Ermittlungserfolg CEO-Betrüger verhaftet - auch Thüringer Firmen waren Opfer
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18. Dezember 2017, 18:07 Uhr
Deutschen Ermittlungsbehörden ist ein Schlag gegen Betrüger gelungen, die mit der sogenannten CEO-Masche auch Firmen in Thüringen geschädigt haben. Nach gemeinsamen Ermittlungen mit anderen Behörden seien in diesem Jahr in Israel sechs Verdächtige festgenommen worden, sagte die Leiterin der Abteilung "Schwere und organisierte Kriminalität" des Bundeskriminalamtes, Sabine Vogt, am Montag in Wiesbaden. Die mutmaßlichen Betrüger sollen für einen Schaden von 175 Millionen Euro verantwortlich sein. Tatort sei ein Apartment in Tel Aviv gewesen.
Die Betrüger hatten den Ermittlungen zufolge die sogenannte CEO-Masche angewandt. Dabei geben sich die Täter als Chef eines Unternehmens (CEO - Chief Executive Officer) aus und wenden sich mit gefälschten E-Mails an Mitarbeiter der Finanzabteilung oder der Buchhaltung eines Unternehmens. In diesen Mails werden die Mitarbeiter um strenge Vertraulichkeit gebeten und über die angeblich geplante Übernahme eines anderen Unternehmens informiert. Dafür solle der Adressat eine bestimmte Summe von einem Firmenkonto auf ein Konto überweisen, dass ihm genannt werde.
Das ist eine gehobene Art des Enkeltricks
Laut BKA sind vor allem mittelständische Unternehmen das Ziel solcher Betrüger. Unter den Opfern der Festgenommenen waren auch Firmen in Thüringen.
EVN konnte Geld noch aufhalten
Aufsehen erregte der Fall der Energieversorgung Nordhausen (EVN). Hier hatten sich nach Informationen von MDR THÜRINGEN die Betrüger Anfang Januar dieses Jahres an eine Mitarbeiterin der Buchhaltung gewandt - mit einer gefälschten Mail, die angeblich von einem der beiden EVN-Geschäftsführer stammte. Darin war die Rede von einer geplanten Firmenübernahme, für die Geld auf ein anderes Konto transferiert werden solle.
Am Tag darauf meldete sich eine Frau, die sich als Rechtsanwältin W. ausgab, bei der Mitarbeiterin. Die wollte Details der angeblich geplanten Übernahme besprechen. Den Betrügern gelang es schließlich, die EVN-Mitarbeiterin zur Überweisung von 925.000 Euro auf ein Konto der Bank BNP Paribas in Warschau zu überreden.
Die Sache flog auf, weil die Mitarbeiterin den EVN-Geschäftsführer über die erfolgte Überweisung informierte - der davon aber nichts wusste.
Das Nordhäuser Unternehmen benachrichtigte schließlich die Ermittlungsbehörden und erreichte über eine Anwaltskanzlei in Dresden, dass die Staatsanwaltschaft in Warschau das Geld auf dem BNP-Konto blockierte. Einige Wochen später erhielt die EVN ihr Geld aus Warschau zurück.
In anderen Fällen ging es für die betroffenen Firmen weniger glimpflich ab. Immerhin konnten laut BKA nach der Festnahme der Verdächtigen 26 Millionen Euro sichergestellt und an die Eigentümer zurücküberwiesen werden.
An den Ermittlungen waren laut BKA unter anderem mehrere Landeskriminalämter, das österreichische Bundeskriminalamt und die israelische Polizei beteiligt.
Quelle: MDR THÜRINGEN / dpa / AFP