Dokumentation Chronologie des Bergwerksunglücks von Unterbreizbach

23. Oktober 2013, 18:55 Uhr

Dienstag, 1. Oktober 2013, 12:30 bis 12:45 Uhr

Die Frühschicht im Schacht II des Kalibergwerks Unterbreizbach fährt mit dem Förderkorb aus der Grube aus. Das Bergwerk gehört zum Werk Werra des K+S-Konzerns mit mehreren zusammenhängenden Schachtanlagen. Ein siebenköpfiger Vortrupp befindet sich unter Tage. Diese Bergleute sollen nach der bevorstehenden Sprengung zur Gewinnung von Kalisalz eine "Vorweg- und Freigabebefahrung" übernehmen. Dazu gehört die Kontrolle der Luft in der Grube, weil im Kalirevier an der Werra Kohlendioxid-Freisetzungen durch Bohrungen und Sprengungen normal sind. Ob die sieben Bergleute eigens für diese Aufgabe in den Schacht einfuhren oder als Teil der Frühschicht unten blieben, ist noch nicht geklärt.

Dienstag, 1. Oktober 2013, 13.30 Uhr

Die Sprengung, mit der festes Kalisalz zum Abbau gelockert werden soll, wird in 900 Meter Tiefe ausgelöst. Die sieben Bergleute des Erkundungstrupps befinden sich in einem "Kohlendioxid-Freibereich" - also einem Teil der Schachtanlage, in der die Atemluft auf eine Konzentration des Gases hin überprüft und für ungefährlich befunden wurde. Der Aufenthaltsort der Bergleute liegt mehrere Kilometer vom Sprengort entfernt. Die Sprengung löst einen gewaltigen Kohlendioxid-Ausbruch aus - nach Unternehmensangaben den größten in der Geschichte des Bergwerks. Das freiwerdende Kohlendioxid reißt große Mengen Salzstaub mit und wälzt sich binnen weniger Sekunden in alle Hohlräume der Grube. An der Oberfläche wird der Gasausbruch als graue Staubwolke sichtbar.

Dienstag, 1. Oktober, Nachmittag, genauer Zeitpunkt unbekannt

Zwei der vier Bergleute retten sich - wahrscheinlich zu Fuß - in den Nachbarschacht Merkers, der rund 10 Kilometer Luftlinie vom Schacht II in Unterbreizbach entfernt liegt. Sie fahren mit dem Förderkorb des Schachts Merkers aus.

Dienstag, 1. Oktober, Nachmittag, genauer Zeitpunkt unbekannt

Zwei weitere Bergleute haben sich in einen Schutzraum geflüchtet, der mit einer Telefonanlage ausgerüstet ist. Von dort rufen die Bergleute die Übertagemannschaft an. Die Kumpel werden von der Grubenwehr des Bergwerks gerettet.

Dienstag, 1. Oktober 2013, gegen 19:30 Uhr

Werksleiter Rainer Gerling gibt bekannt, dass die drei vermissten Bergleute tot gefunden wurden. Angehörige der Grubenwehr entdecken sie sechs bis sieben Kilometer vom Ort der Sprengung entfernt. Später wird K+S angeben, dass die Toten in rund 700 Meter Tiefe lagen.

Mittwoch, 2. Oktober 2013, gegen 02:30 Uhr

Die Polizei bestätigt, dass die Leichen der drei toten Bergleute aus dem Schacht geborgen worden sind. Später gibt die Staatsanwaltschaft bekannt, dass die Opfer obduziert werden sollen, um die Todesursache herauszufinden.


(Anmerkung der Redaktion: Die Angaben stammen von der Betreibergesellschaft K+S in Kassel, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht in allen Details Auskunft über den Hergang geben konnte. Sobald genauere Informationen vorliegen, werden diese ergänzt)

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