Parlamentarische Anfrage Immer mehr Fragen zur Waldorfschule Weimar
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15. April 2021, 05:00 Uhr
Die Grünen verlangen Auskunft zur Waldorfschule Weimar. In einer Kleinen Anfrage möchte Landtagsfraktionschefin Astrid Rothe-Beinlich von der Landesregierung wissen, ob die staatliche Schulaufsicht die Waldorfschule noch unter Kontrolle hat. Hintergrund sind Vorwürfe, dass es dort zu Gewalt gegen Schüler und zu Verstößen gegen das Thüringer Schulgesetz gekommen sei.
Keine Aufarbeitung der Gewaltvorwürfe, Ausschluss von kritischen Mitgliedern aus dem Trägerverein, Kündigung von Schulverträgen mit kritischen Eltern - die Liste der Vorwürfe ist lang. Sie richten sich gegen den Träger der Schule, den Verein "Vereinigung Waldorfpädagogik Weimar e. V.“
Astrid Rothe-Beinlich will außerdem wissen, was es mit den so genannten Bonuszahlungen auf sich hat. Dabei soll es sich um nicht verbrauchte Personalmittel handeln, die am Jahresende an Lehrerinnen und Lehrer verteilt werden. Unklar sei allerdings, nach welchen Kriterien das passiere. Auch Fragen zur Qualifikation der Lehrer und zur Personalpolitik der Schule soll die Landesregierung jetzt beantworten.
Zuverlässigkeit des Schulträgers in Frage gestellt
In der Kleinen Anfrage an die Landesregierung heißt es: "So bestehen Zweifel, ob und in welchem Umfang die Schule verantwortlich geführt wird und Zweifel daran, ob die Mitgliederversammlung als Hauptorgan des Schulträgers ihren Verpflichtungen nach dem Thüringer Gesetz über Schulen in freier Trägerschaft nachkommen kann.
Bei der Mitgliederversammlung im Februar war Vereinsmitglied Michael Hasenbeck aus dem Verein ausgeschlossen worden. Er gilt als einer der schärfsten Kritiker des Vereinsvorstandes. Jetzt hat er gegen seinen Ausschluss Klage eingereicht, da der aus seiner Sicht in mehreren Punkten der Vereinssatzung widerspricht.
Außerdem sagt Hasenbeck: "Ich möchte aber auch ein Zeichen setzten, für die Lehrer*innen, Eltern und Schüler, die schweigen. Es lohnt sich für den Erhalt einer Schule zu kämpfen, deren Bestand von denen gefährdet wird, die meinen, diese mit organisierten Mehrheiten betreiben zu können, ohne dass Fragen zur professionellen Aufarbeitung von Gewaltvorwürfen, nach Entschuldigung gegenüber Opfern sowie nach intransparenten Entscheidungsprozessen öffentlich beantwortet werden müssen.“
Viele Eltern schweigen aus Angst
So sollen in den vergangenen Jahren Schulverträge in Konfliktfällen gegen den Willen der Eltern oder Schüler gekündigt worden sein, andere haben von sich aus die Schule verlassen. In einem anonymen Brief eines Elternteils heißt es dazu:
Hören Sie bitte damit auf, KritikerInnen und Betroffene abzuweisen und zu verhöhnen. Es schmerzt und erzeugt Angst.
"Sehr geehrte Schulleitung der Waldorfschule Weimar, kommen Sie bitte heraus aus Ihrer Opferrolle und beweisen Sie endlich wirkliche Offenheit gegenüber kritischen Stimmen. Hören Sie bitte damit auf, KritikerInnen und Betroffene abzuweisen und zu verhöhnen. Es schmerzt und erzeugt Angst. Damit möchte ich mich nicht zum Opfer machen, aber ich möchte versuchen zu verdeutlichen, welches Klima damit erzeugt wird und was es mit mir ganz persönlich macht. Ich wünschte, ich müsste diese Zeilen nicht anonym veröffentlichen."
Kritische Stimmen mehren sich
Die schulaufsichtliche Prüfung der Waldorfschule sollte eigentlich am 19. März abgeschlossen sein, wurde aber bis zum 9. April verlängert. Das war am letzten Freitag. Laut Bildungsministerium hat die Schule fristgemäß geantwortet, die Auswertung dauere allerdings noch.
Auch der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) beschäftigt sich inzwischen mit seinem Weimarer Mitglied. Im März gab es ein Treffen, um sich vor Ort ein Bild davon zu machen, wie es vorangeht mit der Aufarbeitung der Gewaltvorwürfe und der ungelösten innerschulischen Konflikte. Henning Kullak-Ublick, Vorstand des BdFWS teilte damals mit, man habe gemeinsam einen "mehrteiligen Maßnahmenkatalog" vereinbart. Demnach muss die Waldorfschule Weimar alle dieser Vereinbarungen bis Ende Mai umsetzen, um einen Ausschluss aus dem Verband abzuwenden.
Bildungsministerium zweifelt
Bereits im Februar hatte das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport von einer "besorgniserregenden Entwicklung“ an der Freien Waldorfschule in Weimar gesprochen. Es dränge sich einem Ministeriumssprecher zufolge "mehr und mehr der Eindruck auf, als wäre der Verein an einer Lösung, die dem Schulgesetz entspricht, immer weniger interessiert. An den Grundanforderungen des Schulgesetzes aber führt auch für Freie Schulen kein Weg vorbei."
Damals hatte auch der Bildungsausschuss des Thüringer Landtags eine "lückenlose" Aufklärung der Vorwürfe gefordert. Zur nächsten Sitzung steht das Thema wieder auf der Tagesordnung. Dann sollen die Ergebnisse der schulaufsichtlichen Prüfung ausgewertet und besprochen werden. Vorausgesetzt, sie liegen bis dahin vor.
Die Waldorfschule hat auf unsere Anfragen zum Thema nicht geantwortet.
Quelle: MDR THÜRINGEN/gh
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 15. April 2021 | 06:00 Uhr
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