Kinderschutzkonzept erarbeitet Missbrauchsfall erschüttert Parkeisenbahn Dresden
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13. Dezember 2016, 17:16 Uhr
Ein Mitarbeiter der Dresdner Parkeisenbahn soll über Jahre einen Jungen sexuell missbraucht haben. Wie jetzt bekannt wurde, leitete die Staatsanwaltschaft bereits im April ein Ermittlungsverfahren ein. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte MDR SACHSEN, das Verfahren sei inzwischen eingestellt worden, da sich der Beschuldigte kurz nach der Strafanzeige das Leben nahm. Details wollte der Jurist mit Verweis auf den Täterschutz nicht nennen. Der gelte auch über den Tod hinaus.
Über einen längeren Zeitraum hinweg
Wie die Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten GmbH - der Träger der Parkeisenbahn - am Dienstag mitteilte, soll ein Mitarbeiter einen 16-jährigen über einen längeren Zeitraum hinweg missbraucht haben. Wahrscheinlich sogar in den Räumen der Modelleisenbahnanlage an der Ostra-Allee. Details dazu sind nicht bekannt. Noch bevor der Jugendliche im April Anzeige erstattet hatte, meldetet ihn sein Vater ohne Angabe von Gründen bei der Parkeisenbahn ab.
Täter war seit seiner Kindheit bei der Parkeisenbahn
Der mutmaßliche Täter war als geringfügig Beschäftigter angestellt. Er hatte selbst bereits als Kind dort angefangen. Laut Jens Großmann, Mitglied des Vorstandes des "Dresdner Parkeisenbahn e.V." gab es bei ihm in der Vergangenheit keinerlei Hinweise auf grenzüberschreitendes Verhalten oder gar Missbrauchsvorwürfe. Der Fahrdienstleiter soll zudem in Kontakt mit einigen Eltern der Kinder gestanden und deren Vertrauen genossen haben. Jedoch, erklärte Jens Großmann, sei es normal, dass Betreuer auch über die Arbeit hinaus Unternehmungen anböten und man könne und wolle eigentlich nicht unterbinden, dass auch ein freundschaftlicher Kontakt entstehe. Das solle aber in Zukunft strenger kontrolliert werden.
Kinderschutzkonzept wird entwickelt
Für die Erstellung eines Schutzkonzeptes haben sich die Verantwortlichen der Parkeisenbahn Hilfe gesucht. Heike Mann von der "Shukura" AWO-Fachstelle zur Prävention von sexualisierter Gewalt an Mädchen und Jungen soll den Vorfall mit allen Beteiligten aufarbeiten und ein Schutzkonzept entwickeln. Sie ist beispielsweise dafür, ein Beschwerdeverfahren für derartige Vorkommnisse einzurichten. Außerdem müssten auch die Eltern stärker mit einbezogen werden. Heike Mann steht im Kontakt zu dem Opfer und erklärte, dass dieses zwar stark mitgenommen sei, aber fähig seinen Alltag zu bewältigen. Außerdem sei der Jugendliche in psychotherapeutischer Betreuung und würde von liebevollen Eltern umsorgt.
Acht Monate Schweigen
Die Eltern der anderen Kinder bei der Parkeisenbahn haben erst am vergangenen Donnerstag von den Vorfällen erfahren. In einem Fragebogen sollen sie beantworten, ob auch ihre Kinder verdächtige Situationen oder Übergriffe erlebt haben. Laut Christian Striefler, dem Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten GmbH, habe man so lange gewartet, weil von dem Täter aufgrund seines Selbstmordes keine Gefahr mehr ausgegangen sei und man zunächst intern besprechen wollte, wie man mit den Vorkommnissen umginge. Laut Striefer hätten vielen Eltern mit Schweigen und Betroffenheit auf die Informationen reagiert. Keiner hätte allerdings sein Kind daraufhin von der Parkeisenbahn abgemeldet oder weitere Fälle angegeben. Den Vorwurf, dass er durch das lange Schweigen die laufende Saison nicht gefährden wollte, wies Striefler von sich.
Parkbahn in Trägerschaft des Freistaates
Trotz der Vorfälle ist geplant, dass die Dresdner Parkeisenbahn wie vorgesehen am Gründonnerstag 2017 ihren Sommerbetrieb wieder aufnimmt. Die Parkeisenbahn Dresden dreht auf gut fünf Kilometern Gleisen ihre Runden durch den Großen Garten von Dresden. Sie war in der DDR als Pioniereisenbahn bekannt und diente nicht zuletzt auch der Deutschen Reichsbahn zur Nachwuchsgewinnung, indem bereits Kinder für die Eisenbahn begeistert wurden. Das Aufsichtspersonal stellte damals ebenfalls die Reichsbahn. Inzwischen gehört die Lilliputbahn dem Freistaat Sachsen und wird von der Schlösserverwaltung betreut.