Lebensmittelindustrie Preiskrieg im Supermarkt: Kleine Thüringer Brauereien klagen über Zehn-Euro-Sonderangebote
Hauptinhalt
05. Dezember 2024, 15:55 Uhr
Zehn Euro pro Kiste - große Supermärkte verkaufen häufig Bier im Sonderangebot. Kleinere Brauereien beklagen das, weil sie da nicht mithalten können. Nun soll ein neues alkoholfreies Bier gegen die Probleme helfen.
Mehrere Thüringer Brauereien schlagen Alarm wegen eines permanenten Preiskriegs. Woche für Woche werde Bier im Sonderangebot für zehn Euro pro Kiste in den großen Supermärkten verkauft, sagte der Chef der Vereinsbrauerei Apolda Carsten Schütz. Für mittelständische Brauereien seien solche Preise nicht machbar.
Gegen die Schwierigkeiten helfen soll der Brauerei im kommenden Jahr ein neues alkoholfreies Bier. Das Segment wächst in Deutschland seit Jahren. Knapp 5,6 Millionen Hektoliter wurden im vergangenen Jahr produziert, fast doppelt so viel wie vor zehn Jahren.
Regionale Brauereien bieten bisher kaum alkoholfreies Bier an
Die Vereinsbrauerei hofft, in dem stark wachsenden Segment zu punkten. "Solche Sorten sind auch auf Veranstaltungen sehr gefragt", sagt Brauereichef Schütz. Es gebe aber kaum regionale Angebote. "Oft greifen Veranstalter daher auf alkoholfreies Bier großer Marken zurück." Die Brauerei hofft nun, den großen Konkurrenten damit Marktanteile abzuluchsen. Alkoholfreies Weizenbier wird schon viele Jahre in Apolda gebraut. "Mit Erfolg, das ist eine etablierte Sorte."
Der Markt mit alkoholhaltigem Bier ist allerdings unter Druck, die Deutschen trinken seit Jahren immer weniger. Im Jahr 2000 waren es noch 125 Liter Bier pro Kopf und Jahr - 2023 waren es noch 88 Liter. Das verschärft den Preiskampf. Zwar gibt es Sonderangebote großer Brauereien für 10 oder 11 Euro pro Kiste schon seit Jahren.
15 bis 18 Euro pro Bierkiste sind der normale Preis
Doch damals sei ein Preis von 13 oder 14 Euro normal gewesen, erläutert Schütz. Inzwischen habe man die Preise wegen steigender Kosten für Rohstoffe und Energie zweimal anheben müssen. 15 bis 18 Euro seien jetzt normal.
Sonderangebote für 10 Euro würden das Bier geradezu verramschen. Supermarkt-Ketten erwarteten von den Brauereien Unterstützung für solche Aktionen. Wer das nicht biete, werde verdrängt. Das spüre auch seine Brauerei. Die Watzdorfer Traditions- und Spezialitätenbrauerei bestätigte in der "Thüringer Allgemeine", dass solche Werbeaktionen von Großbrauereien leichter gestemmt werden könnten.
Wir haben einen Testballon gestartet und mal ausprobiert, wie viele Leute kommen, wenn wir das Bier für 10 Euro bei uns ab Hof verkaufen.
Supermarkt-Ketten nutzten das als Lockmittel für ihre Kunden - und hier kontrollieren wenige Anbieter den Markt. Nach dem Wegfall der Supermarktkette Real habe sich die Situation noch einmal verschärft, sagte Schütz. Dass das kleine Brauereien Nachfrage koste, sei dem Preis geschuldet, nicht der Qualität. "Wir haben einen Testballon gestartet und mal ausprobiert, wie viele Leute kommen, wenn wir das Bier für 10 Euro bei uns ab Hof verkaufen", berichtet Schütz.
Teilweise seien die Kunden mit Anhängern gekommen, um sich einzudecken. Aber man brauche den Handel und wolle nicht auf Dauer direkt verkaufen - und arbeite auch mit vielen Händlern sehr gut zusammen. 80 Prozent des Ausstoßes werde als Flaschenbier verkauft, in der Regel über den Einzelhandel.
Bier-Produktionsmenge kontinuierlich gesunken
Anhaltend schlechte Nachrichten über die Lage im Land würden zudem Zurückhaltung bei den Kunden bedingen. Zusammen führe all das dazu, dass Investitionen erschwert werden und man sich sehr genau überlegen müsse, für welches Produktionsvolumen sie gedacht sind, so Schütz.
Die Apoldaer Brauerei verkaufte noch vor einigen Jahren etwa 120.000 Hektoliter. Inzwischen ist die Produktionsmenge auf unter 70.000 Hektoliter gesunken. Zuerst berichtete die "Thüringer Allgemeine".
MDR (co)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 05. Dezember 2024 | 19:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/9f393c57-2d04-458f-a3b3-b939d201428d was not found on this server.