Drei Frauen stehen vor einem bunten Bild.
Die leitende Oberärztin Jasmin Süß (re.), Oberärztin Angelika Eichstädt (li.) und Fachkrankenschwester Kathrin Leissner (Mitte) helfen in Wermsdorf psychisch kranken Kindern und Jugendlichen. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler

Fachkrankenhaus Hubertusburg Neue Tagesklinik in Wermsdorf hilft psychisch kranken Kindern und Jugendlichen

07. März 2024, 05:00 Uhr

In Wermsdorf gibt es seit Jahren eine stationäre und ambulante Versorgung für Kinder und Jugendliche mit seelischen und psychosomatischen Problemen. Seit Anfang des Jahres ist im Fachkrankenhaus Hubertusburg auch eine Tagesklinik geöffnet. MDR SACHSEN hat sich dort umgesehen.

Familiär geht es zu in der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wermsdorf. In den Tag werde gemeinsam gestartet, erzählt Fachkrankenschwester Kathrin Leissner. Seit mehr als 40 Jahren arbeitet sie in dem Beruf. "Unsere Kinder und Jugendlichen kommen morgens zunächst auf die Station. Dann machen wir erstmal eine gemeinsame Morgenrunde." Dort berichte jeder über den Vortag und wie es ihm oder ihr heute gehe, sagt die Krankenschwester.

Ein grau-gelbes Gebäude mit einer großen Fensterfront
Zwölf Therapie-Plätze stehen in der Tagesklinik in Wermsdorf zur Verfügung. Früher war die Tagesklinik in Riesa beheimatet. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler

Mehr emotionale Störungen seit Corona-Pandemie

Behandelt werden in der Tagesklinik unter anderem Schulschwierigkeiten, emotionale Störungen wie Ängste und Depressionen und psychosomatische Erkrankungen wie Kopf- und Bauchschmerzen. Zwölf Plätze stehen aktuell bereit. Sie sind für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren vorgesehen. Künftig sollen es 20 Plätze werden. Die sind auch nötig. Denn die Zahl derer, die professionelle Hilfe brauchen, ist seit der Corona-Pandemie gestiegen, erklärt die leitende Oberärztin Jasmin Süß.

"Ich finde, dass die Kinder zum Teil mit einer erheblich stärkeren Belastung zu uns kommen, als es früher der Fall war." Laut der Oberärztin existieren sogenannte Multi-Problemfamilien. Dort gebe es viele Baustellen und Auffälligkeiten. Gleich mehrere Betroffene bräuchten Unterstützung, erklärt Süß.

Wir gucken auf das gesamte System und nicht nur auf den einzelnen Patienten.

Angelika Eichstädt Oberärztin

Die Familie, das häusliche Umfeld der Patienten, sei ein wichtiger Bestandteil der Behandlung, ergänzt Oberärztin Angelika Eichstädt. "Wir gucken auf das gesamte System und nicht nur auf den einzelnen Patienten." Deswegen sei die enge Zusammenarbeit mit Eltern und Sorgeberechtigten so zentral, sagt Eichstädt.

Durch Lesen zu mehr Selbstbewusstsein

Hilfe gibt es je nach Alter der Patienten unter anderem in Form von Gesprächs- oder Spieltherapien. Dazu kommen medizinische Betreuung wie Ergotherapie, Bewegungstherapie oder auch Lesen. Letzteres stärkt ebenfalls das Selbstbewusstein. Bibliothekar Olaf Heinemann kann sich gut an das Beispiel einer junge Patientin erinnern: "Sie wollte am Anfang gar nicht lesen. Schließlich hat sie leise gelesen und zum Schluss hat sie gesagt, dass ihr das sehr gut getan hat", denkt der Bibliothekar an die Begegnung zurück.

Enge Zusammenarbeit mit stationärer Klinik

Der Vorteil der Tagesklinik besteht laut den Verantwortlichen darin, dass die stationäre Klinik im gleichen Haus ist. Sollte eine intensivere Behandlung nötig sein, wird mit der stationären Klinik eng zusammengearbeitet, um schnelle Lösungen zu finden, die zum Patienten passen. Zwölf Wochen verbringen die Kinder und Jugendlichen durchschnittlich in der Tagesklinik. Die Wartezeit auf einen Platz beträgt aktuell ein halbes Jahr.

MDR (sth/bbr)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 06. März 2024 | 16:30 Uhr

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