Außenansicht eines Krankenhauses
Die Klinik in Schleiz Bildrechte: IMAGO / Steve Bauerschmidt

Gesundheitssystem Hilfen für angeschlagene Krankenhäuser lassen auf sich warten

31. Juli 2024, 19:18 Uhr

Die Thüringer Krankenhäuser befinden sich in finanziellen Schwierigkeiten. Die Regiomed-Kliniken in Südthüringen und das Sternbergklinikum in Schleiz sind bereits insolvent. Das Uni-Klinikum Jena ist immerhin in finanzieller Schieflage. Der geplante Rettungsschirm des Landes lässt noch etwas auf sich warten.

Finanziell bedrohte Krankenhäuser in Thüringen können erst ab Herbst mit Geldern aus dem Rettungsschirm des Landes rechnen. Nach Angaben von Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) gibt der Bund erst im September die Kriterien für die Landeshilfen bekannt. Erst wenn diese Kriterien geprüft seien, könnten die Gelder bewilligt werden.

Es fehle noch an einer belastbaren Analyse, in welchen Zeiträumen die Häuser das Geld werden zurückzahlen können, sagte Werner. Dies sei aber eine gesetzliche Voraussetzung für solche Darlehnsprogramme. Im Frühjahr hatte das Land angekündigt, für finanziell bedrohte Kliniken Darlehen in Höhe von insgesamt 100 Millionen Euro bereitzustellen.

Die Vergütung der Kliniken Krankenhäuser werden mit Festpreisen je Behandlungsfall vergütet, die sich an der Diagnose orientieren. Dafür handeln Kassen und Krankenhäuser jährlich einen landesweiten Durchschnittswert je Behandlung aus, der in diesem Jahr rund 4.200 Euro beträgt. Der Anstieg bei diesem Durchschnittswert ist Thüringens Gesundheitsministerin Werner zufolge gesetzlich gedeckelt, sie spricht von einer Preisbremse. Das sei der Grund für die schwierige Lage vieler Kliniken, sagt sie.

Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Klinikreform soll das Vergütungssystem teilweise ändern, dann sollen die Häuser einen Großteil der Vergütung bereits für das Vorhalten bestimmter Leistungsangebote erhalten. Schwierig ist für viele Kliniken die Übergangsphase bis dahin. Die Finanzreform solle erst ab 2027 wirken, sagt Werner.

Werner verweist auf Betriebskosten

Für die angespannte Finanzlage vieler Krankenhäuser machte Werner unter anderem gestiegene Energie- und Personalkosten verantwortlich. Für das Land gebe es keine Möglichkeiten, Finanzierungslücken bei diesen Betriebskosten von Krankenhäusern auszugleichen. Betriebskosten müssten aus den Erlösen der Kliniken für erbrachte Behandlungen gedeckt sein, die von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden, weshalb das Land hier nicht eingreifen dürfe.

Heike Werner
Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke): Erst mit der Klinikreform ab 2027 werde sich maßgeblich etwas an der Situation der Kliniken ändern. Bildrechte: IMAGO/Jacob Schröter

Investitionen etwa in Baumaßnahmen oder in die Anschaffung von Medizintechnik sind dagegen Ländersache und müssen von diesen finanziert werden. Die Thüringer CDU warf der rot-rot-grünen Landesregierung vor, in ihrer Regierungszeit die Kliniken bei notwendigen Investitionen nicht ausreichend unterstützt zu haben. "Allein seit 2020 hat die Landesregierung den Kliniken notwendige Investitionsmittel von mehr als 370 Millionen Euro vorenthalten", sagte der Thüringer CDU-Parteichef Mario Voigt am Mittwoch. Die Kliniken hätten aus eigener Tasche bezahlt, was eigentlich das Land hätte übernehmen müssen.

Mario Voigt, CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Thüringen, spricht zum Grundsatzprogramm beim CDU-Bundesparteitag.
Thüringens CDU-Chef Mario Voigt: Rot-Rot-Grün habe die Kliniken nicht ausreichend unterstützt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Gesundheitsministerin Werner wies dies zurück. "Insolvenzen entstehen nicht aus fehlenden Investitionskosten, sondern aus dauerhaft unterfinanzierten Betriebskosten", sagte sie. Zudem habe Rot-Rot-Grün die 2012 noch unter der CDU-geführten Vorgängerregierung bei 50 Millionen Euro pro Jahr eingefrorenen Mittel für Krankenhaus-Investitionen auf jetzt 75 Millionen Euro angehoben.

Zwei Klinik-Insolvenzen in Thüringen

Mit den Regiomed-Kliniken in den Kreisen Sonneberg und Hildburghausen und der Sternbach-Klinik in Schleiz ist Thüringen in diesem Jahr von zwei Klinikinsolvenzen betroffen. Zuletzt hatte das Universitätsklinikum Jena eine unzureichende Finanzierung beklagt und Bedarf an finanziellen Landeshilfen signalisiert. Werner zufolge ist eine Insolvenz der Uni-Klinik ausgeschlossen, da das Land als Gewährträger einspringe.

Derweil zeichnet sich für die Regiomed-Standorte in Thüringen eine Weiterführung ab. Die Rehaklinik Masserberg und das Ambulante Zentrum Henneberger Land am Standort Hildburghausen sowie das Klinikum Hildburghausen sollen künftig vom Landkreis verantwortet werden, wie Regiomed nach einer Sitzung des Gläubigerausschusses mitteilte. Für die Kliniken Sonneberg und Neuhaus sowie das Ambulante Zentrum Henneberger Land am Standort Sonneberg werde am 7. August eine Entscheidung des Kreistages Sonneberg erwartet.

Mehr zu den Kliniken in Thüringen

MDR, dpa,epd (sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 31. Juli 2024 | 19:00 Uhr

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