
Influenza Trotz heftiger Grippewelle Impfstoffe wenig gefragt
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24. März 2025, 18:02 Uhr
In Thüringen hat es diesen Winter fast doppelt so viele Grippefälle gegeben wie im vorigen Jahr. Dennoch bleibt ein Ansturm auf Impfungen aus. Das finanzielle Risiko für übrig gebliebenen Impfstoff tragen die Ärzte.
- Impfstoff-Bestellungen brauchen langen Vorlauf.
- Ärzte tragen das finanzielle Risiko.
- Grippefälle im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt.
Trotz der heftigen Grippesaison diesen Winter bestellen die niedergelassenen Ärzte in Thüringen nur zögerlich neuen Impfstoff. Wie die "Thüringer Allgemeine" berichtet, wichen die vorbestellten Dosen nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts deutlich vom ermittelten Bedarf ab.
Die Impfquoten in Thüringen liegen vergleichsweise niedrig. Laut Barmer-Krankenkasse ließ sich nur jeder vierte Thüringer in dieser Saison gegen Grippe impfen.
Impfstoff-Bestellungen mit langem Vorlauf
Wie eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT) in Weimar mitteilte, müssen Ärzte den Grippe-Impfstoff in der Regel bis Ende Februar bestellen. Er wird dann gestaffelt im Spätsommer oder Frühherbst ausgeliefert.
Der genaue Termin sei abhängig vom Hersteller und der Freigabe der jeweiligen Charge durch das Paul-Ehrlich-Institut. Das bedeute, dass Ärzte schon viele Monate im Voraus festlegen müssen, welche Mengen sie benötigen - obwohl die tatsächliche Impfbereitschaft erst im Herbst sichtbar wird.
Die Produktion des Grippe-Impfstoffs dauere verhältnismäßig lang, weil dieser jedes Jahr an die aktuellen Virus-Varianten angepasst werden müsse. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gebe in der Regel im Februar eine Empfehlung für die Zusammensetzung des Impfstoffs heraus.
Danach beginne die Produktion. Die Impfstoffe werden demnach fast ausnahmslos in Hühnereiern produziert, was ebenfalls einen langen Vorlauf erfordert.
Ärzte tragen Risiko
Produziert wird laut KVT nur so viel Impfstoff, wie tatsächlich gebraucht wird. Werde nämlich zu viel hergestellt, entstehen hohe Kosten. Außerdem müsse der zu viel produzierte Impfstoff entsorgt werden.
Sie [die Ärzte] müssen das wirtschaftliche Risiko tragen, wenn Impfstoff übrig bleibt.
Während zum Beispiel Corona-Impfstoffe in großen Mengen zentral beschafft und gelagert wurden, müssten die einzelnen Ärzte den Grippe-Impfstoff selbst bestellen. "Sie müssen das wirtschaftliche Risiko tragen, wenn Impfstoff übrig bleibt", so die KVT-Sprecherin. Außerdem variiere die Impfbereitschaft von Jahr zu Jahr. Das erschwere eine genaue Kalkulation.
Bestellt ein Arzt deutlich zu viel Impfstoff und es bleiben zu viele Impfdosen übrig, dann könnten die Krankenkassen Regressforderungen stellen. Das sei zwar nicht die Regel, komme aber vor. Dies wiederum führe zwangsläufig dazu, dass Ärzte vorsichtig kalkulieren, um einen Regress zu vermeiden. Sie bestellten den Impfstoff auf Basis einer Hochrechnung - in der Regel orientiert an der Zahl der Impfungen im vergangenen Jahr. Konkrete Zahlen zur Häufigkeit von Regressfällen nannte die KVT-Sprecherin nicht.
Grippefälle fast verdoppelt
In dieser Saison sind in Thüringen mehr als doppelt so viele Grippefälle gemeldet worden wie in der Vorsaison. Von Anfang Oktober 2024 bis Mitte März waren es 17.065 Fälle, wie aus dem neusten Wochenbericht des Landesamts für Verbraucherschutz hervorgeht. In der gesamten Saison 2023/2024 waren es laut Landesamt 8.807.
Die Zahlen geben nur einen eingeschränkten Überblick über das Infektionsgeschehen, weil nicht alle Ärzte Krankheitsfälle melden. Seit Saisonbeginn starben in Thüringen 53 Menschen im Zusammenhang mit einer Grippe-Infektion, wobei in 46 Fällen die Virusgrippe die Todesursache war. Die meisten Gestorbenen waren 60 Jahre und älter, aber auch in der Altersgruppe zwischen 10 und 19 Jahre wurden zwei Todesfälle gemeldet.
MDR (mw/cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 24. März 2025 | 19:00 Uhr