Herausforderungen Personalmangel und Bürokratie – was die Schulleitungen in Sachsen beschäftigt
Hauptinhalt
08. November 2024, 08:31 Uhr
Seit Donnerstag tauschen sich die Schulleitungen aus ganz Deutschland in Düsseldorf über aktuelle Herausforderungen aus. Auch in Sachsen stehen die Schulen vor einigen Problemen. Die Schulleitungen hier beklagen insbesondere den Personalmangel und die zunehmende Bürokratie. Aber auch die digitalen Medien und die Integration erfordern neue Lösungen.
- Schulleiter Jürgen Gläsel kämpft an seiner Schule mit Personalmangel – auch die digitalen Medien seien eine Herausforderung.
- Michael Ufert vom Sächsischen Schulleitungsverband nennt als Problemstelle vor allem die zunehmende Bürokratie.
- Schulleiter Tobias Sowade beschäftigt sich viel mit Inklusion und Integration – und sieht darin eine Chance.
Jürgen Gläsel leitet seit acht Jahren die Oberschule am Merzdorfer Park in Riesa. Er sagt: "Mir geht es gut als Schulleiter. Ich habe mich irgendwann für diesen Job entschieden und das ist wie in einer Ehe: in guten Tagen und auch in schlechten Tagen."
Und sind es nun gerade eher gute oder eher schlechte Tage? Die Herausforderungen seien ganz andere als früher, sagt Gläsel. Im ländlichen Raum kämpfe er vor allem mit dem Personalmangel. Aber auch mit immer komplizierteren Hintergründen der Schülerschaft: Viele lebten in Trennungs- oder Patchworkfamilien.
Eine weitere Herausforderung seien auch die digitalen Medien, sagt Gläsel: "Sie sind zum einen ein Segen, aber sie sind auf der anderen Seite auch eine große Herausforderung – damit bewusst und vernünftig umzugehen."
Zunehmende Bürokratie
Gläsel beschreibt damit vor allem Herausforderungen im unmittelbaren pädagogischen Bereich. Viele Schulleitungen ächzen heute aber auch unter immer mehr Bürokratie.
Michael Ufert ist der Vorsitzende des Sächsischen Schulleitungsverbands, der die Interessen von Grund-, Förder- und Oberschulen vertritt. Er klagt über eine Rückversicherungsmentalität mit vielen Dienstanweisungen und Vorschriften: "Die Schulen bekommen immer mehr bürokratische Aufgaben zugewiesen, oft verbunden mit einer sehr umfangreichen Dokumentationspflicht. Viele dieser Aufgaben sind inhaltlich anderen Verwaltungsbereichen zuzuordnen, zum Beispiel den Gesundheitsämtern."
Als Beispiel nennt er die Feststellung des Masernschutzstatus für alle Schülerinnen und Schüler und das Personal. Die Auswertung von Impfausweisen gehöre nicht an eine Schule.
Er schätzt, dass inzwischen bis zu einem Drittel der Zeit für aus seiner Sicht unnötige Verwaltungsaufgaben draufgeht – statt den Kindern unmittelbar zugute zu kommen. Sein Appell deshalb: "Lasst uns unsere Arbeit machen, für die wir angetreten sind und entlastet uns von Dingen, die Schule nicht vordergründig betreffen."
Integration und Inklusion
Tobias Sowade bezeichnet das sächsische Schulsystem derzeit als "System unter Druck". Er leitet die Untere Luisenschule und kommissarisch die neue Hartmann-Schule in Chemnitz. Thema Nummer eins sei für ihn der Personalmangel, gefolgt von der Frage wie Integration und Inklusion im "System unter Druck" gelingen könne.
Auch die Bürokratie sei anstrengend. Trotzdem sagt er: "Diese Chancen der Gestaltung – ich glaube, dass man das sehr positiv auch lesen kann, dass man die jetzt nutzen kann in diesem System unter Druck." Jetzt müssten pragmatische Lösungen gefunden werden, um Gestaltungsspielräume zu schaffen.
Schulkonzepte und die Personalsuche etwa könnten die Schulen jetzt schon viel aktiver mitgestalten als früher. Und genau darum gehe es schließlich beim Beruf des Schulleiters.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. November 2024 | 06:53 Uhr