Datenauswertung Steuererhöhung: In diesen Gemeinden wird's für Hundehalter 2025 teurer
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13. Januar 2025, 18:35 Uhr
Gleich mehrere Thüringer Gemeinden haben zum neuen Jahr die Sätze für ihre Hundesteuer erhöht. Das zeigt eine landesweite Erhebung des MDR. Trotz Rekordeinnahmen wurde die Steuer mancherorts sogar verdoppelt. Daran gibt es Kritik.
- Brehme ist neuer Spitzenreiter: Alle Steuersätze im Überblick
- Hundesteuer sorgt für Rekordeinnahmen bei Thüringer Kommunen.
- Der Bund deutscher Steuerzahler übt scharfe Kritik an der Steuer, während Kommunen sie verteidigen.
Steuererhöhungen in mindestens neun Gemeinden
Eine MDR-Erhebung zur Hundesteuer in Thüringen zeigt: Mindestens neun Gemeinden haben zum 1. Januar 2025 die jährlichen Steuersätze für Hunde erhöht. Der Umfang der Erhöhungen schwankt stark zwischen den Gemeinden. Die geringste Erhöhung liegt bei 25 Prozent. Andernorts kam es sogar zu einer Verdopplung.
Hundesteuer als Aufwandssteuer Ob und wie eine Hundesteuer erhoben wird, liegt allein in der Verantwortung der Kommunen. Die rechtliche Grundlage dafür stellt eine örtliche Hundesteuersatzung dar. Diese wird durch das Thüringer Kommunalabgabengesetz ermöglicht (ThürKAG). Ähnlich wie bei der Zweitwohnungs-, Vergnügungs- oder Jagd- und Fischereisteuer fließen die Einnahmen aus der Hundesteuer direkt in den kommunalen Haushalt. Sie unterliegt damit keiner Zweckbindung.
Das ist in den Gemeinden Brehme (Eichsfeld) und Rothenstein (Saale-Holzland-Kreis) der Fall. Hier verdoppelt sich die Steuer von 60 auf 120 Euro beziehungsweise von 30 auf 60 Euro. Moderatere Erhöhungen gibt es dagegen in den Gemeinden Werther (Nordhausen) und Ponitz (Altenburger Land). Hier sind seit Jahresanfang jeweils 60 statt 48 Euro fällig. Die durschschnittliche Steuererhöhung innerhalb der neun Gemeinden liegt bei 60 Prozent.
Auf MDR-Nachfrage gaben weitere Gemeinden an, über eine Steuererhöhung im Jahr 2025 nachzudenken. Dazu zählt unter anderem die Gemeinde Schöndorf (Saale-Orla-Kreis). Dort wurde eine Erhöhung in der Gemeinderatssitzung Ende November 2024 diskutiert. Unter anderem wird auch in Gera und Bad Langensalza eine Anpassung geprüft. Es könnte also durchaus sein, dass es nicht bei den neun Gemeinden bleibt.
Brehme entthront Erfurt mit Spitzensteuersatz
Durch die Verdopplung erhebt die Gemeinde Brehme seit Jahresbeginn mit 120 Euro den höchsten Steuersatz in ganz Thüringen. Das gilt ebenso für den gestaffelten Steuersatz bei mehreren oder gefährlichen Hunden. Bis zu 1.400 Euro können sogar für einen sogenannten gefährlichen Hund fällig werden.
Staffelung der Hundesteuer nach Zahl und Art der Hunde?
In vielen Gemeinden gibt es eine Staffellung, die sich nach der Anzahl der gehaltenen Hunde richtet. Wer zwei oder mehr Hunde hält, zahlt für diese Hunde häufig mehr Steuern als für den ersten. Über die konkrete Staffelung entscheiden die Kommunen selbst. Einen gesonderten Steuersatz gibt es ebenfalls häufig für sogenannte gefährliche Hunde. Laut dem Thüringer Gesetz zum Schutz der Bevölkerung vor Tiergefahren (ThürTierGefG), Paragraf 3, Absatz 2, zählen dazu Hunde der Rassen Pitbull-Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier, Bullterrier sowie deren Kreuzungen. Andere Hunde müssen im Einzelfall durch die zuständige Behörde als gefährlich festgestellt werden.
Damit verdrängt die Gemeinde aus dem Eichsfeld die Landeshauptstadt Erfurt als bisherigen Spitzenreiter. Dort werden für den ersten Hund 108 Euro pro Jahr fällig. Für einen "gefährlichen Hund" sind es 564 Euro.
Den dritthöchsten Steuersatz gibt es in Jena. Dort beträgt die Steuer für den ersten Hund pro Jahr 102 Euro. Der thüringenweite Durchschnitt innerhalb der MDR-Erhebung liegt für den ersten Hund bei 40,01 Euro. Beim zweiten Hund sind es 55,51 Euro. Für einen "gefährlichen Hund" beträgt der Durchschnitt sogar 306,05 Euro.
Als einzige Gemeinde Thüringens wird in Sulza (Saale-Holzland-Kreis) keine Steuer für den ersten Hund erhoben. Erst bei zwei oder mehr Tieren werden Halter zur Kasse gebeten. Das ist eine absolute Seltenheit - in ganz Deutschland.
Flickenteppich Hundesteuer: Übersicht der Steuersätze
Die flächendeckende Betrachtung der Hundesteuer zeigt: Die Höhe der Steuer ist in erster Linie vom Wohnort abhängig. Vor allem in ländlichen Regionen gibt es viele Gemeinden, die nur eine geringe Steuer verlangen. In 220 Gemeinden liegt die Steuerhöhe für einen Hund bei 30 Euro oder weniger. Das ist mehr als ein Drittel aller Thüringer Gemeinden.
In Thüringer Ballungsräumen ist die Steuer dagegen höher. Mit Ausnahme von Spitzenreiter Brehme werden die zehn höchsten Steuersätze allesamt in Städten erhoben. Auch der Städte-Durchschnitt befindet sich mit 57,42 Euro für den ersten Hund über dem landesweiten Niveau.
Rekordeinnahmen für Thüringer Gemeinden
Insgesamt konnten in Thüringen mehrere Jahre in Folge Rekordeinnahmen verzeichnet werden. 2023 waren es 9,3 Millionen Euro. Ein Großteil davon entfällt auf die Kommunen Erfurt (1,19 Millionen Euro), Gera (418.271 Euro) und Jena (379.657 Euro). Sie machen gut 20 Prozent des gesamten Steueraufkommens aus.
Von 2017 zu 2018 war der Anstieg am geringsten. Damals wuchsen die Einnahmen von 7.961.643 Euro lediglich minimal auf 8.043.122 Euro. Für 2024 liegen derzeit noch keine Zahlen vor.
Innerhalb von zehn Jahren stiegen die Einnahmen aus der Hundesteuer um etwa 36,8 Prozent. Das entspricht einem durchschnittlichen Jahreswachstum von 3,18 Prozent. Zum Vergleich: Der deutsche Verbraucherpreisindex stieg laut Angaben des Statistischen Bundesamtes im selben Zeitraum durchschnittlich um 2,29 Prozent jährlich.
Damit folgt Thüringen einem bundesweiten Trend. 2023 wurden in Deutschland 421 Millionen Euro durch die Hundesteuer eingenommen. Auch das war ein Rekordwert.
Einnahmen: Bis zu 21 Euro pro Kopf
4,39 Euro wurden 2023 pro Kopf in Thüringen eingenommen. Dabei gibt es Gemeinden, die diesen Wert deutlich übertreffen. Die Betrachtung der Einnahmen in Relation zur Bevölkerung ermöglicht eine bessere Vergleichbarkeit von Gemeinden.
Demnach ist Asbach-Sickenberg (Eichsfeld) 2023 die Gemeinde mit dem höchsten Steueraufkommen pro Kopf gewesen. Für jeden Einwohner wurden Einnahmen in Höhe von 20,98 Euro erzielt. Das ist mit großem Abstand Thüringer Höchstwert. Darauf folgen die Gemeinden Gangloffsömmern (Kreis Sömmerda) mit 11,98 Euro und Oberheldrungen (Kyffhäuserkreis) mit 11,76 Euro pro Kopf.
Die Landeshauptstadt Erfurt befindet sich mit 5,42 Euro pro Kopf über dem Durchschnitt. Gera (4,37 Euro) und Jena (3,45 Euro) rutschen in dieser Betrachtung dagegen unter den landesweiten Durchschnitt.
Bund der Steuerzahler übt grundsätzliche Kritik an Hundesteuer
Vom Bund der Steuerzahler Deutschland gibt es unterdessen Kritik an der Hundesteuer. Der Vorsitzende des Thüringer Landesverbandes, Wolfgang Oehring, kritisiert vor allem, dass Hundehalter von ihren gezahlten Steuern nichts erwarten können.
Wie bei anderen Steuern fließen die Einnahmen aus der Hundesteuer in den allgemeinen Haushalt der Kommune. Deshalb sei es eine irrige Annahme, dass die Kommunen mit der Hundesteuer "die Hinterlassenschaften der Vierbeiner auf Straßen und in Parks beseitigen, Tüten-Spender aufstellen oder Hundewiesen einrichten".
Aus unserer Sicht gehört die Hundesteuer gänzlich abgeschafft.
Oehring und sein Verband positionieren sich grundsätzlich gegen die Hundesteuer: "Ein zeitgemäßes Steuersystem setzt auf einige wenige Steuerarten, deren Erträge den Staat auskömmlich finanzieren. [...] Aus unserer Sicht gehört die Hundesteuer gänzlich abgeschafft."
Kommunen verteidigen Steuer
Janina Salden vom Deutschen Städte- und Gemeindebund verteidigt die Praxis der Hundesteuer unterdessen. Demnach sei die Hundesteuer durch die hohen öffentlichen Kosten für Hundeinfrastruktur und Kotbeseitigung nach wie vor zeitgemäß und ein wichtiger Beitrag der Hundehalter zu den Ausgaben der Kommunen.
Sie beurteilt die finanzielle Situation in vielen Gemeinden schwierig: "Allein das laufende Jahr werden die Kommunen in der Summe wohl mit einem Defizit in Höhe von 17 Milliarden Euro abschließen." Weiter heißt es: "Insofern ist die Hundesteuer in den Kommunalhaushalten zwar ein kleiner, aber nicht zu vernachlässigender Einnahmeposten bei den Kommunalfinanzen."
Hundezahl nur schwer prüfbar
Dabei kann die Hundesteuer nur für angemeldete Hunde erhoben werden. Laut Landeamt für Statistik gab es zum Jahresende 2024 knapp 154.000 Hunde thüringenweit. Unklar ist, wie viele Halter ihre Tiere trotz Pflicht nicht anmelden und sich somit der Steuerpflicht entziehen. Kontrollen dazu sind mit hohem Aufwand verbunden. Das zeigt ein Beispiel der Stadt Jena.
Ende 2024 waren dort 3.663 Hunde registriert. Die letzte Hundebestandserfassung liegt nach Angaben der Stadt allerdings schon zehn Jahre zurück. Laut Pressesprecherin Stefanie Braune komme es jedoch häufig vor, dass Halter die zweiwöchige Frist zur Hundeanmeldung versäumen. Ansonsten würden sich Feststellungen auch durch Bürgerhinweise ergeben.
Allerdings hatten Verstöße gegen die Hundesteuersatzung in Jena bisher keine Konsequenzen. Die Pressesprecherin verrät: "Im Rahmen der Hundesteuersatzung wurden bisher keine Bußgelder durch uns verhangen."
Über die MDR Umfrage
Der MDR hat bei allen 605 Thüringer Gemeinden die aktuellen Hundesteuersätze abgefragt und wollte darüber hinaus wissen, ob einer Erhöhung der Hundesteuer im Jahr 2025 geplant ist. Für Gemeinden, die nicht geantwortet haben, wurden öffentlich zugängliche Daten genutzt. Für 572 der 605 Gemeinden liegen Daten vor. Das entspricht 95 Prozent. Es wurden nur Staffelungen bis zum dritten bzw. ersten gefährlichen Hund berücksichtigt. Gegebenenfalls können für Gemeinden noch weitere Staffelungen vorliegen
MDR (dhl)
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