Wahl Höcke, Voigt, Wolf: Diese bekannten Politiker verfehlen Direkteinzug in Thüringer Landtag
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02. September 2024, 05:30 Uhr
Mehrere bekannte Thüringer Politiker haben es nicht per Direktmandat in den Thüringer Landtag geschafft, darunter fast alle Spitzenkandidaten der Parteien. Viele von ihnen schaffen den Einzug in den Landtag trotzdem.
Fast keiner der Spitzenkandidaten der Thüringer Parteien hat den direkten Einzug in den Landtag geschafft. Aber auch mehrere Minister sind gescheitert. Einige der Politiker können jedoch noch über die Zweitstimme in den Landtag einziehen. Andere schaffen es gar nicht mehr in den Landtag. Endgültig steht dies aber erst nach dem endgültigen Wahlergebnis fest, das voraussichtlich in einigen Tagen bekanntgegeben wird.
Höcke, Voigt, Wolf, Henfling und Kemmerich scheitern mit Direkteinzug
Unter den Spitzenkandidaten schaffte nur der amtierende Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) im Wahlkreis Erfurt III mit 42,4 Prozent der Stimmen den Direkteinstieg in den Landtag.
Im Wahlkreis Greiz II gelang es Thüringens Landeschef Björn Höcke (AfD) erneut nicht, per Direktmandat in den Thüringer Landtag gewählt zu werden. Der Eichsfelder unterlag dem Greizer CDU-Bildungspolitiker Christian Tischner, der 43 Prozent der Stimmen erhielt. Höcke holte 38,9 Prozent, obwohl er dieses Mal bewusst nicht im Eichsfeld angetreten war. Dort musste er sich bei der Landtagswahl 2019 dem dortigen CDU-Kandidaten geschlagen geben. Höcke zieht jedoch über die Zweitstimme und damit über die Parteiliste in den Landtag ein.
Auch CDU-Landeschef und Spitzenkandidat seiner Partei Mario Voigt musste sich im Saale-Holzland-Kreis AfD-Kandidatin Wiebke Muhsal mit 37,5 zu 38,9 Prozent geschlagen geben. Die Thüringer BSW-Spitzenkandidatin Katja Wolf lag im Wartburgkreis II / Eisenach fast 15 Prozentpunkte hinter der CDU-Kandidatin Ulrike Jary. Ein AfD-Kandidat trat dort nach einem parteiinternen Streit nicht an. Beide schaffen den Eintritt in den Landtag über die Zweitstimme der Wähler, mit denen die Partei gewählt wurde.
Die Spitzenpolitiker der Grünen und der FDP blieben chancenlos. Madeleine Henfling, Spitzenkandidatin der Grünen, kam auf 3,3 Prozent im Wahlkreis Ilm-Kreis I. In Erfurt II bekam FDP-Spitzenkandidat Thomas Kemmerich 3,1 Prozent.
Mehrere Minister scheitern mit Direktkandidatur
Der amtierende Innenminister und SPD-Spitzenkandidat Georg Maier vereinte im Wahlkreis Gotha I lediglich 12,2 Prozent der Stimmen auf sich. Dort unterlag auch der langjährige Waltershäuser Bürgermeister und Vorsitzende des Thüringer Gemeinde- und Städtebundes, Michael Brychcy (CDU), mit 36,9 Prozent knapp dem AfD-Kandidaten Marcel Kramer (37,3 Prozent). Maier zieht jedoch über die Landesliste ein.
Auch die Landwirtschafts- und Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij (Linkspartei) kam in Sonneberg I nur auf 9,7 Prozent. In Erfurt scheiterte die Grünen-Migrations- und Justizministerin Doreen Denstädt im Wahlkreis Erfurt I mit nur 1,8 Prozent. SPD-Finanzministerin Heike Taubert holte im Wahlkreis Greiz II von Björn Höcke 8,8 Prozent.
Im Saale-Holzland-Kreis bekam der unter Kinderpornographie-Verdacht stehende Kandidat der Linkspartei, Markus Gleichmann, 12,9 Prozent der Stimmen und damit mehr als die Kandidaten der SPD (6,3 Prozent), FDP (2,6 Prozent) und Grüne (1,7 Prozent) zusammen. Der Abgeordnete hat sich weiterhin nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Greizer Ex-Landrätin Schweinsburg fast mit absoluter Mehrheit
Die streitbare Greizer Ex-Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) siegte deutlich mit 46,7 Prozent im Wahlkreis Greiz I. In Gotha II scheiterte Matthias Hey (SPD), der bei der Landtagswahl 2019 als einziger für die SPD ein Direktmandat gewonnen hatte, mit 27 Stimmen am AfD-Kandidaten Stephan Steinbrück. Doch sein vorderer Platz auf der Landesliste sichert Hey ein erneutes Landtagsmandat.
Der frühere CDU-Landesvorsitzende Mike Mohring (CDU) unterlag im Weimarer Land I/Saalfeld-Rudolstadt III der AfD-Kandidatin mit 31,1 zu 38,2 Prozent. Dort kam Staatskanzlei-Chef Benjamin Hoff (Linkspartei) auf 15,9 Prozent. Auch Hoff zieht voraussichtlich aufgrund seiner vorderen Platzierung auf der Landesliste in den Landtag ein.
Warum wir den Namen des Beschuldigten Markus Gleichmann jetzt nennen
Nachdem der Landtagsbgeordnete unter Verdacht geraten war, kinderpornografisches Material zu besitzen, haben wir zunächst über diesen Sachverhalt berichtet, ohne dabei den Namen des Beschuldigten in unserer Berichterstattung zu erwähnen. Dafür war nach Abwägung der Umstände der Persönlichkeitsschutz des Verdächtigen und seiner Familie maßgeblich.
Wir haben den Beschuldigten und seine anwaltliche Vertretung mehrfach gebeten, sich zu den Vorwürfen zu äußern und ihnen Gelegenheit gegeben, Stellung zu beziehen. Doch weder der Beschuldigte noch sein Rechtsbeistand haben davon Gebrauch gemacht.
Weil der Beschuldigte aber sowohl als Direkt- als auch als Listenkandidat für die Linke bei der Landtagswahl in Thüringen angetreten war und auf diese Kandidatur nicht mehr verzichten konnte, haben wir uns nun entschieden, ab sofort den Namen von Markus Gleichmann aus Transparenzgründen und im Interesse der Öffentlichkeit in unserer Berichterstattung zu nennen.
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MDR (rom)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 01. September 2024 | 19:00 Uhr