Fischwirtschaft Geld, Papierkram, Mitesser: Darum haben es Fischzüchter in Sachsen schwer
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29. Juni 2024, 12:00 Uhr
Die Fischerei hat in Sachsen eine lange Tradition, dabei spielt vor allem die Karpfenzucht eine wichtige Rolle. Nach Bayern ist Sachsen mit 3.000 Tonnen der zweitgrößte Karpfenproduzent in Deutschland. Auch wenn es immer mehr Zuchtteiche gibt, geht die Anzahl der Fischereibetriebe zurück. Herausforderungen für die Betriebe gibt es dabei viele.
- In der sächsischen Fischwirtschaft lassen sich keine großen Einkommen verdienen.
- Fast ein Drittel weniger sächsische Fischereibetriebe in zehn Jahren.
- Fressfeinde wie Otter oder Reiher machen den Fischern die Arbeit schwer.
Sein Großvater habe bereits 1928 Fischzucht betrieben, erzählt Fischwirtschaftsmeister Udo Wolf. Seinen Betrieb hat er in Beucha, einem Stadtteil von Brandis bei Leipzig. Der Betrieb weist eine Besonderheit auf, denn er betreibt das letzte Bruthaus in Sachsen: "Die Hälfte unserer Flächen nutzen wir zur Zucht von Setzfischen. Die werden dann an andere Fischzüchter oder Angelvereine verkauft. Sonst gibt es dann alles, was die Menschen wollen: regionale Speisefischproduktion und Vermarktung."
"Die Teichbewirtschaftung ist finanziell gesehen der untere Teil der Einkommensgrenze: Wie überall sind die Kosten in den letzten Jahren gestiegen und die Einkommen stagniert. Es ist dadurch enorm schwierig geworden weiterzumachen", erklärt der 59-Jährige.
Von Krankheiten wie dem Koi-Herpes-Virus, der derzeit anderen sächsischen Teichwirtschaften Probleme bereitet, blieb Udo Wolf bislang zum Glück verschont. Da der Fischwirt seine Tiere von klein auf selbst züchtet, sieht er kaum Gefahren, dass ein Virus eingeschleppt wird.
Sächsische Fischereibetriebe werden weniger
In den letzten zehn Jahren gab es einen Rückgang von rund 30 Prozent an sächsischen Fischereibetrieben. Die Erhebungen des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie zeigen aber auch, dass im selben Zeitraum die bewirtschafteten Flächen um knapp 24 Prozent zugenommen haben. Dabei mache vor allem die Karpfenzucht mit jährlich 3.000 Tonnen Fisch den Großteil der Gewinne aus. Nach Bayern ist Sachsen damit der zweitgrößte Karpfen-Produzent in Deutschland.
Zukunft und Herausforderungen
Vor allem der Papierkram mache den Fischern Probleme: "Der bürokratische Aufwand ist enorm angestiegen in den letzten Jahren und das ist noch eine Untertreibung." Es gibt zwar Fördergelder, die seien aber immer mit vielen Umweltauflagen verbunden, erklärt Udo Wolf. Durch diese Auflagen entstehe ein hoher Aufwand und damit würden dann Kosten für die Teiche so steigen, dass es sich nur schwer lohne. "Man kann also nicht sagen, dass man einfach das Geld bekomme und damit ist dann wieder alles toll."
"Mitesser" auch großes Problem
Die größte Herausforderung seien aber die Mitesser: Fischreiher, Kormorane oder Fischotter bedienen sich an den Zuchtteichen, stehen aber unter Schutz und können deswegen nur schwer ferngehalten werden. In einigen seiner Teiche würden 30 bis 50 Prozent der Fische weggefressen werden.
Unter diesen Umständen ist für den Fischer unklar, wie es mit dem Betrieb in Zukunft weitergehen soll: "Man kann seinen Sohn gar nicht genug hassen, um ihn der Fischwirtschaft zu übergeben." Dieses bayrische Sprichwort solle man zwar nicht zu ernst nehmen, aber ein Stück Wahrheit stecke drin. Sein Sohn helfe im Betrieb mit, aber es sei wenig lukrativ, den Betrieb an ihn abzugeben.
MDR (duy/lev)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 26. Juni 2024 | 19:00 Uhr