Ende des 9-Euro-Tickets Erfurter Verkehrsforscher: "Große Sehnsucht nach einfachem ÖPNV"

31. August 2022, 11:32 Uhr

Letzte Gelegenheit für einen "9-Euro-Ausflug" mit Bus, Straßenbahn oder Regionalbahn: Am Mittwoch endet das 9-Euro-Ticket und der Erfurter Verkehrsforscher Prof. Matthias Gather nennt es einen "verkehrspolitischen Erfolg", der aber auch die Grenzen des Systems aufgezeigt habe. Mit einer Studie will er zeigen, wie die Thüringer es genutzt haben.

Das 9-Euro-Ticket ist aus Sicht des Erfurter Verkehrsforschers Professor Matthias Gather ein Erfolg gewesen. Im MDR-Interview sagte Gather, es habe gezeigt, dass "offensichtlich eine große Sehnsucht danach besteht, dass wir alle mit einfachen Mitteln den ÖPNV nutzen können." Gleichzeitig habe der Ansturm den Passagieren auch "die Grenzen des Systems" gezeigt.

Die Züge waren voll. Aber im großen Ganzen hat es doch gut funktioniert.

Prof. Matthias Gather

Gather sagte deshalb, dass das 9-Euro-Ticket auch gezeigt habe, dass der ÖPNV besser werden müsse. Es müsse mehr Geld in den Nahverkehr investiert werden.

Zug ersetzt das Auto meist nicht

Auf die Frage, ob es gelungen sei, die Menschen durch das 9-Euro-Ticket vom Auto wegzubringen, erklärte Gather: "Wenn man sich die Studien anschaut, die begleitend gemacht wurden: Dieses Ziel wurde nicht erreicht". Nur wenige Menschen seien wegen des günstigen Preises vom Auto komplett auf den ÖPNV umgestiegen. Das liege an der Qualität des Angebots.

Regionalzug und Auto fahren in Hügellandschaft aneinander vorbei.
Wo kein Bus oder Zug fährt, kann man ihn auch nicht nutzen, kritisiert der Professor. Bildrechte: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Wenn ich keinen Bus nutzen kann, dann hilft mir auch nicht, wenn ich kostenlos fahren kann. Längerfristig ist natürlich so etwas wie ein 9-Euro-Ticket durchaus dazu geeignet, Menschen zum Zug zu bringen.

Prof. Matthias Gather

Nutzen für die Verkehrsunternehmen

Positiv sei gewesen, dass die Menschen "Mobilitätsbedürfnisse mit kleinem Geld befriedigen" konnten. So seien Menschen, die das sonst nicht gemacht oder hätten machen können, an die Ostsee gefahren, an die Nordsee, den Thüringer Wald und das Erzgebirge.

Das war nicht immer alles - die Freizeitlinien waren alle voll und überlastet.

Prof. Matthias Gather

Fahrgäste warten im Bahnhof auf eine Regionalbahn.
Genuss in "vollen Zügen"? Bildrechte: picture alliance/dpa | Stefan Sauer

Letztlich hätten die Verkehrsbetriebe von der Nachfrage aber profitiert, so Gather.

Studie: Hat das 9-Euro-Ticket zu schönen Freizeitaktivitäten geführt?

Die Fachhochschule Erfurt untersucht derzeit, ob die Menschen durch das 9-Euro-Ticket Aktivitäten unternehmen konnten, die vorher für sie nicht möglich waren. Dafür haben die Studienmacher Bewohner der Neubaugebiete in Erfurt befragt. 6.000 Fragebögen wurden verteilt - der Rücklauf sei überwältigend, so Gather. Konkrete Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor.

Der Experte Prof. Dr. Matthias Gather arbeitet an der Fachhochschule Erfurt als Professor für Verkehrspolitik und Raumplanung. Er ist Dekan an der Fakultät Wirtschaft-Logistik-Verkehr und Direktor des Instituts Verkehr und Raum (IVR)

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Der tschechische SchriftstellerJaroslav Rudiš ist ein Eisenbahnmensch. So oft es geht, fährt er mit dem Zug kreuz und quer durch Europa. Bildrechte: MDR/Markus Wetterauer
Zsolt Gosztonyi hat bei der Eisenbahn in Ungarn, Österreich, Deutschland und der Schweiz gearbeitet. In einer Dampflok ist Leben, sagt er. Zylinderöl und Schlacke sind für ihn wie Parfüm.
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Zsolt Gosztonyi hat bei der Eisenbahn in Ungarn, Österreich, Deutschland und der Schweiz gearbeitet. In einer Dampflok ist Leben, sagt er. Zylinder-Öl und Schlacke sind für ihn wie Parfüm.

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 31. August 2022 | 08:10 Uhr

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