Großes Publikum vor einer Freihlichtbühne an einem See
Das Elektrofestival Think in Leipzig wird auch in diesem Jahr ausfallen. Bildrechte: IMAGO / aal.photo

Kulturbranche Kulturveranstalter sehen in diesem Jahr große Schwierigkeiten

04. Mai 2023, 12:50 Uhr

Rund ein Drittel weniger Konzerte und kleinere Kulturveranstaltungen gibt es in diesem Jahr. Kürzlich hat auch das Think Festival am Cospudener See den Ausfall der Veranstaltung offiziell bekanntgegeben. Der Verband der Veranstaltungswirtschaft sieht hier für die Kulturlandschaft in Deutschland eine große Gefahr. Das sächsische Kulturministerium erklärt, die Fördermittel vom Land würden nicht vollständig ausgeschöpft.

38 Euro kostete ein Ticket für das eintägige Elektrofestival Think in Leipzig im vergangenen Jahr. Für Anne Petzold aus dem Festivalteam war das schon teurer als ihr lieb war und trotzdem war es schwierig, mit den Einnahmen aus den Ticketverkäufen zu wirtschaften, erinnert sich Petzold. In diesem Jahr hätte es noch teurer werden müssen und darum sagten sie die Veranstaltung ab.

Anne Petzold erklärt: "Ein großer Punkt in der Clubkultur oder in der Popkultur generell ist es ja auch, Teilhabe zu schaffen. Wenn wir die Preise so teuer machen müssen, dann fällt einfach ein großer Teil der Menschen weg, die nicht hingehen können, weil sie es sich einfach nicht leisten können, 60 oder 70 Euro für ein Tagesfestival auszugeben."

Rund ein Drittel weniger Veranstaltungen

Es seien rund ein Drittel der Konzerte und kleineren Kulturveranstaltungen, die in diesem Jahr weniger stattfinden als in den Jahren vor der Pandemie, erklärt Johannes Everke, Geschäftsführer des Bundesverbandes für Konzert- und Veranstaltungswirtschaft. Es treffe also gerade das Level, in dem der Nachwuchs entstehe. Denn die kleineren Bühnen böten die Möglichkeit, für neue Musik-Acts Karieren zu starten.

"Also insofern ist das, was im Moment gerade fehlt, ganz gefährlich sowohl für die kulturelle Breite und das kulturelle Angebot in seiner Vielfalt für Deutschland als auch für den Nachwuchs", so Everke.

Ministerium sieht Möglichkeiten nicht ausgeschöpft

Es sei nämlich keineswegs ein sächsisches Problem, sondern in ganz Deutschland zu beobachten. Dabei hätten die großen Acts wie Helene Fischer oder Roland Kaiser bisher keine Ausfälle wegen zu geringer Ticketverkäufe zu verzeichnen.

Eigentlich gebe es für Kulturveranstaltungen in Sachsen einige Möglichkeiten, staatliche Unterstützung zu bekommen, erklärt Jörg Förster aus dem sächsischen Kulturministerium: "Es gibt Fördermittel vom Land und so wie ich es sehen konnte, haben auch nicht alle Veranstalter alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Gleichzeitig haben wir als Freistaat Sachsen aktuell die Kulturräume gestärkt und die Förderung von Festivals, die von uns mitfinanziert wurden, sind dort auch verbessert worden."

Auch gebe es demnächst die Möglichkeit, eine Förderung für die Energiekosten zu beantragen, erklärt Förster. In Dresden hat sich auch Jörg Ullrich schon Gedanken darüber gemacht, was ihm und seinem Verein Elbhangfest helfen würde, um ihre Veranstaltung im nächsten Jahr wieder stattfinden zu lassen. Nach 30 Jahren mussten auch sie ihr Konzertevent in diesem Jahr aus wirtschaftlichen Gründen im April absagen.

"Sei es mit vereinfachten Genehmigungen oder Erlass von Nutzungsgebühren von Straßen. Da kommen ganz viele Tausende Euro zusammen."

Filmnächte-Veranstalter sieht Wirtschaftsministerium in Verantwortung

Im selben Boot der abgesagten Kulturevents sitzt Michael Claus, Festivalleiter der Filmnächte Chemnitz. Auch er musste Anfang April den Ausfall der Openair-Kinovorführungen bekanntgeben. Unter anderem, weil sich nach Corona die Unterstützung durch Sponsoren noch nicht wieder stabilisiert hatte.

Claus sieht hier das Wirtschaftsministerium am Zug: "Kann es finanzielle Unterstützung oder Förderung sein? Können es mögliche Modelle sein, die Risiken gemeinsam zu tragen und abzumildern für die Veranstalter und Veranstalterinnen? Solche Fragen könnte man sowohl auf kommunaler und städtischer Ebene sowie auf Landes- und Bundesebene miteinander besprechen."

In das Jahr 2024 blicken alle Veranstalterinnen und Veranstalter mit Zuversicht. Sie sind sich mindestens fast sicher, dann wieder mit ihren Besucherinnen und Besuchern gemeinsam Filme zu gucken oder vor einer Bühne zu tanzen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. Mai 2023 | 06:00 Uhr

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