Studie zur Pandemie Kinder und Jugendliche in Sachsen psychisch kaum durch Corona-Zeit beschädigt

28. Februar 2023, 17:52 Uhr

Eine neue Studie aus dem sächsischen Sozialministerium hat keine signifikanten anstieg psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen im Freistaat festgestellt. Für die Studie wurden die Krankenkassen-Daten von mehr als 200.000 Schülerinnen und Schülern ausgewertet. Dagegen hatte ein Bericht der Bundesregierung eingeschätzt, dass drei von vier Kindern psychisch durch die Pandemie belastet sind.

Die Corona-Maßnahmen während der Pandemie haben die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Sachsen wenig beeinflusst. Zu diesem Schluss kommt eine am Dienstag vom sächsischen Sozialministerium veröffentlichte Studie. Demzufolge sei die Zahl psychischer Erkrankungen in dieser Altersgruppe seit Pandemiebeginn 2020 nur wenig gestiegen.

Auffälligkeiten bei Teenagern

Während es bei Jungen teilweise einen leichten Rückgang gab, zeigte die Studie eine auffällige, wenn auch geringe Zunahme psychischer Erkrankungen in der Altersgruppe der 15 bis 16 jahre alten Mädchen. Insgesamt wurden mehr als 200.000 zehn- bis 16-jährige gesetzlich Versicherte in Sachsen auf psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen untersucht.

Drei Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie wissen wir: Die Schulen waren viel zu lang geschlossen. Schulen und Kitas waren eben nicht Treiber der Pandemie, wie oftmals behauptet wurde.

Christian Piwarz (CDU) Sächsischer Kultusminister

Kultusminister Christian Piwarz hat in einer Stellungnahme zur Studie die "zu lange Einschränkung" von Kindern "in ihrer persönlichen und schulischen Entwicklung zum Schutz der Alten und vulnerablen Gruppen" bedauert. "Drei Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie wissen wir: Die Schulen waren viel zu lang geschlossen. Schulen und Kitas waren eben nicht Treiber der Pandemie, wie oftmals behauptet wurde", so der Minister. Deren Schließung hätte Folgen für die seelische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen gehabt. Diese seien laut Piwarz gravierender als entstandene Bildungslücken.

Eine Lehrerin sitzt mit Kindern im Wohnzimmer
Die Kinder mussten während der Schulschließungen in der Corona-Pandemie oft ohne den Kontakt zu Gleichaltrigen zuhause lernen und spielen. Auch Sportangebote fehlten. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/Rolf Vennenbernd

Ärzte und Therapeuten: Keine Schulschließungen

Für die Studie wurden auch Experten und Expertinnen wie Ärzte und Psychotherapeuten befragt. Diese hätten "übereinstimmend" Schulschließungen abgelehnt "mit Verweis auf die schädlichen Folgen für die psychische Gesundheit". Die Belastungen durch Homeschooling, der Einschränkung sozialer Kontakte und der Wirkung auf Familiensysteme konnten demnach "die Entstehung psychischer Erkrankungen begünstigen".

Die Linken-Fraktion im Sächsischen Landtag hatte dagegen am Montag von einer "erheblichen Beeinträchtigung" der Gesundheit und Psyche junger Menschen durch die Corona-Pandemie gesprochen. Sie forderte ein Programm für die jungen Menschen - beispielsweise mit mehr Beratungs- und Therapieangeboten.

Essstörungen und Bewegungsmangel haben zugenommen

Was in Sachsen mit der Studie bekanntgeben wird, steht im Gegensatz zum Bericht einer Arbeitsgruppe unter Bundesfamilienministerin Lisa Paus und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Demnach leiden bis heute 73 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland an psychischen Belastungen als Folge der Corona-Pandemie. Der im Februar 2023 vorgelegte Abschlussbericht stützt sich auf sechs Studien zur Kindergesundheit und Corona-Folgen, deren Ergebnisse schon veröffentlicht sind. Demnach nahmen Essstörungen, Bewegungsmangel und Depressionen zu.

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MDR (wim)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 28. Februar 2023 | 19:00 Uhr

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