Großbaustelle Bahnhof Gößnitz bleibt vier Wochen länger gesperrt

25. August 2023, 20:11 Uhr

Material- und Fachkräftemangel führen am Bahn-Knoten Gößnitz dazu, dass Reisende bis Ende September auf Schienenersatzverkehr umsteigen müssen.

Am Mittag rollt endlich der Zug mit den lange erwarteten Schwellen und Schienenteilen in den Bahnhof Gößnitz ein. Nachschub für die Großbaustelle, denn in Gößnitz blieb nach dem Baustart im Mai 2022 kein Stein auf dem anderen. Der Knoten Gößnitz ist Teil eines über 300 Millionen Euro teuren Großprojektes, mit dem die Deutsche Bahn für mehr Verkehr auf der Sachsen-Franken-Magistrale und der Mitte-Deutschland-Verbindung sorgen will.

In Zukunft sollen auf den Strecken Personenzüge mit maximal 160 km/h und Güterzüge mit maximal 120 km/h unterwegs sein. Dafür wurde in den vergangenen Jahren bereits die Strecke nördlich von Gößnitz ausgebaut.

Gößnitz: Lieferschwierigkeiten bringen Zeitplan durcheinander

In Gößnitz liefen die Arbeiten anfangs weitgehend reibungslos, erzählt uns Projektleiter Uwe Sieber, doch dann brachten Lieferschwierigkeiten den Zeitplan durcheinander. "Vor allem Schienen und Schwellen, aber auch Weichenteile haben uns gefehlt", erzählt er. "Nun liegen wir vier Wochen zurück."

Das Problem: In Gößnitz werden nicht nur Gleise und Weichen getauscht, auch die komplette Signaltechnik wird erneuert. In Zukunft wird alles über ein Elektronisches Stellwerk gesteuert, das mit der Zentrale in Leipzig gekoppelt ist. Damit spart die Bahn das ohnehin knappe Stellwerk-Personal vor Ort ein.

Man braucht lange, um sich in so einen komplexen Bahnhof einzuarbeiten. Das dauert Monate.

Uwe Sieber Projektleiter

Doch damit die Technik in Zukunft reibungslos funktioniert, müssen Weichen und Signale umfangreiche Tests durch Spezialisten absolvieren. Pro Weiche dauert das schon mal bis zu vier Stunden, erfahren wir von Uwe Sieber. Wegen des Zeitverzugs sind einige Techniker allerdings längst auf anderen Baustellen im Einsatz und können nicht kurzfristig nach Gößnitz kommen. "Man kann die auch nicht beliebig austauschen", erzählt Uwe Sieber. "Man braucht lange, um sich in so einen komplexen Bahnhof einzuarbeiten. Das dauert Monate."

Bahnhof wird barrierefrei ausgebaut

Die Bahn bedauert, dass die Reisenden nun länger auf Schienenersatzverkehr umsteigen müssen. Auch das Verkehrsunternehmen ist nicht glücklich mit der Situation, denn am pünktlichen Bauablauf in Gößnitz hängen auch andere Projekte, die nun später beginnen. So wollte die Bahn eigentlich ab 25. August Bauarbeiten an der Strecke bei Chemnitz beginnen.

In Gößnitz sind Arbeiter auf dem neuen Bahnsteig gerade mit Restarbeiten am Pflaster beschäftigt. Der alte Bahnsteig daneben mit über 600 Metern Länge hat ausgedient, soll aber in der nächsten Bauphase noch als Provisorium herhalten. Dann sollen dort die Züge aus Chemnitz halten.

In Zukunft verfügt der Knoten Gößnitz über vier Bahnsteige, die alle barrierefrei erreichbar sein werden. Der neue Aufzug steht schon, auch den neuen Personentunnel haben die Arbeiter bereits fertiggestellt. Dort wollen Schüler einer Gößnitzer Schule in den nächsten Wochen die Wände mit Motiven aus der Region gestalten. In der Hoffnung, dass Graffiti-Schmierfinken die Arbeiten respektieren.

Ab Ende September sollen wieder Züge rollen

Mit den Kosten liegt der Bahnhofsumbau laut Bahn aktuell im Plan. Und ab Ende September sollen dann endlich wieder Züge rollen, sagt Uwe Sieber. Dann müssen die Arbeiter die Gleise auf der Ostseite verlegen und den zweiten Bahnsteig bauen. Im nächsten Jahr soll es laut Bahn im Sommer eine weitere Sperrpause geben. Dann müssen auch die Gleise und Weichen auf der anderen Seite an das Elektronische Stellwerk angeschlossen werden.

Zum Schluss hat Uwe Sieber noch eine gute Nachricht für die Bahnkunden: Im Bahnhof Altenburg nördlich von Gößnitz sind die Bauarbeiten inzwischen abgeschlossen. Dort brachte am Freitagmorgen um 4:30 Uhr die erste S-Bahn Reisende nach Halle.

MDR (adr/fno)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 25. August 2023 | 19:00 Uhr

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