Sie bellen nicht, aber sie sind aufgedreht: Hedda und Trubel, die beiden Hunde von Kaddy Fiesinger, rennen neben der Hörsel in Eisenach durchs Gras. Der Weg ist vom Regen matschig, aber das stört die beiden ehemaligen Straßenhunde nicht. Und auch Kaddy genießt die ausgiebige Runde mit ihren Hunden. Sie ist erst vor einem Monat in ihre Heimat Thüringen zurückgekehrt, um Grundschullehrerin zu werden. Zwischendurch hat sie in Portugal, Costa Rica und Berlin gelebt.

Wenn sie mit ihren Hunden durch den Kiez spaziert ist, hat sie schnell andere Hundebesitzerinnen und Besitzer kennengelernt. Als sich die Hunde und ihre Frauchen besser kannten, entstand oftmals eine Art Austausch der Tiere. Wenn Kaddy ausgehen wollte, schliefen ihre Hunde bei einer anderen Familie und umgekehrt. Das Ganze trägt den englischen Namen "Dogsharing", also Hundteilen.

Kaddy hat keine feste Vorstellung davon, wie oft jemand auf ihren Hund aufpassen soll. Sie erhofft sich durchs Dogsharing, manchmal am Nachmittag freizuhaben, um zum Arzt zu gehen oder Freundinnen und Freunde besuchen zu können. Auch dadurch, dass sich ihr Beruf geändert hat und sie ihre Hunde nicht zu allen Terminen mitnehmen kann.

Doch sie will nicht irgendwen dafür auswählen: "Es wäre super wichtig, wenn der, der sich meldet, Erfahrung hat mit Hunden, weil die zwei sind aus dem Tierschutz und sind nicht ganz so einfach. Man muss generell mit Hunden, die einem fremd sind, generell ein bisschen Erfahrung haben. Dann sich erstmal kennenlernen, da etwas Zeit mitbringen und dann kann man weitersehen."

Um die passende Person zu finden, nutzt sie eine Dogsharing-Plattform im Internet. Dort hat sie ein Foto von sich und den Hunden gepostet und einen kurzen Text über sich geschrieben. Solche Anzeigen gibt es andersrum auch von Menschen, die keine Möglichkeit haben, einen eigenen Hund zu halten. Auf der Plattform sucht beispielsweise eine vierköpfige Familie aus Erfurt einen Hund für regelmäßige Ausflüge und zum kuscheln. Regelmäßigkeit spielt beim Dogsharing eine große Rolle.

Kevin Schmidt vom Landestierschutzverband Thüringen betont, dass es wichtig ist, dass der Hund feste Bezugspersonen hat. Er sieht einen Vorteil darin, dass die Hunde so weniger allein sind. Es kann für die Tiere aber auch sehr stressig sein, sich an eine neue Bezugsperson zu gewöhnen.

Schmidt sagt: "Tiere können durch Stress durchaus krank und verhaltensauffällig werden. Dementsprechend sollte man sehr darauf achten: Wie nimmt der Hund das an, wie sind die Zeichen des Hundes, fühlt er sich damit wohl, fühlt er sich unwohl?"

Kritisch findet Schmidt, wenn ein Hund von Anfang an als gemeinsamer Hund angeschafft wird, weil die Zeit einer Person alleine nicht ausreicht. Er denkt, wenn man sich ein Tier zulegt, sollte man grundsätzlich auch die Option haben, dem Tier die volle Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken.

Dennoch hat er Verständnis dafür, dass sich die persönliche Lebenssituation ändern und Unvorhersehbares eintreten kann. Dann kann Dogsharing durchaus eine Lösung sein: "Es ist nach wie vor alles besser, als zu sagen, ich kann mich gar nicht um den Hund kümmern, ich gebe ihn ab."

Im Fall von Kaddy sieht Schmidt kein Problem: Die Hunde haben eine klare Bezugsperson und für gewisse Situationen eine weitere bekannte Person, ähnlich einem Babysitter.

Wirklich neu ist Dogsharing also nicht. Kaddy ist beispielsweise auch schon als Kind mit einem Hund der Nachbarn spazieren gegangen, erzählt sie. Heutzutage geht es aber vielleicht ein bisschen einfacher, über Plattformen im Netz andere Hundefreunde zu finde.