Sozialhilfe Thüringen plant mehr Hilfen gegen Wohnungslosigkeit

12. April 2023, 10:48 Uhr

Knapp 1.000 Wohnungslose wurden in Thüringen zuletzt registriert - die Dunkelziffer dürfte weit höher sein. Das Sozialministerium will wohnungslose Menschen jetzt besser unterstützen und die Hilfe zusammen mit freien Trägern und der Wirtschaft besser koordinieren.

Das Thüringer Sozialministerium will mehr Unterstützung für Wohnungslose auf den Weg bringen. Es solle mehr Hilfen geben, damit Menschen nicht aus ihrer Wohnung auf die Straße oder zu Freunden ziehen müssten, sagte ein Ministeriumssprecher der "Deutschen Presse-Agentur". "Informationsangebote müssen niederschwellig an die Menschen gebracht werden, die ihren Wohnraum durch Zahlungsschwierigkeiten verlieren könnten."

Land plant Gesamtstrategie gegen Wohnungslosigkeit

Wichtig sei, dass die Sozial- und Ordnungsbehörden mit der Wohnungswirtschaft und dem Träger der Wohnungslosenhilfe eng zusammenarbeiteten. Ziel sei, dass Obdachlosigkeit gar nicht erst entstehe. Für Mitte Juni plane das Ministerium deshalb einen Fachtag, der sich dem Thema Wohnungslosigkeit widme. "Ziel dieser Fachtagung ist es, eine Gesamtstrategie zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit in Thüringen zu erarbeiten", hieß es.

"Obdachlos" oder "wohnungslos"? Die Begriffe Obdach- und Wohnungslosigkeit werden oft gleichgesetzt oder verwechselt.

Wohnungslosigkeit ist der Überbegriff für "Wohnungsnotfälle", wie sie fachlich heißen. Wohnungslos sind generell Menschen, die keinen festen Wohnsitz haben. Also auch diejenigen, die zwischenzeitlich bei Bekannten, Verwandten oder auch Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege unterkommen können.

Obdachlos bedeutet, dass Menschen bis auf Notunterkünfte überhaupt keine Unterkunft zur Verfügung haben, sondern im öffentlichen Raum schlafen.

Ungenaue Zahlen zu Wohnungslosen

Wie viele Menschen derzeit in Thüringen keine eigene Wohnung haben, lässt sich nur schätzen. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 seien im Freistaat 940 wohnungslose Menschen in für sie geschaffenen Einrichtungen wie Not- und Gemeinschaftsunterkünften untergebracht gewesen. Diese Angabe erfasse aber nur einen Teil der Menschen, die obdachlos seien, sagte der Sprecher. "Dass es ein Dunkelfeld geben muss, liegt auf der Hand."

Es gebe auch Menschen, "die als verdeckt Wohnungslose gelten". Dabei handele es sich um Frauen und Männer, die zwar keine eigene Wohnung mehr haben, aber nicht auf der Straße leben - sie seien zumindest zeitweise bei Freunden oder Bekannten untergekommen.

Nur ein Teil sucht Hilfe

Menschen, die in den entsprechenden Fachberatungsstellen Hilfe suchten, würden nicht statistisch erfasst. Zudem seien die ambulanten Strukturen der Wohnungslosenhilfe in einigen Regionen Thüringens nur schwach ausgebaut. "Es dürfte mehr als unwahrscheinlich sein, dass sich alle Menschen, die in Thüringen keine Wohnung haben, sich an eine der Fachberatungsstellen wenden", so der Ministeriumssprecher.

MDR (dst)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 12. April 2023 | 10:00 Uhr

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