich Franziska Pucher sicher: "Wenn man überlegt, dass diese großen Ausstellungen Besucherzahlen haben, die wir hier gar nicht schaffen können - ja, da denke ich, das ist schon eine große Botschaft in die Welt hinaus." Eine Botschaft über die Schätze, die die Kunstsammlung in Gera zu bieten hat. Jede Ausleihe schafft da auch Anreize, das Dix-Haus oder die Kunstsammlung in der Orangerie in Gera zu besuchen.
MDR (mar/mm)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 20. September 2023 | 19:00 Uhr
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