
Brazilian Jiu-Jitsu Was einen Kampfsport-Profi nach Katharinenberg zieht
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23. März 2025, 12:43 Uhr
Mahir Smajlovic ist Thüringens wahrscheinlich bestausgebildeter Trainer im Brazilian Jiu Jitsu. In Katharinenberg im Südeichsfeld unterrichtet er die Kampfkünste Brazilian Jiu Jitsu (mit und ohne Gi, also mit oder ohne Trainingskleidung), Thaiboxen und Mixed Martial Arts (MMA). Seine Schülerinnen und Schüler nehmen bis zu eine Stunde Fahrt auf sich, um sich körperlich und mental weiterzuentwickeln.
In einer ehemaligen Industriehalle in Katharinenberg im Südeichsfeld geht's rund - wortwörtlich. Immer zu zweit rollen Männer und Frauen über eine weitläufige blaue Matte. Eng umschlungen, schweißgebadet und manchmal ächzend - bringen sie sich gegenseitig in sichtlich unangenehme Positionen, aus denen es kein Entkommen gibt.
Berührungsängste sind hier fehl am Platz, denn Brazilian Jiu Jitsu, kurz BJJ, ist ein Vollkontaktsport. Schuhe tragen sie keine, Socken meist auch nicht. Dafür einen sogenannten Gi, ihren Kampfanzug aus fester Baumwolle.
Kampfsport auf dem Dorf ist selten
Die Kampfsportschule "Fight Gym X-Project" hat Trainer und Inhaber Mahir Smajlovic vor etwa drei Jahren in Katharinenberg gegründet - weil er es wichtig findet, auch im ländlichen Bereich Kampfkünste wie Brazilian Jiu Jitsu (mit und ohne Gi), Thaiboxen und Mixed Martial Arts (MMA) anzubieten.
"Das findet hier sonst so gut wie nicht statt", erklärt er. Seine Schülerinnen und Schüler kommen aus Thüringen und Hessen - an der Grenze zum Nachbarbundesland hat er damit den idealen Standort gefunden, auch wenn Katharinenberg selbst mit nur 130 Einwohnern tatsächlich winzig ist.
Generell ist mein Herz am BJJ hängengeblieben.
Liebe zum Brazilian Jiu Jitsu seit mehr als 30 Jahren
Trainer Mahir Smajlovic fasziniert der Sport seit seiner Kindheit: Kampfsport macht der gebürtige Bosnier, seitdem er sieben Jahre alt ist. Seitdem hat er hohe Gradierungen - also Gürtel - in Karate, Jiu Jitsu und Kickboxen erreicht. "Aber generell ist mein Herz am BJJ hängengeblieben", erzählt er.
Die Sportart kommt aus dem traditionellen Judo und hat sich im frühen 20. Jahrhundert in Brasilien zu dem entwickelt, was sie heute ist - laut Smajlovic eine durchdachte und effiziente Kampfsportart, die Menschen bis ins hohe Alter praktizieren können.
Die Kampfsportarten
Karate ist eine japanische Kampfsportart, die sich auf Schlagtechniken wie Tritte, Schläge und Stöße konzentriert. Karate betont Disziplin, Selbstverteidigung und körperliche Fitness.
Jiu Jitsu stammt ursprünglich aus Japan und fokussiert sich Jiu Jitsu auf Hebel-, Wurf- und Bodenkampftechniken. Es nutzt die Kraft des Gegners, um ihn zu überwältigen.
Brazilian Jiu Jitsu (BJJ) ist eine Weiterentwicklung des traditionellen Jiu Jitsu, die in Brasilien entstanden ist. BJJ konzentriert sich stark auf Bodenkampf und Hebeltechniken, um den Gegner zur Aufgabe zu zwingen.
Kickboxen ist eine Kampfsportart, die Elemente aus Karate und Boxen kombiniert. Kickboxen umfasst Tritte und Schläge und wird sowohl als Wettkampfsport als auch zur Fitness betrieben.
Mixed Martial Arts (MMA) ist ein Vollkontakt-Wettkampfsport, der Techniken aus verschiedenen Kampfsportarten wie Boxen, Kickboxen, Jiu Jitsu, Wrestling und Muay Thai kombiniert. MMA-Kämpfe finden sowohl im Stand als auch am Boden statt.
Seine Leidenschaft für Brazilian Jiu Jitsu zeigt sich auch in seinem Gürtelgrad: Wie beim Karate sind schwarze Gürtel auch im BJJ nur den besten Kämpfern vorbehalten. Nach Smajlovics Kenntnisstand gibt es in Thüringen davon aktuell nur vier - und Smajlovic setzt sogar noch einen drauf. "Ich bin von den vier, glaube ich, der einzige mit einem Streifen." Das bedeutet: Der Trainer ist noch besser ausgebildet als andere Schwarzgurte.
Bis zu einer Stunde Fahrt für das Training
Nachdem Trainer Mahir Smajlovic sich mit seinen Schützlingen aufgewärmt und ihnen neue Techniken nähergebracht hat, kommt der Praxisteil - "Grappling" oder "Rollen" genannt. Ein Kampf dauert fünf bis sieben Minuten. Oder bis einer abklopft oder "Tab!" ruft. Nach jeder Runde verabschieden sich die Schüler - meist schweißgebadet - mit einem freundlichen "Danke" voneinander.
An fünf bis sieben Tagen die Woche trainieren Smajlovic und seine Schützlinge so in Katharinenberg - manche nur zum Spaß, andere fahren auch zu Wettkämpfen. Manche nehmen bis zu eine Stunde Fahrt auf sich, um von Smajlovic zu lernen. "Es macht einfach Spaß, Leuten das Kämpfen beizubringen. Denn es geht ja nicht nur ums Kämpfen an sich. Man sieht auch tatsächlich an den Leuten, wie sie im Privatleben dadurch wachsen", findet er.
Ob Anwalt oder Dachdecker: Auf der Matte sind alle gleich
Schüler Paul aus Mühlhausen ist von Anfang an mit dabei und genießt vor allem das Gemeinschaftsgefühl: "Es können beispielsweise ein Anwalt und ein Dachdecker gegeneinander kämpfen. Aber im Gi sieht das keiner und auf der Matte ist das egal, weil das Ego am Mattenrand abgegeben wird."
... auf der Matte ist das egal, weil das Ego am Mattenrand abgegeben wird.
Marius aus Frieda in Hessen schätzt die Atmosphäre im Gym: "Die Kameradschaft, die Leute hier, die motivieren einen." Und Richard aus Mühlhausen ist von seinem Trainer begeistert: "Was ich selber nicht aus mir raushole, das holt Mahir aus mir raus."
Bisher 70 Mitglieder konnte Smajlovic gewinnen.
MDR (sar)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 23. März 2025 | 18:00 Uhr
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