Ein Industriegebäude spiegelt sich im Wasser.
Das Pumpspeicherwerk Hohenwarte II wird aller Voraussicht nach noch einige Jahrzehnte am Netz bleiben. Bildrechte: picture alliance / dpa | Martin Schutt

Energieerzeugung Welche Rolle Thüringer Pumpspeicher-Kraftwerke bei der Energiewende spielen

14. August 2024, 12:49 Uhr

Ein MDR-AKTUELL-Hörer hat gelesen, dass der Energieversorger EnBW in Baden-Württenberg für 280 Millionen Euro ein sogenanntes Pumpspeicherwerk ausbaut. Er fragt sich darum, wie es um die Thüringer Pumpspeicherwerke in Goldisthal und Hohenwarte steht und ob sie eine Zukunft haben. Betreiber Vattenfall investiert schon seit einigen Jahren mehrere Millionen Euro in das ältere der beiden Kraftwerke. Die nächste Maßnahme ist bereits in Planung.

Jan Bräuer
Bildrechte: MDR/Jan Bräuer

Es beginnt mit einer blinkenden Warnleuchte. Dann wird aus einem Summen ein Brummen. Wenig später ein Heulen, das in Rauschen übergeht.

Pumpe 8 ist im Maschinenhaus angelaufen und arbeitet laut Schalttafel mit 80 Prozent Leistung. Sie pumpt Kubikmeter für Kubikmeter Wasser über 300 Höhenmeter aus dem Unter- ins Oberbecken des Pumpspeicherwerks Hohenwarte II bei Saalfeld.

Ausgleich von Energieüberschüssen

Zum Energieausgleich – wie Thomas Schubert erzählt, der Sprecher von Vattenfall Wasserkraft in Thüringen. "Wenn viel Sonne und Wind da sind, ist unter Umständen ein Energieüberschuss im Netz vorhanden und wir gehen auf Pumpe, um das aus dem Netz herauszunehmen. Oder nehmen Sie einfach eine Sonnenfinsternis und mit einem Mal ist die Leistung bei der Photovoltaik weg, dann gehen wir auf Turbine." Das seien nur zwei Beispiele.

Mehrmals am Tag kann es zu diesem Ausgleich kommen, unterschiedlich in Dauer und Intensität. Manchmal läuft nur eine Anlage, manchmal alle acht zugleich. Die Anforderung kommt automatisch aus dem Planungsbüro des Energieversorgers und wird auf die Pumpspeicherwerke Goldisthal und Hohenwarte II verteilt.

Pumpspeicherwerke spielen elementare Rolle

Beide Werke könnten nach Angaben des Vattenfall-Sprechers unter Volllast im Turbinenbetrieb - also wenn sie Strom erzeugen, weil das Wasser abwärts fließt - die Hauptstadt Berlin für acht Minuten vollständig mit Energie versorgen. Das macht sie so wertvoll.

Die Technik ist unabhängig von Wind oder Sonne. Deshalb hätten Pumpspeicher-Kraftwerke eine Zukunft in Deutschland, auch in Thüringen, sagt René Kühne. Er ist zuständig für Steuerung und Betriebsführung bei Vattenfall.

Pumpspeicherwerke sind elementarer Bestandteil einer Energiewende.

René Kühne, Steuerung und Betriebsführung bei Vattenfall

Er sagt: "Die Pumpspeicherwerke sind elementarer Bestandteil einer Energiewende – gerade, wenn wir diesen Switch sehen von einem historisch stark konventionellen Kraftwerkspark zu einem erneuerbaren Kraftwerkspark." Wenn man sich die mit der EU kompatiblen Ausbauziele der Bundesregierung ansehe, im Jahr 2030 80 Prozent des Strombedarfs über Erneuerbare Energien zu decken, spielten diese Speicher eine elementare Rolle, so Kühne.

Kraftwerk mit Zukunft

Mehr als 60 Jahre ist das Pumpspeicherwerk Hohenwarte II alt. Und es hat mindestens nochmal 30 Jahre vor sich, vielleicht sogar mehr. Kühne spricht daher von einem Generationen-Bauwerk. Vattenfall hat in den vergangenen Jahren mehr als zehn Millionen Euro in den Standort investiert – und plant bereits die nächste Maßnahme.

Die Laufräder in den Pumpen sollen laut Kühne getauscht werden. "Die Pumpen haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht", sagt er. "Wir versuchen dort, mit einer neuen Technologie auch möglichst eine Effizienzsteigerung hinzubekommen. Dafür gibt es auch einen ersten Prototyp und dann schauen wir mal, wie der läuft." Dann werde es eine Entscheidung geben, ob dieser auf alle anderen Maschinen ausgerollt werde. Innerhalb von zwei Jahre sollen die Arbeiten abgeschlossen sein – ohne Auswirkungen auf den laufenden Betrieb.

Unverzichtbar für Strommix in Thüringen

Im Energieministerium in Erfurt hört man die Ankündigung mit Wohlwollen, denn verzichten will und kann man nicht auf die Pumpspeicherkraftwerke. Insgesamt fünf Anlagen stehen in Thüringen. Sie stabilisieren den Strommix im Freistaat, dessen Anteil an erneuerbaren Energien mehr und mehr zunimmt. Im Moment liegt er bei 70 Prozent.

So sagt Bernhard Stengele (Grüne), Minister für Umwelt, Energie und Naturschutz in Thüringen: "Der Hochlauf ist ganz gut im Moment." Vor allem bei der Sonne, aber auch beim Wind gehe es gut voran. "Wir haben gerade viele Genehmigungsverfahren laufen. Dann haben wir Biogas, dann haben wir Wasserkraft, Pumpspeicher- und Laufwasserkraftwerke – das ist vor allem, was wir zur Verfügung haben", sagt Stengele.

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Bildrechte: IMAGO / Jacob Schröter

Im Pumpspeicherwerk Hohenwarte II hat die Warnleute ihr Blinken eingestellt. Pumpe 8 kehrt nach sechs Minuten Dauerleistung zurück in den Ruhemodus. Jederzeit bereit, wieder anzuspringen und innerhalb von 120 Sekunden entweder Strom zu liefern oder zu verbrauchen – je nach Bedarf.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 14. August 2024 | 06:25 Uhr

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