Schutz von Mensch und Tier Happy End in Wellaune: Umzug von Storchenpaar geglückt
Hauptinhalt
02. Mai 2023, 21:06 Uhr
Zwei Störche haben sich im Bad Dübener Ortsteil Wellaune einen besonders ungünstigen Nistplatz ausgesucht. Nachdem sie bei Lkw-Fahrern seit einigen Tagen immer wieder für Schrecksekunden sorgen, müssen sie nun umziehen.
- Ein junges Storchenpaar sorgt in Wellaune für Schrecksekunden bei Lkw-Fahrern und muss umziehen.
- Der Horst der Störche wird in einer ungewöhnlichen Umzugsaktion auf einen anderen Mast umgesetzt.
- Die Störche beäugen ihr neues Zuhause noch skeptisch.
Cornelia Beer betreibt einen Einkaufsladen im Örtchen Wellaune bei Bad Düben. Seit einer Woche beobachtet die 62-Jährige ungewöhnlichen Flugverkehr direkt vor ihrem Geschäft: Ein junges Storchenpaar nistet vor ihrer Haustür. "Ich habe das erst gar nicht als Problem erkannt", erzählt sie. Nun ist der Eingangsbereich ihres Hofes übersät mit vielen weißen Flecken - Tor und Zaun sind zum Schutz vor dem Storchen-Kot mit einer Plane abgedeckt.
Doch nicht nur der Vogeldreck ist ein Problem. Denn von den Störchen, die direkt an der Bundesstraße nisten, gehe auch eine unmittelbare Gefahr von und für die Tiere aus, sagt Beer. Das Problem: Wenn Störche von ihrem Nest zum Flug starten, stoßen sie sich nach unten hin ab und fliegen dann relativ tief über die Straße. "Auf der B2 fahren viele Lkw. Das ist eine große Gefahr für die Tiere", sagt Beer. Aber auch schon so mancher Lkw-Fahrer habe ein waghalsiges Bremsmanöver hinlegen müssen, erklärt sie.
Ungewöhnliche Umzugsaktion in luftiger Höhe
Um die Gefahr zu bannen, mussten die Störche am Dienstag ihre Koffer packen. Storchenkoordinator Dieter Wend ist beim Start der Umzugsaktion zur Stelle. Um 10:30 Uhr beginnt der Umzugsdienst mit der ungewöhnlichen Aktion. Dieter Wend schaut gebannt auf den alten Storchenhorst. Er wird mit einer Hebebühne vorsichtig abgehoben. So eine Umsetzaktion sei auch für ihn nicht alltäglich, sagt Wend: "Das kommt nicht allzu häufig vor. Für mich ist es das zweite Mal in 30 Jahren."
Das kommt nicht allzu häufig vor. Für mich ist es das zweite Mal in 30 Jahren.
Nur 80 Meter weiter wird der Horst auf einem anderen Strommast behutsam auf ein extra zuvor installiertes Gerüst aufgesetzt, erklärt Wend. "Das Gerüst muss speziell angefertigt werden, weil jeder Mast ein anderes Maß hat", erklärt der Storchenkoordinator. Da Störche sehr neugierige Tiere seien, würden sie die Umsetzung ihres Horstes genau beobachten. Die Hoffnung: Die Störche nehmen den neuen Horst als Nistplatz an.
Neue Horste werden in der Regel angenommen
Auch Rolf Schulze von der NABU-Ortsgruppe Hohenprießnitz bestätigt, dass solche Umsetzungen von Storchenhorsten selten sind. Entscheidend dabei: "Die Ersatzhorste dürfen nicht weit weg von dem ursprünglichen Horsten liegen." Die bisherigen Erfahrungen zeigten: Die neue Horste werden meistens angenommen.
Störche sind zunächst noch skeptisch
Am frühen Nachmittag ist der Umzug des Storchenhorstes in Wellaune abgeschlossen. Das rund drei Jahre alte Storchenpaar überfliegt sein neues Zuhause. Doch sie sind skeptisch und steuern immer wieder das Dach von Cornelia Beer an und warten ab. Die 62-Jährige nimmt es mit Humor: "Die beratschlagen eben noch."
Am Dienstagabend dann aber die erfreuliche Botschaft: Rolf Schulze ruft MDR SACHSEN an und verkündet: Die Störche sind auf dem neuen Horst gelandet.
MDR (phb/Dirk Hentze)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 02. Mai 2023 | 14:30 Uhr