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"Wähl' Liebe" Warum queere Menschen jetzt zur Wahl aufrufen
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19. Februar 2025, 11:18 Uhr
Unter dem Motto "Wähl‘ Liebe" demonstrierte am Wochenende die queere Community in mehr als 50 Städten. Zehntausende gingen bundesweit auf die Straßen, um vor der Bundestagswahl ein Zeichen für die Rechte von Homo- und Bi- und Intersexuellen sowie Transpersonen und Nonbinären zu setzen. Auch in Erfurt versammelten sich am Samstag etwa 200 Menschen. Was befürchten sie?
Es ist fünf Minuten vor Zwölf in Erfurt. Rund 200 Menschen haben sich versammelt, um am Samstagmittag zu demonstrieren. Es ist "5 vor 12 für unsere Rechte" heißt es auf dem Flyer der Veranstaltung, mit dem sich der CSD Erfurt in die bundesweiten Demonstrationen der queeren Community einreiht.
CSD Erfurt sieht eine politische Gefahr
Viele hier befürchten, dass die freiheitlichen Errungenschaften der vergangenen Jahren nach der Bundestagswahl verloren gehen könnten. Die Offenheit im Umgang mit anderen Formen der Sexualität und Geschlechtlichkeit werde derzeit zurückgedrängt, sagt Richard Gleitsmann vom CSD Erfurt.
"Die Kriminalität gegenüber Menschen wird mehr. Hassrede gegen queere Menschen nimmt zu und das wird natürlich von politischen Kräften rechts der Mitte befeuert", sagt Gleitsmann. Eine Zusammenarbeit von CDU und AfD sei in gesellschaftspolitischen Fragen ein fatales Zeichen. "Wenn das von der Politik kommt, ist es natürlich wie ein Freibrief für die Gesellschaft. Deswegen stehen wir unter Druck. Die Gefahr ist groß", warnt er. Darum sei es wichtig, die Liebe zu wählen.
Queerfeindliche Anzeichen verdichten sich im Alltag
Mit der Kampagne "Wähl' Liebe" werben die queeren Aktivisten für die Unterstützung queer-freundlicher Parteien, wie SPD, Grüne, Linke und verschiedener kleinerer Parteien. Zugleich kritisiert die Kampagne, dass die Rechte der LGBTQ-Gemeinschaft im Wahlkampf praktisch keine Rolle spielt - eher im Gegenteil. Vor allem die AfD setzte mit ihrer Vorstellung einer heteronormativen Standard-Familie einen Ton, der das politische Klima immer weiter verändert.
Das sieht auch Janne so und erzählt, dass sich die queerfeinlichen Anzeichen im Alltag verdichten würden. "Es sind einfach die Blicke und Kommentare, die man bekommt." Gerade im Wahlkampf fehle es den queeren Menschen an Sichbarkeit, um auf ihre Themen aufmerksam zu machen. "Queere Menschen sind eine super wichtige gesellschaftliche Gruppe, die wir nicht vergessen dürfen", sagt Janne.
Sorgenvolle Töne bei Teilnehmern
Und so sind die Redebeiträge am Samstag gespickt mit Warnungen und Sorgen, vor dem was da noch kommen könnte. Es ist eine diffuse Angst, die zwischen den Zeilen mitschwingt. Ein Demo-Teilnehmer, der lieber anonym bleiben will, sagt: "Es ist wichtig, für Vielfalt und Demokratie zu stehen, Gesicht zu zeigen und auf die Straße zu gehen", sagt er. Man könne nur gemeinsam daran arbeiten, "dass hier nicht Dinge passieren, die wir alle nicht wollen."
Welche Dinge das sein könnten, sagt er nicht. Aber es ist klar, dass sie alle die Sorge umtreibt, die gewonnenen und mühsam erkämpften Freiheiten wieder zu verlieren. Auf der Bühne wird es derweil konkreter. Der CSD Erfurt fordert, queere Rechte im Grundgesetz zu verankern, Hasskriminalität und Hate Speech wirksam zu bekämpfen und die Community- und Beratungsstellen finanziell absichern.
Es sind politische Forderungen, die es angesichts der derzeitigen Umfragewerte wahrscheinlich schwer haben werden, im Bundestag eine Mehrheit zu finden.
MDR (ask)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 15. Februar 2025 | 18:00 Uhr
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