Energiepreise Gaspreis sinkt: Aber zahlen Kunden in Sachsen auch weniger?

16. Oktober 2024, 17:48 Uhr

Die Gaspreise beim Einkauf sinken schon seit Monaten. Aber die Entgelte für die Gasnetze in Deutschland steigen. Die Kosten dafür legen die Energieversorger auf ihre Gaskunden um. Spannend ist die Frage: Bezahlen Gaskunden in Sachsen 2025 weniger als zuletzt oder mehr?

Verbraucherinnen und Verbraucher, die mit Gas heizen, müssen sich möglicherweise auf steigende Kosten einstellen: Die Netzbetreiber erhöhen die Netzentgelte ab 2025 deutlich, laut Angaben des Verbraucherportals Verivox sind es nach bisherigen Angaben im Durchschnitt 23 Prozent.

Für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden entspräche das durchschnittlich Mehrkosten von rund 103 Euro brutto. Der Gaspreis für einen Privathaushalt insgesamt könnte so um rund fünf Prozent steigen - obwohl Gas im Einkauf schon längere Zeit günstiger ist. Wie wird das Sachsen betreffen?

FOTOMONTAGE, Gaszähler mit Aufschrift Kosten und Geldscheinen
Wie viel genau die Gaspreise in Sachsen sinken oder steigen werden, ist noch unklar. Marktexperten rechnen mit fünf Prozent. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Christian Ohde

Sachsenenergie will Gaspreise stabil halten

Privat- und Kleingewerbekunden, die ihr Gas von Sachsenenergie beziehen, sollen 2025 nicht mehr bezahlen als derzeit - auch wenn die Gasnetzentgelte steigen. Das kündigte der Vorstandsvorsitzende Frank Brinkmann in einer Mitteilung am Mittwoch an. "Alle unsere Privat- und Kleingewerbekunden können sich darauf verlassen, dass ihre Gaspreise über den Winter hinweg stabil bleiben. Wir federn alle Mehrkosten ab."

Der Kommunalversorger will nach eigenen Angaben die Kostensteigerung in Höhe von insgesamt 1,94 Cent je Kilowattstunde brutto übernehmen. Im Rechenbeispiel von Sachsenenergie seien das für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 18.000 Kilowattstunden rund 350 Euro im Jahr brutto.

Gaskunden erfahren Mitte November neue Entgelte

Nachfrage bei der Enviam-Gruppe, die in Ostdeutschland 1,2 Millionen Kunden mit Strom und Gas versorgt. "Die Preise für Gas werden insgesamt sinken", sagte ein Unternehmenssprecher MDR SACHSEN. Und: "Die Netzentgelte werden steigen. Inwieweit sich das auf den Preis auswirkt, werden wir sehen." Die Berechnungen dafür würden noch laufen. Mitte November erhalten die Kunden Post mit konkreten Informationen.

Dass der Gaspreis sinkt, bestätigte auch eine Sprecherin der Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH (Mitgas). Der regionaler Gasversorger kalkuliert mit Blick auf die gestiegenen Netzentgelte ebenfalls noch seine Preise. "Die Entlastungen werden gerade berechnet", sagte die Sprecherin.

Energieexperten rechnen mit Preisanstieg

Laut Verivox liegen die Netzentgelte für das Jahr 2025 erst von zwei Drittel der Gasnetzbetreiber vor. Nach einer Auswertung des Energiedaten-Dienstleisters Ene't steigen die Entgelte für Haushalte mit einem Verbrauch von 7.000 Kilowattstunden pro Jahr um rund 20 Prozent. Bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden seien es knapp 23 Prozent mehr.

Netznutzungsentgelte werden für den Betrieb und die Instandhaltung der Leitungen erhoben. Auch die Kosten für Zählerinstallation, das Ablesen und Abrechnen sind darin enthalten. Laut Bundesnetzagentur machen die Netzentgelte derzeit gut zehn Prozent des Gaspreises aus.

Warum steigen denn die Netzentgelte wieder? (für mehr Infos hier aufklappen)

  • Die Netzentgelte steigen wegen neuer Abschreibungsregeln, die von der Bundesnetzagentur im September 2024 festgelegt wurden, erläuterte Verivox. Gasnetzbetreiber können jetzt schon eine mögliche Stilllegung ihrer Gasnetze ab frühestens 2035 in ihre Abschreibungen einkalkulieren. Das verteuere die Gasnetzentgelte.
  • Laut Verivox hat vor allem in den neuen Bundesländern eine Reihe von Netzbetreibern starke Erhöhungen angekündigt, in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg. Auch in Niedersachsen, Bremen und Baden-Württemberg steigen die Gasnetzentgelte demnach deutlich.
  • Beim Strom dürften die Netzentgelte im Osten 2025 spürbar sinken. Bisher liegen laut Ene't die Angaben von fast 84 Prozent der Stromnetzbetreiber vor; die Entgelte sinken demnach für Privatkunden um bis zu neun Prozent. Für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden würde das Entgelt von aktuell rund 484 Euro auf knapp 440 Euro sinken.
  • Beim Strom machen die Netzentgelte im Schnitt rund ein Viertel der gesamten Stromkosten für private Haushalte aus.
  • Hintergrund für die sinkenden Strom-Netzentgelte: Die Kosten für den Milliarden Euro teuren Umbau der Energienetze werden anders verteilt als früher: Die Netze müssen vor allem dort stark ausgebaut werden, wo viel Ökostrom erzeugt wird - etwa durch Windräder im Norden und Osten oder Solar-Strom in Bayern. Für rund zehn Millionen Haushalte in ländlichen Gebieten könnte Strom billiger werden.

Gaskunden sollen Preisunterschiede genau prüfen

Laut Energieexperten des Vergleichsportals Veriovox könnten Gaskunden höheren Gaspreise kaum entkommen. Trotzdem sollten sie im November "prüfen, ob es einen günstigeren Gasversorger gibt, denn die Preisunterschiede zwischen den Anbietern können über 1.000 Euro pro Jahr betragen".

MDR (kk)/AFP

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 14. Oktober 2024 | 19:50 Uhr

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