Kindergartenkinder und Erzieherinnen
Die Kindergartenbeiträge könnten in manchen Thüringer Kindergärten steigen. (Symbolfoto) Bildrechte: IMAGO/Michael Gstettenbauer

Kinderbetreuung Weniger Geburten und besserer Betreuungsschlüssel: Bald weniger Kindergärten und höhere Elternbeiträge

19. Oktober 2024, 15:19 Uhr

Etliche Kindergärten in Thüringen sind von der Schließung bedroht, manche sollen auch zusammengelegt werden. In vielen Fällen drohen auch höhere Elternbeiträge. Das geht aus einer Umfrage von MDR THÜRINGEN bei zahlreichen Kommunen und Trägern hervor. Wesentlicher Grund sind weniger Kinder im Kindergartenalter.

Am 1. März wurden etwa 87.000 Kinder in Kindergärten oder von Tagesmüttern betreut - knapp vier Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Zugleich schreibt das geänderte Kindergartengesetz vor, dass mehr Erzieherinnen und Erzieher künftig weniger Kinder betreuen sollen - also eine Verbesserung der Qualität. Konkret sollen statt bis zu 16 nur noch zwölf Kinder über drei Jahren von einer Erzieherin oder einem Erzieher betreut werden. Bei Kindern unter drei Jahren sollen es noch maximal sechs Kinder sein. Aber das kostet Geld.

Deshalb sind etwa in der Gemeinde Grabfeld im Landkreis Schmalkalden-Meiningen höhere Elternbeiträge in der Diskussion. Auf Nachfrage von MDR THÜRINGEN hieß es aus der Gemeinde, eine Elternversammlung sei nächste Woche vorgesehen. Derzeit zahlen die Eltern nach Gemeinde-Angaben etwa neun Prozent der Kosten. Dieser Anteil könnte auf bis zu 20 Prozent wachsen.

Auch die Löhne hätten zuletzt in Kindergärten steigen müssen. Das treibe den nötigen Zuschuss der Gemeinde nach oben. Zugleich werde gerade diskutiert, einen Kindergarten-Standort mit aktuell neun Kindern zu schließen, weil sich mit so wenigen Kindern kein Kindergarten betreiben lasse.

30 Prozent höhere Gebühren in Bad Salzungen angedacht

In Bad Salzungen sind aus ähnlichen Gründen 30 Prozent höhere Gebühren angedacht. Die Auslastung in den städtischen Kindergärten sei von 100 Prozent im Jahr 2019 auf inzwischen 77 Prozent zurückgegangen, war vom Beigeordneten Hans Knott (CDU) zu erfahren. Noch sei aber keine Kindergarten-Schließung geplant, das Personal solle gehalten werden.

Knott sagte auch, ob sich die Stadt das künftig leisten könne, sei fraglich. Die Kombination aus weniger Kindern, steigenden Löhnen für die Erzieher und einem besseren Betreuungsschlüssel drückten aufs Geld.

Im Kreißsaal liegen die Zwillinge Eva Leonore (l) und Matteo in ihrem Bettchen.
2023 gab es in Thüringen noch knapp 13.000 Geburten. (Symbolfoto) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Waltraud Grubitzsch

Die Stadt Leinefelde-Worbis spürt auch eine geringere Auslastung der Kindergärten, die Zahl der Geburten habe in den letzten zwei Jahren um etwa 20 Prozent abgenommen. Noch seien die Kindergärten zwar gut ausgelastet. Halte der Trend jedoch an, müssten die Strukturen überdacht werden. Am aktuellen Neubau in Kallmerode werde man festhalten, weitere Neubauten seien aber nicht geplant.

In Jena sollen 500 Plätze und mehrere Kindergärten wegfallen

In der Stadt Jena sollen hingegen in den nächsten Jahren gleich mehrere Kindergärten geschlossen werden. Perspektivisch gibt es etwa 800 Betreuungsplätze zu viel. Vorerst will die Stadt etwa 500 davon abbauen. Durch Umstrukturierungen könnten mehrere Kindergärten an andere Standorte umziehen.

Die Landgemeinde Heringen will an ihren vier Kindergärten festhalten - auch weil es nach einer Schließung absehbar schwierig sei, einen Kindergarten wieder aufzumachen. Die Einrichtungen in den Ortsteilen Windehausen und Uthleben sollten aber unter einer gemeinsamen Leitung zusammengefasst werden

Personal soll vielerorts gehalten werden

In der Gemeinde Bad Tabarz hofft man derweil auf höhere Auslastung durch einen Kindergarten-Neubau. Bürgermeister David Ortmann (SPD) sagte MDR THÜRINGEN, man hoffe, Kinder aus anderen Orten durch gute Bedingungen für sich zu gewinnen.

Von den katholischen Einrichtungen im Bistum Erfurt ist zu erfahren, dass der Fachkräftebedarf mit Weitsicht gestaltet werden soll. Der Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern bleibe hoch, das Personal solle also trotz Rückgangs der Kinderzahl gehalten werden.

Das Priorat für Kultur und Soziales mit vier Kindergärten in Mühlhausen gibt an, auch hier gebe es weniger Anmeldungen. Aber so könne nach einem Zustrom von Flüchtlingen in den vergangenen Jahren die Größe von Gruppen wieder normalisiert werden. Eltern könnten ihre Kinder wieder kurzfristig anmelden.

Die Zahl der Kinder dürfte weiter sinken, denn seit dem Nachwende-Höchstand von 18.500 Geburten im Jahr 2016 geht die Zahl kontinuierlich zurück und dürfte das Problem weiter verschärfen. 2023 gab es in Thüringen noch knapp 13.000 Geburten.

Die Elternbeiträge, die je nach Ort und Einkommen der Eltern mehrere hundert Euro im Monat betragen können, werden derzeit in Thüringen für die letzten 24 Monate vor der Einschulung vom Land übernommen.

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MDR (caf)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 19. Oktober 2024 | 12:30 Uhr

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