Schloss Kuckuckstein
Schloss Kuckuckstein in Liebstadt blickt über dem Flusstal der Seidewitz über das Osterzgebirge nach Böhmen. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Programm eingestellt Fehlende Finanzierung vom Bund ist herber Rückschlag für Sachsens Kulturdenkmäler

01. August 2024, 05:00 Uhr

Seit 1950 hatte in der Bundesrepublik Deutschland das Denkmalpflegeprogramm "National wertvolle Kulturdenkmäler" existiert und war damit das älteste seiner Art. Es finanzierte mit über 400 Millionen Euro in ganz Deutschland 713 Kulturdenkmäler, die damit erhalten und restauriert werden konnten. Seit diesem Jahr gibt es dieses Programm nicht mehr. Auch für Sachsens Kulturdenkmäler ist dies ein herber Rückschlag.

Die Bauherren und Schlossbesitzer von Sachsens "national wertvollem Kulturerbe" fürchten um die Zukunft ihrer Anwesen. Grund ist die Einstellung eines Denkmalpflegeprogramms, aus dem in den vergangenen Jahren auch Gelder nach Sachsen geflossen sind. Zuletzt wurden fünf Objekte im Freistaat damit gefördert.

Schloss Kuckuckstein mitten in den Bauarbeiten

So hat bisher auch das Schloss Kuckuckstein in Liebstadt, ungefähr 15 km südwestlich von Pirna, eine Förderung erhalten. Seit 2021 ist es als "national wertvolles Kulturdenkmal" gelistet. Das Schloss mit 1.000 Jahre alter Geschichte ist heute in Privatbesitz und derzeit eine Großbaustelle. Mit etwa 200.000 Euro im Jahr hatte der Bund die Restaurierungsarbeiten gefördert, nun kommt kein Geld mehr.

Ko-Finanzierung auf Landesebene

"Es kam ziemlich überraschend. Diese Entscheidung aus Berlin war für uns ein herber Rückschlag", sagte Bauherr Jens Höhnel im Gespräch mit MDR SACHSEN. Er ist ratlos, wie es weitergehen soll. Das Schloss befinde sich im dritten Bauabschnitt. "Schloss Kuckuckstein ist nicht nur ein Wahrzeichen für Liebstadt und die Region Sächsische Schweiz und das Osterzgebirge, sondern auch ein bedeutendes Kulturerbe", so Höhnel weiter. Aktuell fehlten Sicherheiten, aber auf Landesebene käme immerhin eine Ko-Finanzierung, über die Höhnel sehr dankbar ist.

Blick durch ein offenes Fenster im Schloss Kuckuckstein auf die Gemeinde Liebstadt.
Vor vier Jahren erhielt das Schloss Kuckuckstein einen Förderbescheid, unter anderem für die Restaurierung der spätgotischen Anlage. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Schloss Kuckuckstein ist nicht nur ein Wahrzeichen für Liebstadt und die Region Sächsische Schweiz und das Osterzgebirge, sondern auch ein bedeutendes Kulturerbe.

Jens Höhnel Bauherr Schloss Kuckuckstein

Roth: Programm in zwei anderen aufgegangen

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) teilte auf Anfrage von MDR SACHSEN mit, dass das bisherige Denkmalpflegeprogramm in zwei anderen bewährten Förderprogrammen - dem Denkmalschutz-Sonderprogramm sowie dem Programm "Investionen in national bedeutsame Kultureinrichtungen in Deutschland (INK)" - aufgegangen sei. Programme, die schon existieren und um die sich auch Kuckuckstein nach eigenen Angaben beworben hatte und abgelehnt wurde.

Enttäuschung auch beim Johannesfriedhof in Dresden

Auch für Beatrice Teichmann,  Leiterin der Elias-, Trinitatis- und Johannisfriedhöfe in Dresden, ist der Wegfall der Förderung aus dem Programm "national wertvolle Kulturdenkmale" ein herber Schlag. Hier wurden in den letzten sieben Jahren über zwei Millionen aus dem Förderprogramm investiert. Eine dringende Maßnahme, denn zu DDR-Zeiten zerfielen die Gräber und die Anlage.

Imposante Grabstelle auf dem Johannisfriedhof Dresden
Auf dem Johannisfriedhof in Dresden gibt es imposante Grabstellen und Gruften. (Archivbild) Bildrechte: imago images/Sylvio Dittrich

"Wir haben extrem von der Förderung profitiert. Wir konnten Visionen umsetzen. Weitere Grufthäuser wurden aufgebaut. Figuren konnten aus dem Palais im Großen Garten zurückkommen", berichtete Teichmann. Außerdem gelang es, Grabmale und Baumschnitt verkehrssicher herzurichten, dass die Friedhöfe nun auch touristisch etwas hermachen.

Kultur

Der Johannisfriedhof Dresden, im Vordergrund sitzt eine große Engelsstatue auf einem Stein
Friedhöfe gehören seit 2020 zum Immateriellen Kulturerbe, so auch der Johannisfriedhof in Dresden. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Matthias Hiekel

Eingestelltes Programm sei unersetzlich

Auch die Verwaltung des Johannesfriedhofs hat sich um die alternativen Programme vom Bund vergeblich beworben. Die Denkmalförderung aus dem eingestellten Programm war einmalig und ist nicht zu ersetzen, meint man auch hier: "Wir scheitern immer an den Eigenmitteln, um bei anderen Programmen überhaupt mitspielen zu können. In diesem Programm war es eine extrem tolle Förderquote. Die gibt es in keinem anderen", so Teichmann.

MDR (smu/sme)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 31. Juli 2024 | 19:00 Uhr

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