Luftbild Sandtagebau Dresden
Dieser Sandtagebau bei Dresden ist noch in Gange. Andere Lagerstätten in Sachsen sind bereits erschöpft. Die Bauindustrie befürchtet einen Mangel an Sand - und auch Kies. Bildrechte: IMAGO / Sylvio Dittrich

Rohstoffe Sächsischer Bauindustrie droht Sand- und Kiesmangel

23. Januar 2024, 11:26 Uhr

Die sächsische Bauindustrie befürchtet einen Mangel an Sand und Kies. Darauf machte der Unternehmerverband mineralischer Baustoffe aufmerksam. Geschäftsführer Bert Vulpius sagte MDR AKTUELL, Sand und Kies müssten im Umfeld der Baustellen abgebaut werden. Momentan stauten sich in Sachsen aber die Genehmigungen dafür. Unternehmen beklagten, dass es mittlerweile fünf Jahre und länger dauere, bis ein Sandbergbau genehmigt werde.

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Sand, so könnte man meinen, gibt es wie Sand am Meer. Also im Überfluss. Bert Vulpius entgegnet: Sand wird knapp. Vulpius ist Geschäftsführer beim Unternehmerverband Mineralische Baustoffe. Nicht nur Sand, sondern auch Kies, erzählt er, würden für die Bauindustrie regional abgebaut, im Umfeld der Baustellen

Abbau von Sand und Kies geht schon länger zurück

Doch weil die Zahl bewilligter Sand- und Kiesgruben sinke, fehle es an diesen Rohstoffen – insbesondere in Sachsen. "Wir laufen in Sachsen definitiv in einen Mangel von Sand und Kies hinein, weil wir einen Genehmigungsstau haben. Im Jahr 2022 ist die Kiessandproduktion in Sachsen im Vergleich zum Jahr 2021 um über 20 Prozent zurückgegangen. Das gab es in den letzten 30 Jahren überhaupt nicht."

Das Sächsische Oberbergamt bestätigt diese Entwicklung. Dessen Chef Bernhard Cramer rechnet vor, von einst 140 Firmen für den Sand- und Kiesabbau seien in Sachsen nur noch 80 übrig. Seit 2010 sei die Fördermenge von 13 auf 9 Millionen Tonnen pro Jahr gesunken.

Dies lasse sich nicht allein durch eine Flaute am Bau erklären, erklärt Cramer: "Die alten großen Tagebaue gehen langsam aus der Produktion, weil die Lagerstätten soweit erschöpft sind. Neue kommen nicht nach. Und da müssen wir einfach erkennen, dass wir aktuell gegebenenfalls für die nächsten Jahrzehnte in ein Problem der Versorgung mit unseren basalen Rohstoffen hier in Sachsen laufen, die wir auch nicht von woanders kaufen können. Weil der Transport ist dann teurer als die eigentlichen Rohstoffe. Das ist wirtschaftlich unsinnig."

Umwelt-Auflagen und Widerstände verlangsamen Genehmigungen

Die Gründe für den Rückgang des Abbaus seien vielfältig, sagt Cramer. Ökologische Auflagen seien komplizierter geworden. Dann gäbe es bei nahezu jedem Tagebauprojekt Widerstände der Anwohner. Unternehmer klagen, früher habe man einen Sandbergbau binnen eines Jahres bewilligt bekommen, inzwischen dauere es fünf Jahre – oder mehr.

Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) betont, jeder Anwohner habe das Recht, seine eigenen Interessen zu verfolgen: "Aber ich werbe dafür, auch für die Akzeptanz von Sanden und Kiesen in Sachsen. Wir haben hier mehrere Lagerstätten, die wir auch unterstützen. Und das ist auch weiterhin notwendig. Wir müssen wirklich stärker auf die einheimischen Rohstoffe setzen. Und da gehören Kiese und Sande dazu." Dulig argumentiert, nach dem Tagebau könne eine Grube renaturiert werden. Die Artenvielfalt sei dann manchmal größer als vorher.

Reservierung von Flächen für den Abbau als Lösung?

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe rät, mehr Flächen für den Sand- und Kiesabbau zu reservieren. Einen Mangel an Lagerstätten, sagt Vizepräsident Volker Steinbach, gäbe es in Sachsen jedenfalls nicht. "Wo der Mangel besteht, ist, dass es in den Raumplanungen vorrangig bewertet werden müsste. Und beispielsweise kann man eben eine Lagerstätte nicht zu einem anderen Ort schieben. Aber andere Nutzungen, zum Beispiel durch Baumärkte, könnte man an einen anderen Ort verschieben. Und das ist meines Erachtens wichtig, dass wir das in den entsprechenden Raumordnungsplänen künftig berücksichtigen, dass diese Rohstofflagerstätten einen Vorrang bekommen."

Wenn in der Raumplanung der künftige Sand- und Kiesabbau reserviert würde, drohe kein Mangel. Das sieht auch Verbandsvertreter Bert Vulpius so. Er sagt, es müsse gelingen, Vorkommen zeitnah zu nutzen. Sonst werde Bauen in Sachsen noch teurer als ohnehin schon.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL | 23. Januar 2024 | 06:20 Uhr

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