Gegen Entmenschlichung Opfer der Reichspogromnacht vor 86 Jahren in Sachsen nicht vergessen

09. November 2024, 19:54 Uhr

In Sachsen haben Vereine, Initiativen und engagierte Menschen am Sonnabend an die Gewalt gegen Jüdinnen und Juden in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 erinnert. Es gab an vielen Orten Gedenkveranstaltungen und Aktionen.

Kerzen und Blumen liegen bei einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 85. Jahrestags der Pogromnacht am Mahnmal Levetzowstraße.
Mit Blumen, Kerzen, Andachten und bei Konzerten wird am Sonnabend in ganz Sachsen an die Opfer der Reichspogromnacht 1938 gedacht (Symbolfoto). Bildrechte: picture alliance/dpa | Britta Pedersen

Andachten, Musik und Gespräche

Am Samstag begann beispielsweise in Görlitz um 18 Uhr eine religionsübergreifende Andacht in der Frauenkirche. Dabei wurde laut Stadtverwaltung auch an den Fall der Mauer am 9. November 1989 gedacht. Nach der Andacht liefen die Besucher mit Kerzen zum Kulturforum Görlitzer Synagoge, wo ein Kranz niedergelegt wurde.

In Dresden lud der Verein "Herz statt Hetze" Interessierte an den Alten Leipziger Bahnhof in der Eisenbahnstraße zum Gedenken ein. "Auch wenn unsere Welt die Gegenwart ist und unser Blick in die Zukunft geht, stehen wir in allen Traditionen auf den Schultern unserer Vorfahren. Und das schließt auch deren Leid ein, das unsere Geschichte ist", betonten die Veranstalter. Nach dem Erinnern am Bahnhof, vom dem aus Jüdinnen und Juden aus Sachsen in Vernichtungslager transportiert wurden, gingen die Teilnehmenden mit Musik des Kammerchores Dresden zur Synagoge im Stadtteil Neustadt.

Aktives Gedenken beim Putzen der Stolpersteine

Vielerorts trafen sich wieder Menschen, um Stolpersteine zu polieren. Dazu luden unter anderem Torgau, Grimma und Chemnitz ein. Bereits am Freitag hatte der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze einen Kranz an die Stele am Stephansplatz gelegt. Dort stand die Synagoge, bis die Nationalsozialisten sie in jener Schreckensnacht vor 86 Jahren abbrannten.

In der Reichspogromnacht 1938 wurden in Deutschland mehr als 7.000 Geschäfte jüdischer Inhaber und zahllose Wohnungen zerstört und geplündert, 1.400 Synagogen und Gebetshäuser wurden angezündet und mehr als 1.300 Juden ermordet. Insgesamt 30.000 jüdische Menschen in jener Nacht und den folgenden Tagen verhaftet und in Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt. Die Novemberpogrome wurden von deutschen SA- und SS-Trupps organisiert.

Blumen liegen auf Stolpersteinen, die auf einem Bürgersteig an Juden erinnern, die zur NS-Zeit deportiert wurden
Mehrere Städte haben zum Putzen der Stolpersteine aufgerufen. Die Gedenksteine in Fußwegen erinnen an Menschen, die im Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sascha Lotz

MDR (kk/M. Steinwachs)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 09. November 2024 | 13:00 Uhr

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