Windkraft Trotz Energiewende: Windanlagenbauer in Sachsen schließen
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08. August 2023, 05:00 Uhr
Die Bundesregierung will die Windkraft massiv ausbauen. Da werden Rotorblätter gebraucht, Getriebe, intelligente Steuerungen. Firmen, die entsprechende Teile herstellen, müssten sich vor Aufträgen eigentlich kaum retten können. Doch das Gegenteil ist der Fall. Insbesondere die sächsischen Windanlagenbauer klagen über eine Auftragsflaute. Gleich zwei Betriebe wollen ihre Produktion einstellen. Wie kann das sein?
- In Sachsen muss die Firma Eickhoff Windpower ihre Produktion für Windräder einstellen.
- Der Chef des Bundesverbands Windenergie sieht das als Folge der Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
- Der Bundesverband Windenergie fordert Überbrückungshilfen für betroffene Firmen.
Man denkt ja: Wenn die Grünen regieren, müsste es Windfirmen blendend gehen. Doch so einfach ist es nicht. Im sächsischen Klipphausen will die Firma Eickhoff Windpower ihre Produktion für Windrad-Getriebe schließen. Dabei ist das Werk erst 15 Jahre alt. Das Unternehmen sagt, es lohne sich nicht mehr.
Betriebsrat Jörg Koziol kann es kaum glauben: "Das ist für uns unverständlich. Es war ein Schock für die Belegschaft. Das konnte sich keiner erklären, wie das kommen kann. Man kann das auch im Familien- oder Freundeskreisen nicht rüberbringen, wie das sein kann in der heutigen Zeit mit dieser Regierung. Und es sehen eigentlich alle so, dass es ein politisches Problem ist."
Tatsächlich ist Eickhoff nicht der einzige Windanlagenbauer, der seine Produktion in Sachsen aufgeben will. In Döbeln will der Elektromaschinenhersteller Partzsch sein Werk für Windgeneratoren schließen. Die Begründung lautet auch hier: fehlende Nachfrage. Wie kann das sein in einem Land wie Deutschland, das so viele Windräder aufstellen will wie noch nie?
Kritik an ehemaliger Bundesregierung
Wolfram Axthelm, Chef des Bundesverbands Windenergie antwortet mit einer Metapher: "Wir sehen insgesamt, dass der dramatische Rucksack aus der Vergangenheit immer noch sehr schwer ist und dass da sehr viele Steine drin liegen, die die Branche massiv belasten." In der Regierungszeit von Angela Merkel sei die Windindustrie geschwächt worden. Fördergelder seien gekürzt, Zubau-Ziele reduziert und Genehmigungen verzögert worden.
Die jetzige Bundesregierung verfolge den gegenteiligen Kurs, sagt Axthelm. Doch das sei in den Auftragsbüchern der Windanlagenbauer noch nicht angekommen. "Und mancher, der seit 2019 eine dramatische Durststrecke hinter sich hat, verzweifelt daran offensichtlich ein bisschen und hat nicht das Zutrauen, dass es jetzt wirklich ab 2024 – und es wird erst 2024 sein – tatsächlich deutlich nach vorne geht im Zubau. Und insoweit ist die Politik hier ein bisschen gefordert, jetzt mitzuhelfen, dass nicht als letzte Auswirkung dieses Tals der letzten Bundesregierung noch kurzfristig Kapazitäten verloren gehen, die wir ab Ende 2024 auf jeden Fall brauchen."
Verband fordert Überbrückungshilfen für betroffene Firmen
Axthelm fordert Überbrückungshilfen für Windfirmen in Not. Wenn ein Werk erst einmal schließe, komme es nicht so schnell wieder. Den Marktanteil, sagt der Windverbandschef, würden dann womöglich chinesische Firmen übernehmen. Da müsse man aufpassen, nicht wieder in Abhängigkeiten zu geraten.
Lässt sich Eickhoff Windpower in Klipphausen also noch retten? Die Belegschaft hat die Sache selbst in die Hand genommen. Mit Unterstützung der IG Metall und ihrem Kreischef Stefan Ehly sucht sie nach Investoren: "Weil es völlig irrsinnig ist, so einen Betrieb einfach fallen zu lassen und zu sagen: Dann wird halt der Schlüssel rumgedreht, die werden schon alle Arbeitsplätze finden. Das war überhaupt keine Option. Es gibt ein Werk, das hochmodern ist, mit modernen Anlagen, mit einer klimatisierten Werkshalle. Das sind alles Bedingungen, die sind erhaltenswert, weil sie gut sind. Dafür treten wir ein."
Die Beschäftigten, erzählt Ehly, hätten mehr als 300 Ideen aufgeschrieben, was man in Klipphausen alles herstellen könne. Der Windanlagenbau ist in der Sammlung allerdings nur eine Idee von vielen. Gut möglich, dass ein Investor in Klipphausen am Ende etwas ganz anderes als Windräder produziert.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 08. August 2023 | 06:00 Uhr