"Living Bach" Doku: Warum Bachs Musik Menschen auf der ganzen Welt fasziniert
Hauptinhalt
29. November 2023, 04:00 Uhr
Menschen auf der ganzen Welt begeistern sich für die Musik von Johann Sebastian Bach. Wie kann man die Faszination für den berühmten deutschen Komponisten erklären? Die Leipziger Regisseurin Anna Schmidt sucht in ihrem neuen Film "Living Bach", der ab Donnerstag in den Kinos zu sehen ist, nach Antworten.
- Die Leipziger Regisseurin Anna Schmidt hat für ihre Doku "Living Bach" Menschen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen besucht, die von Bachs Musik fasziniert sind.
- Viele von ihnen berichten von einer universellen Botschaft in Bachs Musik, die jeder verstehe, über alle kulturellen und sprachlichen Grenzen hinweg.
- Am Ende der Doku singen die Musikerinnen und Musiker gemeinsam in der Leipziger Thomaskirche, Bachs langjähriger Wirkungsstätte.
Was ist es, was Menschen auf aller Welt zu Johann Sebastian Bach treibt? Um diese Frage dreht sich der neue Dokumentarfilm "Living Bach", der am Donnerstag in die Kinos kommt. Er zeigt Menschen aus verschiedenen Religionen und Kulturen, die "eine ganz besondere und vielleicht lebensverändernde Beziehung zu Bach haben", sagte die Regisseurin Anna Schmidt bei MDR KULTUR. Sie hat die Sängerinnen und Sänger bei Vorbereitungen auf ein gemeinsames Konzert beim Bachfest in Leipzig begleitet.
Bach-Fans aus Australien, Paraguay oder Malaysia
Ob Kaffeehausbesitzer, Palliativkrankenschwester oder IT-Techniker – die Doku porträtiert Menschen aus Ländern, in denen Bach noch nicht so lange als Musiker präsent ist wie in Deutschland oder Europa. Sie kommen aus Neuseeland, Australien, Paraguay oder Malaysia. Die Kontakte konnte die Regisseurin beim Leipziger Bachfest knüpfen, das 2020 unter dem Motto "We are family" Bach-Chöre und Bach-Ensembles aus aller Welt eingeladen hat.
Alle Protagonistinnen und Protagonisten des Films sind Mitglieder aus Laienensembles. "Dass Profi-Musiker Bach gut finden, das liegt irgendwie auf der Hand", so die Regisseurin. Aus eigener Chor-Erfahrung weiß sie: "Bach zu singen, ist schwer. Da muss man schon ein bisschen Vorkenntnisse haben oder ganz viel Liebe und Energie reinstecken, um diese Werke einzustudieren." Es habe sie neugierig gemacht, wer diese Menschen sind, für die der berühmte deutsche Komponist in der Freizeit zum Lebensmittelpunkt gehört.
Universelle Botschaft von Bachs Musik
Jeder von ihnen hat eine andere Beziehung zu Bach: Den einen tröstet die Musik, für den anderen hat sie eine politische Bedeutung oder eine therapeutische Komponente. Protagonistinnen aus der Schweiz hätten einen anderen Anknüpfungspunkt zu Bach als ein Schwarzer Musiker aus Südafrika.
Dass die Texte des Komponisten auf Deutsch verfasst sind, ist für Sängerinnen und Sänger weltweit kein Problem. "Sie verstehen die Aussage der Musik über die Noten", so Regisseurin Anna Schmidt. Bachs Texte wurden ihnen zwar übersetzt: "Aber da die Menschen aus ganz verschiedenen Kulturen und Religionen kommen, können ganz viele mit dem Christentum in dem Sinne auch nicht so viel anfangen und erfassen die Aussage und die Botschaft dieser Musik – die eine sehr, sehr universelle ist – über die Musik."
Faszination für Bachs Musik über Leipzig hinaus
Was ist es also, was die Menschen aus der Doku an Bach begeistert? Viele sagen laut Anna Schmidt, dass seine Musik für sie etwas Überirdisches habe, "dass Bach sie in emotionale Zustände führt, die man mit anderer Musik nicht erreicht". Erklären könne das aber niemand ganz genau. "Warum diese große Faszination für Bach da ist, bleibt eigentlich ein Geheimnis. Und das ist auch die Magie, finde ich, die Bachs Musik umgibt. Und dieses bleibt am Ende auch einfach eine Magie."
Trotz aller Unterschiede mit Blick auf Kultur, Herkunft oder Beruf singen am Ende alle Protagonistinnen und Protagonisten gemeinsam in der Leipziger Thomaskirche. Es herrscht Harmonie. Ein südafrikanischer Protagonist erklärt das im Film so: "Wenn alle Menschen Bach singen oder hören würden, wäre die Welt ein besserer Ort". Seine Begründung laut Regisseurin Anna Schmidt: "Weil man, wenn man Bach singt, genau aufeinander hören muss und alle Stimmen gleichberechtigt sind [...] und es nicht möglich ist, dass sich eine Stimme über die andere erhebt."
Angaben zum Film
Dokumentarfilm "Living Bach"
MDR/ARTE
Deutschland 2023
Regie: Anna Schmidt
Darsteller: Thabang Modise, Lee Hai Lin, David Portillo, Kazuko Navata
Lauflänge: 114 Minuten
Kinostart: 30. November 2023
Quelle: MDR KULTUR, redaktionelle Bearbeitung: vp, hki
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Mittag | 29. November 2023 | 12:10 Uhr