Informationstafel für Abflüge mit anullierten Flügen auf dem Flughafen Dresden
Die Tochterfirma für das Lufthansa-Bodenpersonal in Dresden soll geschlossen werden. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Tarifstreit in Dresden und Leipzig Lufthansa-Töchter schließen endgültig: Beschäftigte wollen trotzdem mehr Geld

07. November 2024, 14:08 Uhr

Die Gewerkschaft Verdi will Streiks des Lufthansa-Bodenpersonals an den Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle vor Weihnachten nicht ausschließen. Entschieden werde nach der nächsten Verhandlungsrunde am 12. November. Lufthansa hat angekündigt, das Bodenpersonal der Tochterunternehmen Airport Service Leipzig (ASL) und Airport Service Dresden (ASD) aus Kostengründen dicht zu machen. Die Beschäftigten fordern Lohn nach Westniveau.

Die Beschäftigten der Lufthansa-Töchter ASL und ASD am Flughafen Leipzig/Halle und Dresden wollen weiterhin für eine Angleichung ihrer Gehälter an das Westniveau im Konzern kämpfen - trotz angekündigtem Aus für die beiden Firmen. Ein Verhandlungsführer der Gewerkschaft Verdi sagte am Donnerstag vor Medienvertretern, für den 12. November sei der nächste Verhandlungstermin geplant. Unmittelbar danach werde man über das Ergebnis und weitere Schritte beraten. Auch ein dritter Streik sei nicht ausgeschlossen, hieß es. Bereits zweimal hatten die Beschäftigten den Lufthansa-Betrieb an den Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle nahezu lahmgelegt. Gewerkschafter Lou Hauser betonte: "Unser Ziel ist nicht eine Eskalation des Konflikts, sondern eine Lösung."

Ost-West-Lohnlücke noch 35 Jahre nach Mauerfall

Im Kern geht es um die Anwendung des Manteltarifvertrags der Lufthansa und damit verbunden um die Abschaffung der Ost-West-Lücke bei den Gehältern. Das würde für 140 Beschäftigte an den Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden bedeuten: eine Erhöhung der Entgelte um 850 Euro pro Monat und eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro

Das Bodenpersonal arbeitet in Lufthansa-Uniform für den Lufthansa-Konzern am Check-In, beim Boarding und bei der Abfertigung der Maschinen auf dem Vorfeld. Dabei betreuen sie überwiegend Passagiere und Flugzeuge des Lufthansa-Konzern sowie der Tochterunternehmen Eurowings, Swiss und Austrian Airlines.

Ein Flugzeug der Lufthansa steht am Morgen auf dem Rollfeld am Flughafen Dresden International.
Die Lufthansa-Maschinen werden in Dresden von einem Tochterunternehmen der Airline abgefertigt. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael

Ich habe meine Lufthansa-Uniform mit Stolz getragen. Aber es ist traurig, wie man uns hier abspeisen möchte.

Carmen Gebauer, Mitarbeiterin der Lufthansa

Mitarbeitende frustriert und enttäuscht

Bei langgedienten Mitarbeiterinnen des Bodenpersonals in Sachsen überwiegt unterdessen Frust und Enttäuschung darüber, wie sie vom Konzern abgefertigt werden. Man habe sich mit Ostgehalt jahrzehntelang für die Lufthansa engagiert und sich zugehörig zur Familie der Kranichairline gefühlt. Eva Richter, die nach eigenen Angaben seit 1991 am Flughafen Dresden für die Fluggesellschaft, arbeitet, die Situation sei "sehr bitter".

Das Unternehmen - ASD und ASL haben dieselbe Geschäftsführung agiere erbärmlich, sagt ihre Kollegin Carmen Gebauer. "Ich habe meine Lufthansa-Uniform mit Stolz getragen. Aber es ist traurig, wie man uns hier abspeisen möchte." Wann immer Not an Personal war, seien die Mitarbeitenden aus Sachsen weltweit eingesprungen. Es habe Dienste an Check-In-Schaltern gegeben, zu denen die Beschäftigten früh hin und abends zurück geflogen wurden. Bei mehrtägigen Einsätzen während der Hannover-Messe seien die Lufthansa-Beschäftigten aus Ostdeutschland mitunter bei Privatpersonen einquartiert worden. Auch in Fernost, Nordamerika oder Südafrika hätten Mitarbeitende von ASL und ASL immer wieder ausgeholfen.

Junge Mitarbeitende ohne familiäre Verpflichtungen in Sachsen hätten bereits nach München oder Frankfurt gewechselt, wo sie nach der Pandemie in der Sommersaison Personallücken stopften. Für ältere Mitarbeiter gebe es hingegen kaum Jobalternativen. Übernahmeangebote, etwa von der mitteldeutschen Flughafen-Tochter Portground, lägen bisher nicht vor. Zugleich glauben die langjährigen Lufthansa-Beschäftigten nicht, dass Portground die Abfertigung der Lufthansa-Maschinen ohne zusätzliches Personal stemmen könne.

Aus für Firmen frühestens Ende Juni 2025

Die Lufthansa hatte am 30. September nach Auslaufen der Friedenspflicht und beim zweiten Verhandlungstermin angekündigt, die beiden ostdeutschen Tochterunternehmen zu schließen - ob als Reaktion auf die Gehaltsforderungen oder langfristig geplant, sei unklar, hieß es. Die Airline habe aber zuvor stets beteuert, die Tochterunternehmen stünden nicht zur Disposition, berichteten Mitarbeiterinnen bei dem Pressegespräch. Verdi will bis zuletzt für eine Gehaltsangleichung kämpfen, auch für etwaige Ansprüche bei Abfindungen oder Arbeitslosigkeit. Ein Ende der beiden ostdeutschen Tochterunternehmen sei unter Berücksichtigung von Kündigungsfristen frühestens zum 30. Juni 2025 möglich.

Eine Maschine der Lufthansa wird am Morgen auf dem Flughafen Leipzig-Halle für den Start vorbereitet.
Die Mitarbeitenden des Bodenpersonals der Lufthansa fertigen auch als Ramp Agenten die Maschinen auf dem Vorfeld ab. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Fakt ist: Der Lufthansa-Konzern steckt mitten in einer Konsolidierung nach der Pandemie und versucht etwa mit den neu gegründeten Airline-Töchtern Discover für touristische Ziele und Lufthansa City Airlines als Zubringer zu den Drehkreuzen der Kernmarke in Frankfurt am Main und München die Kosten zu senken.

MDR (lam)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 07. November 2024 | 14:00 Uhr

Mehr aus Sachsen