Schutt und Asche Leipzig: Feuer zerstört Kleingärtnerträume
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14. Juli 2023, 18:04 Uhr
Eine Feuerwalze hat am Donnerstagnachmittag innerhalb weniger Minuten am Stadtrand von Leipzig 16 Kleingärten zerstört und im wahrsten Sinne des Wortes eine Schneiße der Verwüstung hinterlassen. Alle betroffenen Gärten liegen direkt am Feld. Der Wind hatte die Flammen in die Schrebergärten getrieben. Hätte er anders gestanden, wären vermutlich die Einfamilienhäuser am Feldrand gegenüber betroffen gewesen.
- Panik und Angst um das eigene Leben
- Versicherungen ersetzen ideellen Wert nicht
- Helfer werden benötigt
- Polizei ermittelt
Es ist die letzte Ernte, sagte eine ältere Dame und hält zwei Zucchini und eine Gurke in der Hand. Sie hat in den Flammen ihre Gartenlaube verloren und den größten Teil ihrer Beete und Bäume. Zum zweiten Mal, wie sie sagt. Vor drei Jahren ging ihr Gartenhäuschen durch Brandstiftung in Flammen auf. Damals hatte sie noch die Kraft, alles mit ihrem Mann wieder aufzubauen. Kleiner und auch hübscher, als das alte Häuschen. Aber diese Kraft, so glaubt sie, kann sie jetzt nicht mehr aufbringen.
"Wir hatten Angst um unser Leben"
Neben ihr steht Ilona Krüger. Auch sie schaut fassungslos auf das grau-schwarze, stinkende Nichts, das das Feuer hinterlassen hat. Es sei alles so schnell gegangen. Sie habe vor ihrer Laube gesessen, als eine Nachbarin ihr zurief, dass es auf dem Feld brennt. Der Wind trieb das Feuer in Richtung ihrer Kleingärten. Ilona Krüger schaffte es gerade noch, eine Tasche aus der Laube zu holen, dann rannte sie aus dem Garten und überließ zahllose Erinnerungen und Jahre voller Arbeit den Flammen. Sie habe Angst um ihr Leben gehabt.
Es ist alles so schnell gegangen. Wir konnten gerade noch in der Laube eine Tasche holen und dann stand alles in Flammen. Ich hatte Panik und Angst um mein Leben.
Erinnerungen kann keine Versicherung ersetzen
Vereinsvorsitzender Helfried Natke spricht von 16 zerstörten Parzellen, die auch nicht so einfach wieder aufgebaut werden könnten. Einige der Lauben seien 70 Jahre alt gewesen, von Generation zu Generation übergeben. Das könne keine Versicherung wieder zurückbringen.
Auch Natke hat seinen Garten verloren. Ob er ihn wieder aufbaut? Tränen steigen dem großen Mann in die Augen. Er weiß es nicht. Die meisten Betroffenen zucken bei der Frage mit den Schultern. So groß die Verwüstung ist, so weit weg ist derzeit jeder Gedanke an Wiederaufbau. Und dennoch sagt Ilona Krüger, wir haben wenigstens unser Zuhause noch. Hätte der Wind die Flammen zu den Einfamilienhäusern getrieben, stünden einige Familien jetzt vielleicht auf der Straße.
Wenn man ausreichend und gut versichert ist, bleibt man wenigstens auf dem Finanziellen nicht sitzen.
Helfende Hände werden gefragt sein
Inzwischen werden bei einigen die ersten Hilfsangebote auf die Handybildschirme gespült. Davon braucht es in den kommenden Wochen viele. Doch zunächst ist Stillstand angesagt, denn die Versicherungen wollen noch besichtigen, was das Feuer hinterlassen hat.
Ermittlungen laufen
Wie es überhaupt zu dem Brand kommen konnte, ist noch nicht klar. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung. Noch mehr als diese Frage aber beschäftigt die Kleingärtner, dass die Feuerwehr nach ihrer Auffassung nach zu lange gebraucht hat, um löschen zu können. In der Anlage mit über 120 Gärten gibt es keinen Hydranten oder Feuerlöschteich. Die Feuerwehr musste vor dem Löschangriff mehrere hundert Meter Schlauch ausrollen. Die Löscharbeiten liefen noch bis in die frühen Morgenstunden.
MDR (gri)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 14. Juli 2023 | 05:30 Uhr