Drohende Abschiebung Evangelische Kirche gewährt wieder mehr Kirchenasyle in Thüringen
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24. Dezember 2022, 15:32 Uhr
Die Zahl der Kirchenasyle in Thüringen ist in diesem Jahr wieder gestiegen. Für die Kirchengemeinden bedeuten sie einen großen Kraftakt, der viel Engagement erfordert. Unklar ist immer, wie lange das Asyl dauert.
Die Evangelischen Kirche hat in diesem Jahr in Thüringen 55 Menschen Kirchenasyl gewährt. Nach Angaben eines Sprechers handelt es sich um 21 Männer, elf Frauen und 23 Kinder. Damit sei nach dem Rückgang während Corona das frühere Niveau wieder erreicht.
Mit nur wenigen Ausnahmen habe es sich um Dublin-Kirchenasyle gehandelt, durch die die Abschiebung in ein anderes EU-Land verhindert werden sollte. Mit Blick auf ganz Mitteldeutschland kamen die Menschen dabei etwa aus Afghanistan, Syrien, Irak und Iran. Sie sollten unter anderem nach nach Kroatien, Bulgarien, Rumänien, Lettland, Polen oder Italien abgeschoben werden.
Landesbischof erhofft sich Wertschätzung
EKM-Landesbischof Friedrich Kramer sagte der "Deutschen Presse-Agentur": "Ich hoffe und setzte auch mal darauf, dass die Politik das auch schätzt und schätzen lernt, dass es da nochmal eine Instanz gibt, die auch hilft, dass nicht brutale persönliche Härten entstehen." Er lobte das Engagement der Gemeinden: "Großartig. Das muss man einfach sagen, das ist toll."
Unterschiedlichste Gründe für Kirchenasyl
Bis Anfang/Mitte Dezember bestanden laut der EKM in Sachsen-Anhalt noch sieben Kirchenasyle, in Thüringen neun. "Bei Kirchenasylen schauen wir immer auf den konkreten Einzelfall und die besonderen humanitären Härten und Gefahren für die konkrete Person oder die konkreten Personen", erklärte ein EKM-Sprecher.
Verallgemeinerungen zu den Gründen der Gewährung von Kirchenasylen seien nicht möglich: "Manchmal gibt es sehr nahe Familienangehörige in Deutschland oder es besteht bei Rückkehr die Gefahr einer Retraumatisierung, die Gründe sind individuell und vielfältig."
Die Gründe sind individuell und vielfältig.
Es sei erschreckend, von welch schlimmen Erfahrungen aus anderen Ländern der EU die geflüchteten Menschen berichteten. "Von illegalen Push Backs, die teilweise mit großer Härte ausgeführt werden, selbst wenn Kinder dabei sind, wird ebenso berichtet, wie von Inhaftierungen unter sehr schwierigen Lebensbedingungen."
Aufwand für Gemeinden ist groß
Der Aufwand für die Gemeinden ist laut EKM erheblich. Etwa mit Blick auf die Kinder bedeute es beispielsweise, Fahrdienste zu organisieren, die die Jungen und Mädchen in die Schule und wieder zurück bringen. Zudem brauche es Betreuungsdienste, um die Menschen im Kirchenasyl zu beschäftigen. Einkaufen und Essen müssten organisiert werden. Und wenn ein Kirchenasyl begonnen werde, sei das Ende offen.
dpa/MDR (dst)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 24. Dezember 2022 | 15:00 Uhr
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