Protest Streik in Dresden und Leipzig: Verdi und "Fridays for Future" gemeinsam auf der Straße
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01. März 2024, 15:25 Uhr
Am Freitag haben die Streiks der Beschäftigten im Nahverkehr ihren Höhepunkt erreicht. Denn Klimaaktivisten sind in den beiden sächsischen Großstädten mit ihnen auf die Straße gegangen. In Leipzig und Dresden waren jeweils mehrere hundert Menschen auf der Straße. Bei beiden Kundgebungen wurden Petitionen an Politiker übergeben.
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- In Leipzig und Dresden haben Verdi und "Fridays for Future" gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV demonstriert.
- In Dresden wurde unter anderem eine Petition übergeben.
- In Leipzig zog ein Demonstrationszug durch die Innenstadt.
Am Freitagnachmittag sind Tausende Menschen in Dresden und Leipzig unter dem Motto "Wir fahren zusammen" auf die Straße gegangen. Aufgerufen hatten dazu die "Fridays for Future"-Gruppen der beiden sächsischen Großstädte und die Gewerkschaft Verdi.
Die Klimaaktivisten hatten sich nach eigenen Angaben dem Warnstreik der Beschäftigten des öffentlichen Nahverkehrs angeschlossen. "Klimakrise und soziale Fragen wurden viel zu lange gegeneinander ausgespielt, doch sie können nur zusammen gelöst werden", sagte Elisabeth Jancke von "Fridays for Future" Dresden.
Dresden: Kundgebung vor der Staatskanzlei
Auf der Kundgebung vor der Dresdner Staatskanzlei wurde eine Petition an Politikerinnen und Politiker übergeben. Darin hatten die Beteiligten bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal für die überlasteten Beschäftigten im Nahverkehr gefordert sowie eine finanzielle Aufstockung des ÖPNV. Mehrere Hundert Menschen nahmen an der Veranstaltung im Regierungsviertel teil.
"Schlechte Arbeitsbedingungen" - DVB stehen still
"Die schlechten Arbeitsbedingungen und die hohe Arbeitsbelastung spiegeln sich im Krankenstand meiner Kollegen und Kolleginnen wider", berichtete der Straßenbahnfahrer bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB), Wolfgang Fehring. Bis 2030 würden bundesweit Zehntausende Beschäftigte im Nahverkehr fehlen. Dadurch werde sein Job stressiger, die Dienste länger und die Zeit für Pausen und Fahrgäste kürzer, sagte er weiter.
Bereits für den Freitagmorgen hatte die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Seitdem stehen alle Busse und Bahnen im Stadtgebiet still, wie der Sprecher des Verkehrsverbunds Oberelbe (VVO), Christan Schlemper, MDR SACHSEN sagte. "Es ist heute Großkampftag", so Schlemper.
Knapp Tausend Menschen in Leipzig
In Leipzig hatten die Veranstalter etwa 2.500 Menschen zur Kundgebung mit anschließendem Demonstrationszug erwartet. Nach Angaben einer MDR-Reporterin wurde diese Zahl nicht ganz erreicht. Zu Kundgebung und Demonstration versammelten sich demnach mehrere Hundert Demonstrierende.
Die Versammlung hatte am frühen Nachmittag auf dem Richard-Wagner-Platz begonnen. Der Aufzug verlief über den Innenstadtring vorbei am Hauptbahnhof und Augustusplatz zum Neuen Rathaus führen. Dort wurde bei einer Zwischenkundgebung ebenfalls eine Petition übergeben. Danach ging es zurück zum Richard-Wagner-Platz.
Robin Rehse vom Bündnis "Wir fahren zusammen" in Leipzig sagte, die Arbeitsbedingungen im ÖPNV seien zu schlecht. Das behindere einen ökologischen Nahverkehr. "Soziale Fragen und Klimafragen hängen zusammen", so Rehse. "Wir haben erkannt, dass eine Verkehrswende nur mit guten Arbeitsbedingungen möglich ist. Was nützt ein ökologischer Nahverkehr, wenn niemand da ist, der Busse oder Bahnen fährt?", sagte die Aktivistin. Deshalb streike man zum ersten Mal zusammen.
Was nützt ein ökologischer Nahverkehr, wenn niemand da ist, der Busse oder Bahnen fährt?
LVB-Notfahrplan auch am Nachmittag
Auch die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) wurden seit Freitagmorgen bestreikt. Wie deren Sprecher, Marc Backhaus, MDR SACHSEN sagte, konnte trotz des Streiks bisher ein Notfahrplan für die wichtigsten Bus- und Straßenbahnlinien angeboten werden. Mehr Fahrerinnen und Fahrer als erwartet hätten am Morgen ihren Dienst angetreten. Man müsse aber abwarten, wie viele Fahrer ihre Schicht am Abend antreten werden und dann könne erst ein weiterer Notfahrplan erstellt werden, so Backhaus weiter.
Heike Hessel, Bahnfahrerin aus Leipzig, sagte zu MDR SACHSEN, sie wünsche sich vor allem eine geringere Belastung im Job. Die sei in den vergangenen Jahren immer größer geworden. "Man ist wirklich fertig, wenn man nach Hause kommt. Ich wünsche mir mehr Erholungszeiten, gerade nach Nachtschichten und geteilten Diensten." Das Lohnplus allein reiche nicht aus, so Hessel: "Was nützt mir viel Geld, wenn mein Körper kaputt ist?"
Bundesweiter Streiktag
Die Aktionen in Dresden und Leipzig fanden im Rahmen eines bundesweiten Aktionstags statt, der den Höhepunkt der gemeinsamen Kampagne von Gewerkschaft und Klimaaktivisten bildet. Der Warnstreik betraf Verdi zufolge mehr als 70 Städte in nahezu allen Bundesländern. Schon seit mehr als einem Jahr arbeiten die Beteiligten nach eigenen Angaben an "Wir fahren zusammen". In den vergangenen Monaten haben sie zusammen Unterstützung für gemeinsame Forderungen organisiert und Unterschriften in den Betrieben und in der Öffentlichkeit gesammelt.
MDR (sme/ben)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 01. März 2024 | 19:00 Uhr