Studierende in Angst Schlägereien an Weimarer Bauhaus-Universität: Mehr Sicherheitspersonal soll für Ruhe sorgen
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04. Juli 2024, 21:15 Uhr
Gewalt und Schlägereien in den vergangenen Monaten haben die Weimarer Bauhaus-Universität erschüttert. Seit Mitte Mai gab es sieben Vorfälle. Nun verstärkt die Uni ihr Sicherheitspersonal.
Gewalt und Schlägereien haben in den vergangenen Wochen für Unruhe an der Weimarer Bauhaus-Universität gesorgt. Seit Mitte Mai hat es mindestens sieben Vorfälle gegeben, bei denen es neben Diebstahl und Sachbeschädigung auch zu gewalttätigen Übergriffen kam, bei denen Menschen zum Teil schwer verletzt wurden.
Die Täter haben unvermittelt zugeschlagen. Es gab kein Wortgefecht vorher, keine Warnung.
Ein Student wurde laut Polizei von bislang unbekannten Männern so schwer verletzt, dass er im Krankenhaus notoperiert werden musste und wohl noch immer um sein Augenlicht bangt.
Schwerverletzte kämpfen mit psychischen Folgen
Junge Erwachsene, die ebenfalls verprügelt worden sind, würden wohl noch lange mit den psychischen Folgen zu kämpfen haben. "Die Täter haben unvermittelt zugeschlagen. Es gab kein Wortgefecht vorher, keine Warnung", sagt Colin, der nach einer Prügelattacke noch regelmäßig zum Arzt gehen muss.
Zivilcourage endet in Gewalt
Warum passiert so etwas? Und warum gerade auf dem Campus? Colin hat eine Erklärung. Er denkt, dass die Unbekannten versuchen, sich diesen Ort anzueignen. Der Campus liegt zentral und in Innenstadtnähe und ist trotzdem durch Häuser geschützt.
Er sei ein beliebter Treffpunkt, der nach der Corona-Zeit gerade erst wieder von Studenten und Studentinnen in Beschlag genommen wird. "Und das versuchen die Personen offenbar zu verhindern. Sie wollen den Platz vielleicht übernehmen und für sich beanspruchen", meint Colin.
Trotzdem kann man nicht wegschauen. Zivilcourage muss sein. Allerdings würde ich jetzt sagen: Safety first.
Die Auslöser der Prügeleien sind laut Polizei ganz unterschiedlich. Mal wollten die Studenten die Angreifer davon abbringen, Aufsteller einer Ausstellung zu zerstören. Ein anderes Mal intervenierten sie, weil die Täter ausländerfeindliche Parolen brüllten. In beiden Fällen endete Zivilcourage in Gewalt.
"Trotzdem kann man nicht wegschauen. Zivilcourage muss sein. Allerdings würde ich jetzt sagen: Safety first. Bringe dich erst in Sicherheit oder rufe die Polizei, bevor du eingreifst", sagt Colin. In seinem Fall habe es gefühlt zu lange gedauert, bevor die Beamten vor Ort waren.
Bauhaus-Universität reagiert auf Vorfälle
Schnell gehandelt hat die Universität. "Die Reaktion vom Präsidenten und zwei Dekanen war stark", meint Colin. Die Bauhaus-Universität hat ihr Sicherheitspersonal verstärkt. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden für das Verhalten im Notfall in Kürze professionell geschult und es wird kommuniziert.
So haben alle Studenten und Studentinnen eine Mail des Präsidenten erhalten. Peter Benz ruft darin unter anderem auf, wachsam zu sein, Konflikte zu vermeiden und Notfälle rechtzeitig anzuzeigen. Die Universität hat eine eigene Mail-Adresse eingerichtet, an die Vorfälle gemeldet werden können.
Auch die Kommunikation mit der Polizei wurde nach Universitätsangaben verstärkt. Mit Erfolg, wie es heißt. So habe es beispielsweise bei den Veranstaltungen der Pride Week vor kurzer Zeit keinerlei Auseinandersetzungen gegeben, weil die Präsenz da war. Mit der Stadt Weimar ist die Universität ebenfalls im Gespräch. Eine Arbeitsgruppe für mehr Sicherheit wird sich in Kürze an der Uni gründen, heißt es.
Polizei nimmt Teenager fest
Die Behörden sind alarmiert und können erste Erfolge vermelden. Zu den Gewalttaten am Campus habe es eine Reihe von Raubdelikten in der Innenstadt gegeben, die vermutlich geklärt werden konnten. Erst am vergangenen Wochenende hat die Polizei zwei Teenager festgenommen, die für die Überfälle verantwortlich sein sollen.
Hier spielen sicherlich auch politische und gesellschaftliche sowie nicht zuletzt soziale Hintergründe eine Rolle.
Ob die Jugendlichen im Zusammenhang mit der Gewalt auf dem Campus stehen, wird geprüft, genauso wie politisch motivierte Taten. Denn auch das sei denkbar, sagt die Universität: "Der Campus mit seiner Innenstadtlage ist ein Ort, an dem viele Gruppen zusammentreffen. Hier spielen sicherlich auch politische und gesellschaftliche sowie nicht zuletzt soziale Hintergründe eine Rolle."
MDR (cma/cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 04. Juli 2024 | 19:00 Uhr