Fernwanderweg Neuseen-Challenge Auf der "Forellen-Etappe" von Kahnsdorf nach Borna wandern
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01. April 2023, 09:00 Uhr
Seit mehr als zwei Wochen können Wanderer Mitteldeutschlands ersten Fernwanderweg testen. Auf 165 Kilometern entdecken Wanderfreunde in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen naturbelassene Landschaften und ehemalige Tagebaulöcher, die sich zu grünen Kleinoden entwickelt haben. So auch an den Tagebauseen zwischen Kahnsdorf und Borna. Doch die Wanderetappe bietet noch weitere, teils zottelige Besonderheiten.
- Um Kahnsdorf und Borna blühen ehemalige Tagebaulöcher wieder auf.
- Eine Öko-Station zeigt seltene Zackelschafe und bietet Eselwanderungen an.
- Nach zahlreichen Anmeldungen wollen Wanderer die Neusee-Challenge-Medaille ergattern.
Wellen plätschern an den Bootssteg in Kahnsdorf. Der Blick reicht weit zum Südufer am Hainer See. Dort führt der erste Fernwanderweg Mitteldeutschlands entlang, der die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verbindet. Ein Teil der Strecke ist die "Forellen-Etappe" von Kahnsdorf nach Borna, die an mehreren Tagebauseen vorbeiführt. Wer sich diese vornimmt, hat eine Strecke von fast 20 Kilometern vor sich.
Vor der großen Wandertour ist deswegen die richtige Stärkung angesagt. Ob schneller Imbiss, gediegene Speisen oder Kaffee und Kuchen - Kahnsdorf hält für verschiedene Wandererherzen etwas bereit. Ein gut gefüllter Magen oder genügend Proviant ist ratsam, denn auf der Strecke zwischen Kahnsdorf und Borna sind Gaststätten oder Imbisse rar.
Ehemalige Tagebaulöcher blühen auf
Gestärkt geht es von Kahnsdorf aus am Südufer des Hainer Sees entlang. Hier ist es derzeit etwas abenteuerlich, nass und schlammig, da die Wege wegen Baumschnitt- und Pflegearbeiten stark ausgefahren sind. Doch rüstige Wanderer sollte das nicht abschrecken. Dafür gibt es viel zu hören und zu entdecken: seltene Seevögel, gemütlich weidende Rinder. Und auf einmal kommen einem zehn Alpakas entgegen, denn rund um Kahnsdorf kann man auch Alpakatouren machen.
Vom Südufer des Hainer Sees führt der Wanderweg zum Haubitzer See. Die Natur hat sich die ehemaligen Tagebaugruben längst zurückerobert: Im beginnenden Frühling blühen Sträucher und Bäume am Wegesrand auf. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV), die das Gelände und die Wege bewirtschaftet, weist darauf hin, dass es auf den Wirtschaftswegen rund um die Seen heißt: Betreten auf eigene Gefahr! Gefahrenstellen seien aber markiert. Als Sperrbereiche sind die Wege nicht ausgewiesen, wie die LMBV über ihr Geoportal angibt.
Wegpunkte bereits durch Vandalismus zerstört
Zur Orientierung sollten eigentlich an Bäumen aufgehängte neongelbe Schuhe die Wegpunkte des Fernwanderweges markieren. Doch am Hainer und Haubitzer See sind sie nur schwer zu finden oder scheinen zu fehlen. Ein möglicher Grund: Durch Vandalismus könnten die Schuhe abgeschnitten worden sein, sagt die Projektleiterin der "Neusee-Challange", Neltje Pieske. Auch in Sachsen-Anhalt seien so die Orientierungspunkte verschwunden. Das Problem halte sich jedoch noch in Grenzen, sagt Pieske.
Nächste Station ist das verschlafene Örtchen Haubitz. Wer bis hier nicht vom Regen überrascht wurde, hat Glück gehabt. Denn auf der gesamten "Forellen-Tour" gibt es nur wenige Schutzhütten oder Möglichkeiten zum Unterstellen. Also: Regenschirm bei schlechtem Wetter nicht vergessen!
Vom Zackelschaf bis zur Pilzführung
Vom beschaulichen Haubitz geht es weiter zum Speicherbecken Witznitz. Macht hier die "Forellen-Etappe" ihrem Namen alle Ehre? "Hier könnte es Forellen geben", sagt Martin Graichen von der Ökologischen Station Borna-Birkenhain. Der Hainer und Haubitzer See seien hingegen zu sauer für die Tiere, so der studierte Naturschützer.
In der Ökologische Station, die direkt auf der Strecke nach Borna liegt, wird gerade eine Rehkitzrettung simuliert. 30 Gäste schauen zu, wie eine Drohne über einer Rehattrappe fliegt. Die Naturkundestation bietet Pilzführungen und Eselwanderungen an. Auch bedrohte Nutztiere wie Dexterrinder und Ungarische Zackelschafe sind auf den Wiesen zu sehen.
Nachhaltig oder nicht?
Den neuen Fernwanderweg begrüßt Graichen, weil er zum Wandern animiert. Problematisch sieht der Naturschützer die vielen gelben Schuhe, die entlang des Wanderweges aufgehängt sind: "Da stellt sich die Frage, wie nachhaltig das ist, wenn die Schuhe durch Vandalismus in der Natur landen."
Für die Projektleiterin der "Neuseen-Challenge", Neltje Pieske, ist der Vandalismus natürlich ein Problem. Dieses soll weiter beobachtet werden. Die aufgehängten Schuhe findet Pieske unproblematisch: "Es handelt sich dabei um nachhaltige Schuhe." Viele seien einem Aufruf des Vereins Sportfreunde Neuseenland im vergangenen Jahr gefolgt, ihre alten Schuhe abzugeben, sagt Pieske. "Wir haben 465 Schuhe gesammelt und zu Schildern verarbeitet." Knapp die Hälfte der gelben Schuhe markiert nun den Fernwanderweg. "Wir haben uns bewusst dafür entschieden, um auf den Wanderweg aufmerksam zu machen", erklärt die Projektleiterin.
Viele Wanderer wollen Medaille ergattern
Mit der Resonanz auf den neuen Fernwanderweg ist Neltje Pieske bisher zufrieden. Seit 15. März sei das Starterpaket für die Neuseen-Challenge schon 70 Mal gebucht worden, sagt sie. Wer die 165 Kilometer innerhalb von drei Tagen schafft, kann sich auf eine Medaille freuen. "Die Medaille hat bis jetzt noch keiner bekommen. Aber zu Ostern arbeiten viele daran", verrät Pieske.
Die Medaille hat bis jetzt noch keiner bekommen. Aber zu Ostern arbeiten viele daran.
Wandertag ausklingen lassen in Borna
Von der Ökologischen Station führt die Etappe weiter durch einen idyllischen Waldabschnitt zum Bockwitzer See. Von einem Aussichtspunkt sind die Dimensionen des knapp acht Kilometer langen Gewässers sichtbar. Jetzt ist nochmal Wanderlaune gefragt, wenn es den letzten großen Abschnitt am Westufer entlang und dann nach Borna geht. Wem die Puste vorher schon ausgeht, kann am Aussichtspunkt den Abzweig nach Borna nehmen und spart sich so einige Kilometer.
In der 19.000-Einwohnerstadt Borna mit ihrem ehrwürdigen Rathaus und barocken Bürgerhäusern kann der Wandertag im Biergarten oder Eiscafé entspannt ausklingen. Die angegebene Streckenzeit von rund sechs Stunden ist auch in ruhigem Tempo gut zu erreichen. Für Autofahrer bietet es sich an, das Fahrzeug in Kahnsdorf stehen zu lassen und mit dem Bus von Borna aus zurückzufahren.
MDR (phb)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 15. März 2023 | 05:00 Uhr
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