Bahnverkehr Streit um Verlängerung des 9-Euro-Tickets: Thüringer Verkehrsministerin fordert Neuauflage
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07. August 2022, 16:40 Uhr
Thüringens Verkehrsministerin Susanna Karawanskij (Linke) hat den Bund aufgefordert, rasch ein Folgeangebot für das vergünstigter 9-Euro-Ticket auf den Weg zu bringen. Als Beispiel schlägt sie ein 365-Euro-Jahresticket vor. Gestritten wird zwischen Bund und Ländern derzeit besonders darum, wer die Kosten für eine Anschluss-Lösung übernehmen würde.
- Die Ministerin erachtet es als "fatal", wenn es keine Anschlusslösung gäbe.
- Derzeit streiten Bund und Länder, wer wie viel Geld dafür geben könnte.
- Personal- und Fahrzeugmangel haben jüngst dem 9-Euro-Ticket in Thüringen entgegengewirkt.
Thüringens Verkehrsministerin Susanna Karawanskij (Linke) ist dagegen, das 9-Euro-Ticket Ende August auslaufen zu lassen. Sie habe sich in einem Brief an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) dafür eingesetzt, rasch ein Nachfolgeangebot auf den Weg zu bringen, sagte Karawansikij am Sonntag in Erfurt. Fast die Hälfte der Bürger und Bürgerinnen nutze das 9-Euro Ticket im Alltag. "Das ist ein starkes Signal, das Angebot bundesweit fortzusetzen."
Ministerin: "Fatales Zeichen"
Nach Meinung der Ministerin wäre es ein fatales Zeichen, das neue beziehungsweise gestiegene Interesse am Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) durch eine fehlende Anschlussregelung zu konterkarieren. Auch um die Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen, müsste die Stärkung des ÖPNV vorangetrieben werden. Zudem trage das 9-Euro-Ticket dazu bei, die Inflation zu bremsen.
Die wichtigste Erfahrung der vergangenen Wochen sei: "ÖPNV muss kostengünstig und einfach sein." Als Beispiel schlägt sie ein ganzjähriges 365-Euro-Ticket vor.
Neben diesem Vorschlag für ein 365-Euro-Jahrestickets gibt es auch andere Ideen, wie zum Beispiel Monatstickets für 29, 49 oder 69 Euro. Der Bund hat bisher mit 2,5 Milliarden Euro für Einnahmeausfälle bei Verkehrsunternehmen das 9-Euro-Ticket finanziert.
Wer übernähme Kosten für Folgeangebot?
Gut drei Wochen vor dem Auslaufen des verbilligten Tickets ringen Bund und Länder vor allem um die genaue Finanzierung einer Anschluss-Lösung: Bayern pocht darauf, dass der Bund allein die Kosten für ein Folgeangebot trägt. Andere Länder signalisieren dagegen die Bereitschaft zur Mitfinanzierung. Finanzminister Christian Lindner sieht keinen Spielraum für zusätzliche Mittel des Bundes.
Hohe Nachfrage bei länderübergreifenden Verbindungen
Wie Thüringens Verkehrsministerin mitteilte, habe es eine besonders hohe Nachfrage mit dem 9-Euro-Ticket auf länderübergreifenden Regionalbahn-Verbindungen gegeben, darunter auf den Strecken Nürnberg-Jena-Leipzig, Erfurt-Würzburg oder Erfurt-Göttingen.
Thüringen habe kurzfristig rund 1,7 Millionen Euro bereitgestellt, so dass auf einzelnen, besonders belasteten Strecken wie der Regionallinie 42 Leipzig-Jena-Nürnberg Entlastungszüge eingesetzt oder Züge mit weiteren Wagen verstärkt werden konnten.
Personal- und Fahrzeugmangel konterkariert oft die Wirkung
Nach Einschätzung des Ministeriums hat die mangelnde Verfügbarkeit von zusätzlichen Fahrzeugen und Personal gleichzeitig verhindert, dass das Angebot flächendeckend wirklich ausgeweitet und die starke Auslastung der Züge verringert worden sei. Zum Teil müssten Fahrgäste stehen, bisweilen können sie wegen zu hoher Auslastung nicht mehr zusteigen.
Forderung nach genereller Erhöhung der Bundesmittel
Generell forderte Susanna Karawanskij Bundesverkehrsminister Wissing auf, die Bundesmittel für den ÖPNV kurzfristig und kräftig zu erhöhen. Nötig seien eine deutliche Ausweitung des ÖPNV-Angebots sowie Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeuge, "damit gerade die Menschen in den ländlichen Regionen die Chance bekämen, ihr Auto stehen zu lassen und auf den ÖPNV umzusteigen". Länder und Kommunen würden diese riesigen Investitionen nicht allein tragen können.
MDR (dst), dpa
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 07. August 2022 | 18:15 Uhr
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