36.000 Unterstützer Kletterfreunde und Naturschützer kämpfen um Holzberg-Steinbruch
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20. April 2023, 17:06 Uhr
Seit einem Jahr kann am Holzberg bei Böhlitz im Landkreis Leipzig nicht mehr geklettert werden. Er wurde vom Eigentümer, dem Bauunternehmen Kafril, gesperrt. Bergsportler und Naturschützer befürchten, dass die Firma im Steinbruch künftig ihren von Baustellen übriggebliebenen Erdaushub entsorgen will.
- Rund 36.000 Menschen wollen den Holzberg als Natur- und Kletterparadies erhalten.
- Beim ehemaligen Steinbruch Holzberg hat sich im Laufe der Jahre ein Biotop gebildet.
- Unternehmen Kafril sieht mögliche Ersatzstandorte nicht geklärt.
Für die Rettung des Holzberg-Steinbruchs bei Böhlitz im Landkreis Leipzig haben knapp 36.500 Menschen (Stand 20.4.) eine Petition unterzeichnet. "Das ist eine unglaubliche Hausnummer", sagt Lutz Zybell, Vorstandsmitglied im Landesverband Sachsen des Deutschen Alpenvereins (DAV). Er sei überwältigt von der großen Resonanz. Die Unterschriftensammlung endet an diesem Donnerstag.
Seit fünf Jahren kämpfen Bergsportler und Naturschützer um den Erhalt des Biotops und Kletterparadieses im Thallwitzer Ortsteil Böhlitz. Denn der Eigentümer des Geländes, das Bau- und Abbruchunternehmen Kafril, plane die Verfüllung des Steinbruchs beziehungsweise in Teilen dessen Nutzung als Deponie. Seit einem Jahr ist dieser für den Klettersport gesperrt worden. Mit Hilfe der Petition drängen DAV und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) darauf, den Holzberg unter Naturschutz zu stellen und damit wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Steinbruch - ein Biotop geschützter Arten
In den vergangenen Jahren "hat sich im Holzberg ein Flachwasserbereich ausgebildet, der zusammen mit den umliegenden Felswänden Heimat unzähliger geschützter Arten – wie Knoblauchkröte, Schlingnatter, Zaun- und Mauereidechse – ist und auch für über hundert Vogelarten als Brut-, Rast- und Jagdgebiet dient", so die Begründung der Naturschützer. "Der Holzberg ist das Paradebeispiel, wie naturverträgliches Klettern und Naturschutz Hand in Hand gehen", betont Zybell vom DAV Sachsen.
Der Holzberg ist das Paradebeispiel, wie naturverträgliches Klettern und Naturschutz Hand in Hand gehen.
Mibrag prüft mögliche Ersatzstandorte
Inzwischen sei auch ein Ersatzstandort bei Profen zum Entsorgen von Erde von der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH (Mibrag) beantragt worden, so Zybell. Diesen wolle die Mibrag dem Bauunternehmen Kafril als Alternative zum Steinbruch anbieten. Das Verfüllen von Tagebauen sei viel sinnvoller, findet der Kletterfreund und hofft auf eine einvernehmliche Lösung.
Von der Mibrag heißt es dazu, dass man derzeit in Abstimmung mit den Bergbehörden von Sachsen-Anhalt und Sachsen Möglichkeiten prüfe, externe Bodenmengen zur Verwertung an zwei Standorten anzunehmen. "Voraussetzung für die Umsetzung solcher Vorhaben ist jeweils die Zulassung eines Sonderbetriebsplans", so Mibrag-Sprecher Sebastian Exner. Auch habe vor der Annahme von Verwertungsböden eine Überprüfung des Materials zu erfolgen. Zu weiteren Details äußerte sich der Braunkohleförderer nicht.
Kafril sieht Ersatzstandort nicht geklärt
Bezüglich des Holzberg-Steinbruchs bereite Kafril gegenwärtig einen Abschlussbetriebsplan vor, informiert das Unternehmen auf Anfrage von MDR Sachsen. "Das Unternehmen kann sich weiterhin verschiedene Lösungen einer künftigen Nutzung des Holzbergs und zur Berücksichtigung der Belange der Natur dort vorstellen und ist nach wie vor gesprächsbereit", teilt die kaufmännische Geschäftsführerin Katrin Weist mit. Eine Ersatzstandortlösung ist laut Kafril noch immer ungeklärt. "Ein konkretes Angebot hierfür gibt es nicht", erklärt Weist.
Das Unternehmen kann sich verschiedene Lösungen einer künftigen Nutzung des Holzbergs und zur Berücksichtigung der Belange der Natur dort vorstellen.
Podiumsdiskussion mit DAV-Präsident in Böhlitz
DAV und BUND wollen sich in den nächsten Tagen mit einem offenen Brief an die sächsische Regierung weiter für den Steinbruch einsetzen. Nächsten Donnerstag will der Präsident des DAV-Bundesverbandes, Roland Stierle, nach Dresden ins Umweltministerium kommen, um über die Rettung des Holzberges zu sprechen. Auch ist im Gasthof Böhlitz am gleichen Tag eine Abendveranstaltung zu dem Thema geplant. Die Petition mit den mehr als 36.000 Unterschriften soll im Sommer offiziell an den Landtag übergeben werden.
Podiumsdiskussion 27. April, 19 Uhr, Podiumsdiskussion im Gasthof Königslinde in Böhlitz
MDR (ama)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 20. April 2023 | 18:30 Uhr