Zwei alte Männer sich auf den Mund, hinter ihnen stehen viele andere Männer, alle haben Anzüge an. 4 min
In der Ausstellung "Helldunkel" werden Bilder der Fotografin Barbara Klemm gezeigt. Sie hat einige ikonische Momente der deutschen Geschichte eingefangen – in Ost und West. Mehr zu der Schau von Michael Ernst. Bildrechte: Barbara Klemm, Institut für Auslandsbeziehungen e. V.
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In der Ausstellung "Helldunkel" werden Bilder der Fotografin Barbara Klemm gezeigt. Sie hat einige ikonische Momente der deutschen Geschichte eingefangen – in Ost und West. Mehr zu der Schau von Michael Ernst.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 29.11.2024 15:53Uhr 04:02 min

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Ausstellung in Leipzig Wie Fotografin Barbara Klemm deutsch-deutsche Geschichte festhielt

30. November 2024, 09:50 Uhr

Barbara Klemm hat ikonische Momente der deutschen Geschichte in Fotografien festgehalten. Auch die DDR hat die in Münster geborene Fotografin bis zum Mauerfall immer wieder fotografiert. Die Ausstellung "Helldunkel" in der Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig zeigt nun zahlreiche ihrer faszinierenden Bilder aus der deutschen Nachkriegszeit.

Die Fotografin Barbara Klemm war in nahezu der ganzen Welt unterwegs und hat überall Zeitgeschichte dokumentiert. Dabei fing sie einzigartige Momente ein, so den intensiven Kuss der Staatschefs von DDR und UdSSR, Honecker und Breschnew. Eine große Auswahl ihrer Fotografien ist nun unter dem Ausstellungstitel "Helldunkel" in der Galerie für zeitgenössische Kunst (GfzK) Leipzig zu sehen.

Ein Mann im hellen Anzug sitzt breitbeinig auf einem Sessel, um ihn herum sind mehrere Männer ihm zugewandt, dahinter ein Fotograf.
UdSSR-Staatsoberhaupt Leonid Breschnew (links sitzend) und Bundeskanzler Willy Brandt (in der Mitte sitzend) 1979 in Bonn. Bildrechte: Barbara Klemm, Institut für Auslandsbeziehungen e. V.

Die DDR immer im Blick gehabt

1939 in Münster geboren, hat Klemm viel für die Presse gearbeitet – und dabei immer auch den Osten im Blick gehabt. 35 Jahre hat sie für die Frankfurter Allgemeine Zeitung fotografiert. Klemm sagt dazu: "Die Zeitung, das fand ich jetzt auch im Nachhinein besonders toll, war immer interessiert, wie es in der DDR aussieht. Und wenn Messen waren, kriegten wir ein Visum, was ja sonst ziemlich schwierig war."

Für mich ist dieser Fall der Mauer und die Wiedervereinigung das größte, wichtigste Arbeitserlebnis gewesen, was ich als Fotografin festhalten konnte.

Fotografin Barbara Klemm

So entstanden besondere Porträts der DDR, denn Klemm zog es nicht an die Messestände, sie ging durch die Stadt, hat Häuser und Straßen, Stimmungen und vor allem Menschen fotografiert. Sie betont: "Es hat mich wenig die Messe interessiert – aber wie sich das Leben in Leipzig und Rostock abspielt, das fand ich sehr interessant."

Eine Frau mit Brille und gewelltem Haar schaut in die Kamera, hinter ihr hängen Fotos an einer Wand.
Die Fotografin Barbara Klemm wird am 27. Dezember 85 Jahre alt. Bildrechte: picture alliance / dpa | Rolf Vennenbernd

Enge Verbindung zu Leipzig

"Helldunkel. Fotografien aus Deutschland" heißt die Tourneeausstellung von Klemm, die vor 15 Jahren vom ifa – Institut für Auslandsbeziehunge konzipiert wurde, seitdem quer durch die Welt gereist ist. Und die jetzt in Leipzig in der GfzK zu sehen ist.

Ein Mann liegt am Boden, mehrere Polizisten schlagen mit Schlagstöcken auf ihn ein.
Beim Besuch von US-Präsident Ronald Reagan 1982 in West-Berlin schlugen Polizisten auf einen Mann ein. Bildrechte: Barbara Klemm, Institut für Auslandsbeziehungen e. V.

Die Stadt Leipzig war eine prägende Station für die Pressefotografin, die Ende Dezember ihren 85. Geburtstag begeht. Hier hat sie mehrere Zeitungsartikel fotografisch begleitet. Ihren eigenen Anteil bewertet sie selbstbewusst: "Das waren für die westlichen Leser sehr interessante Themen und die Zeitung hat gut darüber berichtet. Wenn da ein großes Aufmacherbild in der damaligen Tiefdruckbeilage erschienen ist, war das auch anregend, den Artikel zu lesen."

Foto einer Frau, die auf einer nahezu leeren Straße an einer Laterne vorbeigeht.
Dieses Foto machte Barbara Klemm 1970 bei einem ihrer Besuche in Leipzig. Bildrechte: Barbara Klemm, Institut für Auslandsbeziehungen e. V.

Geschichten mit Fotos erzählen

Klemms Fotografien sind nie illustrativ, sondern sprechende Bilder und erzählen eigene Geschichten. Sie interessiere das Leben und die einfachen Leute, sagt die Künstlerin, wie sie leben oder gelebt haben und wie deren Situationen sind. Ihr fotografischer Blick fängt das manchmal unerkannt Sehenswerte ein, wie Klemm erläutert: "Sehr vieles, was eigentlich jeder sehen kann auf der Straße, wird oft erst wahrgenommen, wenn es dann plötzlich in einem Bild erscheint."

Mehrere ältere Frauen schauen durch eine Schaufensterscheibe auf eine Schaufensterpuppe mit einem prächtigen Kleid.
Mit ihren Bildern hielt Barbara Klemm auch Alltagsszenen fest, wie hier vor einem Schaufenster in Leipzig 1970. Bildrechte: Barbara Klemm, Institut für Auslandsbeziehungen e. V.

Das kann ein heruntergekommener Lebensmittelladen mit einer Republikfahne sein, eine Straßenszene in Buckow, ein Besuch im Café Kranzler oder der Blick über die Berliner Mauer in Richtung Osten. Klemm wertet nicht, sondern sieht den perfekten Moment und lässt den für sich sprechen.

Ikonografische Fotografien

Klemms Fotografien werden nicht selten als ikonografisch bezeichnet. Weil sie neben dem Alltag eben auch Weltgeschichte reflektieren und sich ins globale Gedächtnis eingebrannt haben. Es sind Bilder vom Mauerfall und dem Abzug der Sowjets, den Neubauten am Potsdamer Platz oder dem Abriss des Palastes der Republik.

Mehrere Menschen stehen beieinander.
Gregor Gysi, Bärbel Bohley und Heiner Müller hat Barbara Klemm am 4. November 1989 bei der großen Demonstration in Ostberlin fotografiert. Bildrechte: Barbara Klemm

Zu ihrer Motivation sagt sie: "Für mich ist dieser Fall der Mauer und die Wiedervereinigung das größte, wichtigste Arbeitserlebnis gewesen, was ich als Fotografin festhalten konnte. Das ist einfach eine ganz unglaublich tolle Geschichte."

Ihre Bilder zeigen auch die Nachwendezeit, Politiker- und Künstlerporträts etwa. Andere Schwerpunkte der Ausstellung sind Antikriegs-Proteste, Demonstrationen für mehr Rechte von Frauen, gegen Atomkraft und Startbahn West, die Situation von Migranten. Da wirkt "Helldunkel" wieder sehr heutig.

Mehrere Menschen schauen aus einem Zug durch ein geöffnetes Fenster, davor stehen andere Menschen.
Von Barbara Klemm 1971 fotografiert: Gastarbeiter in Frankfurt am Main. Bildrechte: Barbara Klemm, Institut für Auslandsbeziehungen e. V.

Die Ausstellung

"Barbara Klemm: Helldunkel. Fotografien aus Deutschland"
30. November 2024 bis 23. März 2025
Eröffnung: 29. November 2024, 19 Uhr

Galerie für Zeitgenössische Kunst
Karl-Tauchnitz-Str. 9-11, 04107 Leipzig

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 14 bis 19 Uhr
Samstag und Sonntag: 12 bis 18 Uhr

Quelle: MDR KULTUR (Michael Ernst), Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig
Redaktionelle Bearbeitung: op

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 30. November 2024 | 12:15 Uhr

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