Leipzig Ofarim-Prozess: Zeugen haben keine antisemitischen Aussagen gehört

14. November 2023, 17:16 Uhr

Am dritten Prozesstag im Verleumdungsprozess gegen den Musiker Gil Ofarim am Landgericht in Leipzig sind Zeugen vernommen worden. Ihre Aussagen lassen Zweifel an Ofarims Äußerungen in einem Handyvideo aufkommen. Auch ein Digitalforensiker soll als Zeuge vor Gericht aussagen.

Im Verleumdungsprozess gegen den jüdischen Musiker Gil Ofarim haben am Dienstag weitere Zeugen ausgesagt. Zwei Geschäftsleute wollen am besagten Tag in der Hotellobby keine antisemitischen Aussagen gehört haben. Das sagten sie vor dem Landgericht Leipzig aus. Zudem könnten sie sich nicht an die Kleidung oder den Schmuck des Angeklagten erinnern.

Ofarim hatte vor zwei Jahren im Oktober in einem emotionalen Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig soll sich der Vorfall aber nicht so zugetragen haben.

Stammgäste wurden vorgelassen

Die beiden Zeugen waren regelmäßig Gäste im Hotel. Wegen technischer Probleme hatte sich in der Hotellobby eine Warteschlange gebildet. Da ihre Schlüsselkarten bereits vorbereitet waren, wurden sie vorgelassen. Darüber habe sich Ofarim laut Zeugenaussagen beschwert. "Na was ist denn an euch Beiden so Besonderes, dass ihr schon die Karten bekommt?", soll der Angeklagte gesagt haben.

Nach einem kurzen Gespräch mit Ofarim seien die beiden Geschäftsleute auf ihr Zimmer gegangen. Von den Vorwürfen gegen das Hotel habe man erst am folgenden Abend aus den Medien erfahren.

Hotelmanager bestreitet Beleidigung

Der Hotelmanager, der den Musiker diskriminiert haben soll, tritt im Prozess als Zeuge und Nebenkläger auf. Im Prozess hatte er ausgesagt, dass er mit dem Musiker zwar eine Auseinandersetzung hatte, ihn aber nicht beleidigt habe. Wegen eines technischen Fehlers und langen Wartezeiten beim Check-in soll Ofarim von einem "Scheißhotel" gesprochen und gedroht haben, eine schlechte Bewertung in den sozialen Medien abzugeben. Der Hotelmanager machte nach eigenen Angaben vom Hausrecht Gebrauch und checkte ihn nicht ein.

Digitalforensiker sagt am Mittwoch aus

Nach Angaben eines Sprechers des Leipziger Landgerichts sind noch weitere Augenzeugen des Vorfalls zum Prozess geladen. Am Mittwoch wird als Sachverständiger der Digital-Forensiker Dirk Labudde erwartet. Er hatte die Aufnahmen der Hotelkameras aus der Lobby ausgewertet. Ein Ton wurde nicht aufgezeichnet.

Digitalforensik * Die Digital- oder IT-Forensik ist ein noch relativ neuer Arbeitsbereich.
* Hierbei geht es um die wissenschaftliche Betrachtung eines Sachverhalts mit der Hilfe von Informationstechnik.
* Dirk Labudde ist der Leiter des ersten deutschen Bachelorstudiengangs "Allgemeine und Digitale Forensik" an der Hochschule Mittweida.

MDR (ama/mad)/epd

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 14. November 2023 | 14:00 Uhr

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