Kommunalpolitik Fünf Kandidierende wollen Oberbürgermeister von Freiberg werden
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01. Juni 2022, 19:30 Uhr
Bergstadt, Silberstadt, Universitätsstadt, all das ist Freiberg.
Die Menschen bewahren das Feuer von 800 Jahren Bergbautradition und verwandeln ihre Stadt in einen Hochtechnologiestandort. Regelmäßig erlebt die Stadt Montagsspaziergänge. Sie sind ein Protest gegen die Corona-Maßnahmen. Die Frage, wie man mit diesen Protesten umgeht, bewegt die Stadtgesellschaft. Vor diesem Hintergrund stellen sich fünf Kandidierende für das Amt des Oberbürgermeisters zur Wahl.
Am 12. Juni werden in vielen Kommunen in Sachsen neben den Landräten auch neue Stadtoberhäupter gewählt. Auch in Freiberg müssen die Einwohner und Einwohnerinnen einen neuen Oberbürgermeister wählen. Vier Männer und eine Frau bewerben sich um das Amt:
Fünf Kandidierende zur Wahl
- Sven Krüger (Kandidat von CDU, FDP und Freien Wählern)
- Peter Errmann (Einzelkandidat)
- Anke Martin- Heede (Einzelkandidatin)
- Marko Winter (AfD)
- Johannes Brink (Grüne)
Amtierender Oberbürgermeister tritt nochmal an
Sven Krüger ist der amtierende Oberbürgermeister in Freiberg. Er stützt sich bei der Wahl auf die CDU, die FDP und die Freien Wähler. Freundlich, kritisch und offen, so sieht er seine Mitmenschen.
Ich denke, wir müssen einfach für die Zukunft mehr akzeptieren, dass unterschiedliche Meinungen nicht gleich immer eine Spaltung sind. Wir müssen lernen, einander zuzuhören, einander zu verstehen und die andere Meinung zu akzeptieren.
Der Tierparkbesuch in Freiberg ist kostenlos. Das ist Krüger wichtig. Es entlastet Familienbudgets. Darüber hinaus sieht er zwei weitere Schwerpunkte: "Das ist zum einen die Sicherstellung der Energieversorgung", so Krüger. "Wir sind in Freiberg mit Fernwärme von den aktuellen Steigerungen betroffen."
Das andere Thema sei die Arbeitskräftesituation. "Wir sind ein boomender Wirtschaftsstandort", sagt Krüger. "Alle Firmen rufen händeringend nach Arbeitskräften." Bei beiden Themen die richtigen Impulse zu setzen, damit sie in der Zukunft funktionieren, sieht Krüger als seine Hauptaufgabe an.
Einzelkandidat will sich in Jugendarbeit einbringen
Peter Errmann hat seinen Freunden im Sportverein geraten nicht immer nur zu reden, sondern etwas zu tun. Da haben sie ihn kurzerhand zum Kandidaten bei der Oberbürgermeisterwahl gemacht.
Ich würde versuchen, mich verstärkt in die Jugendarbeit einzubringen. Die Jugend soll für uns irgendwann die Rente erarbeiten und wenn wir die Jugend in Freiberg halten, ist es auch für uns ein positives Signal.
Errmann ist Unternehmer und Fußballer, ein Mannschaftsspieler. Als Oberbürgermeister will er versuchen, die Freiberger alle an einen Tisch zu bekommen. Er ist überzeugt, dass es nur im Dialog geht.
"Freiberg ist meine Heimatstadt. Hier bin ich geboren, hier bin ich aufgewachsen", sagt Errmann. Es sei ein kleines und gemütliches Städtchen. "Man kennt sich, man weiß, wo man hingehen kann", sagt der Unternehmer. "Ich bin sehr froh hier zu leben und würde auch nie weggehen."
Einzelkandidatin setzt auf Dialog
Allein unter Männern ist Anke Martin-Heede. Die ehemalige Betriebsrätin der Firma Solarworld ist bekennende Teilnehmerin der Montagsspaziergänge gegen die Corona-Maßnahmen und wird in den Kanälen der Freien Sachsen beworben. Sie gehört der Bürgerinitiative Dialog mit Zukunft an, die seit 2021 besteht.
Aus meinem Kreis, den ich in den zwei Jahren neu kennengelernt habe, ist eine ganz tolle Gemeinschaft entstanden und die hat mich gelehrt, wie einfach es ist, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Sie mag den Blick von der Schachtanlage "Alte Elisabeth" auf Freiberg. Es ist diese Verbindung von Altstadt und Universität, Tradition und Neuem. "Klimaschutz scheint mir für einige Freiberger sehr wichtig zu sein", sagt Martin-Heede. "Dort sehe ich Ansatzpunkte. Ich habe über die essbare Stadt nachgedacht. Das könnte ein neues Flair schaffen hier in Freiberg."
Auch die Ansiedlung junger Menschen in der Stadt ist ihr ein Anliegen. "Wir haben ringsherum viel Industrie", so Martin-Heede. "Aber der gehen, genauso wie den Handwerkern, die Leute aus."
AfD-Kandidat will Freiberg entbürokratisieren
Freiberg zuerst, verspricht Marko Winter von der AfD. Er will den Alltag der Freiberger entbürokratisieren. Das Problem seien Zumutungen der Politik aus Brüssel, Berlin und Dresden.
Das ist nicht erst seit Corona so, dass aus Brüssel, Berlin und Dresden sehr viele Probleme kommen und sehr viel Ideologie und Inkompetenz herrscht. Davor sind die Freiberger Bürger vorrangig zu schützen.
Wichtig ist ihm außerdem die medizinische Notfallversorgung in der Stadt an den Wochenenden. "Mich stört als Familienvater, dass wir keinen kinderärztlichen Notdienst mehr in Freiberg haben", sagt Winter. "Das heißt, unsere Eltern, unsere Bürger müssen jetzt über Land fahren, teilweise bis nach Mittweida, um am Wochenende Hilfe zu bekommen."
Grünen-Kandidat will Tempo beim Klimaschutz machen
Für die Grünen sitzt Johannes Brink im Freiberger Stadtrat. Nun will er Oberbürgermeister werden. Er will Tempo beim Thema Klimaschutz machen.
Wir haben im Stadtrat beschlossen, dass ein Klimaschutzkonzept aufgestellt werden soll. Da ist bisher noch recht wenig passiert und da muss Tempo reinkommen. Im Zweifel muss auch, bevor das Konzept fertig ist, mit Maßnahmen begonnen werden.
Der Klimaschutz ist für Johannes Brink eine Generationenaufgabe. Sie kann dazu beitragen, mehr junge Leute an Freiberg zu binden. "Ich glaube, das Wichtigste für Freiberg ist, dass wir es schaffen, dass mehr junge Menschen hierbleiben wollen" sagt er. "Oder, dass sich mehr dafür entscheiden, hierher zu ziehen."
"Wir erleben einen starken Rückgang nicht nur in der gesamten Bevölkerung, sondern gerade auch bei den Studierenden", so Brink. Die Studierendenzahlen in den letzten Jahren seien stark rückläufig gewesen.
MDR (al/rk/ul)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 02. Juni 2022 | 19:00 Uhr