Energiekrise Gasimporteur VNG schließt 2022 mit Millionenverlust ab
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04. April 2023, 13:35 Uhr
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine war ein Wendepunkt für die gesamte Energiewirtschaft und damit auch für den VNG-Konzern. Am Dienstag hat das Unternehmen mit Sitz in Leipzig seine Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 vorgestellt. Das Fazit: Das Jahr war turbulent, unbeständig und sorgte für ein dickes Minus.
- Gasimporteur VNG hat durch die Energiekrise Verluste gemacht.
- Trotz Krise und Mehrkosten konnte Verstaatlichung des VNG-Konzerns verhindert werden.
- Im neuen Geschäftsjahr setzt VNG auf digitale Infrastruktur und grüne Gase.
Der Leipziger Gasimporteur VNG hat das vergangene Jahr mit einem Verlust abgeschlossen. Wie das Unternehmen am Dienstag in Leipzig mitteilte, lag das bereinigte Betriebsergebnis bei minus 205 Millionen Euro. Im Vorjahr habe es noch einen Gewinn von 225 Millionen Euro gegeben. Auch das operative Konzernergebnis liegt mit minus 337 Millionen Euro ebenfalls deutlich unter dem Vorjahr (2021: 141 Millionen Euro).
Unbeständiger Markt und veränderte Mechanismen
Das Jahr 2022 habe bewährte Marktmechanismen verändert, zugleich war das Marktgeschehen extrem unbeständig, bilanzierte der Vorstandsvorsitzende der VNG AG, Ulf Heitmüller, das vergangene Geschäftsjahr. "Durch den Wegfall russischer Gasmengen stand die Versorgungssicherheit mit Gas wie noch nie im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fokus. Dennoch ist es uns gelungen, russisches Erdgas – wenn auch zu hohen Kosten – schnell und verlässlich zu ersetzen", sagte Heitmüller.
Dennoch ist es uns gelungen, russisches Erdgas – wenn auch zu hohen Kosten – schnell und verlässlich zu ersetzen.
Wegen der stark gestiegenen Gaspreise habe sich der Umsatz auf rund 36 Milliarden Euro verdoppelt, so Heitmüller. Mehr Gas wurde nicht abgesetzt. Laut VNG verringerte sich der Gasabsatz um 23 Prozent auf rund 588 Milliarden Kilowattstunden. 2021 lag der Absatz bei rund 762 Milliarden Kilowattstunden.
Rettung in drei Schritten
VNG habe 2022 vergleichsweise gut gemeistert, resümierte Bodo Rodestock, VNG-Vorstandsmitglied für Finanzen und Personal. Zwar haben die finanziellen Mehrbelastungen massiv am Eigenkapital gezehrt und tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen. Nichtsdestotrotz sei es gelungen, sich in drei Schritten wieder solide aufzustellen, so Rodestock. Dazu gehören die Einigung mit der unter Verwaltung des Bundes stehende Gazprom-Tochter Sefe über Gaslieferverträge, die Finanzhilfe der Bundesregierung in Millionenhöhe sowie die Eigenkapitalerhöhung durch die Aktionäre. "So konnten wir eine Verstaatlichung von VNG abwenden", erklärte Rodestock.
Digitale Infrastruktur und grüne Gase
Für das neue Geschäftsjahr hat sich VNG viel vorgenommen. Zum einen will sich der Konzern auf Ausbau und Betrieb digitaler Infrastruktur fokussieren. Zum anderen plant VNG seine Position im Gasmarkt dafür zu nutzen, die Energiewende zu beschleunigen.
Dafür sollen unter anderem in Ostdeutschland in Projekte mit erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen investiert werden. Genannt wurden dabei das Projekt "Energiepark Bad Lauchstädt" in Sachsen-Anhalt und ein vom Bund gefördertes Projekt im sächsischen Gordemitz. Dort soll in einer Versuchsanlage grüner Wasserstoff für die lokale Anwendung im Transportsektor hergestellt werden.
VNG AG
VNG gehört neben Uniper und Sefe zu den größten deutschen Gaskonzernen. Ende 2022 waren insgesamt 1.578 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Unternehmen beschäftigt. Der Unternehmensverbund hat über 20 Gesellschaften und seinen Hauptsitz in Leipzig.
VNG AG
MDR (bbr)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Radioreport | 04. April 2023 | 13:00 Uhr