Literatur jetzt! Dresdner Festival feiert die zeitgenössische Literatur
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20. September 2023, 15:36 Uhr
Mit einer Hommage an die Schriftstellerin Brigitte Reimann startet am Mittwoch das Dresdner Literatur jetzt!-Festival in die aktuelle Ausgabe. In diesem Jahr lockt das Festival mit einem vielfältigen Programm aus Lesungen, Gesprächsrunden und Partys auf das Gelände des Zentralwerks in Pieschen. Unter anderem sind Veranstaltungen mit den Journalistinnen Teresa Bücker und Sara Weber und dem Autor Marcel Beyer geplant. Das Festival dauert bis Sonntag, 24. September.
- Literatur jetzt! lädt zu Lesungen, Gesprächsrunden und Partys ein.
- Die Veranstalter arbeiten mit einem weiten Literaturbegriff.
- Das Festival findet vom 20. bis 24. September auf dem Gelände des Dresdner Zentralwerks statt.
Es muss schon ein ganz besonderes Literaturfestival sein, das es sich leisten kann, einen Kleist- und Büchner-Preisträger einfach nur als DJ einzuladen. Beim Dresdner Festival Literatur jetzt! geht das. Da wird der vielfach ausgezeichnete Lyriker und Romancier Marcel Beyer am Eröffnungsabend für die musikalische Unterhaltung sorgen. "Wir haben ihn gefragt, ob er das macht und es war ihm, glaube ich, viel lieber, als wenn wir ihn gefragt hätten, ob er seine 378. Lesung bei uns macht", erzählt Helge Pfannenschmidt, Verleger und Mitorganisator des Festivals. "Und das hat sich jetzt über die letzten drei Jahre schon so etabliert. Alle freuen sich immer drauf, was er diesmal so eingepackt hat."
Mischung aus Literatur und Unterhaltung
Das DJ-Set von Marcel Beyer gehört zu einer ganzen Reihe von Musikveranstaltungen im Rahmen des fünftägigen Festivalprogramms. Die Mischung aus Literatur und Unterhaltung ist den Veranstaltern wichtig. Das klingt schon im Namen an.
Festival heißt, dass wir die Literatur feiern wollen. Da gehört auch ein bisschen Party dazu, da gehört dazu, dass man noch ein bisschen bleibt, dass man ins Gespräch kommt.
Das ist ganz offensichtlich ein Konzept mit Erfolg: In diesem Jahr feiert das Festival seine 15. Ausgabe. Gegründet von Verleger Leif Greinus und Autor Michael Bittner, lenkt inzwischen ein vielköpfiges Festivalteam als Verein die Geschicke. Über das ebenso vielfältige wie ausgefallene Programm aus Belletristik, Lyrik, Sach- und Kinderbüchern, aus Lesungen, Diskussionen und Musik entscheiden alle gemeinsam. Jede und jeder, so erklärt Helge Pfannenschmidt, soll jeden einzelnen Programmpunkt vertreten können.
Es gibt immer so ein paar Glaubenssätze, die wir uns vorsagen, wenn wir uns streiten, und einer davon ist, im Zweifel immer das Mutigere zu machen.
So lädt zum Beispiel ein Lyrik-Parcours dazu ein, Dichterinnen und Dichtern an ungewöhnlichen Orten auf dem Festivalgelände zu lauschen. Unter dem Programmpunkt "Beste erste Bücher" kann man Romandebüts und ihre Urheberinnen und Urheber entdecken, gemeinsam mit den Journalistinnen Teresa Bücker und Sara Weber über die Arbeit der Zukunft nachdenken oder bei einer Lesung aus Susann Rehleins "Versauter Hausapotheke" noch das eine oder andere über Sex lernen. Soviel zu den Erwachsenen. Für kleine Leserinnen und Leser gibt es mit Literatur fetzt! am Sonntag ein eigenes Programm.
Große Bandbreite: Auch in der Popkultur ist große Literatur zu finden
Die große Bandbreite ist eine besondere Qualität des Festivals. "Unser Literaturbegriff ist ein sehr weiter und der umfasst auch Literatur, die andere als Popkultur einordnen würden", meint Pfannenschmidt und fragt: "Aber wo verläuft die Grenze jetzt eigentlich? Ab wann ist ein Songtext vielleicht auch große Literatur?"
Darüber lässt sich zum Beispiel bei der Pop- und Poesie-Show nachdenken, zu welcher Showmaster Falk Töpfer und Nicole "Neitschl" Hoyer dieses Mal Rapper Fatoni, Gudrun Gut von den Einstürzenden Neubauten und Apocalypse Vega von der Band Acht Eimer Hühnerherzen eingeladen haben.
Das Zentralwerk in Dresden – ein Ort mit Geschichte
Und dann sind da noch die Geschichten, die das Festivalgelände selbst erzählt. Gebaut in den 1920er-Jahren wurden hier zunächst Näh- und Schreibmaschinen, ab 1939 dann unter anderem mit Hilfe von Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern Munition hergestellt. Der große Veranstaltungssaal, in dem auch die meisten Lesungen von Literatur jetzt! stattfinden werden, trägt heute den Namen einer dieser Arbeiterinnen.
In der DDR zog die VEB Druckerei Völkerfreundschaft ein. Der Saal beherbergte die Kantine. Hier, so erzählt der Verleger, fanden die Betriebsvergnügen statt. "Und nach der Wende war eine Möbelscheune drin. Da war alles vollgestellt. Aber jetzt kann man wieder sehen, was für ein schöner, erhabener Saal das ist."
Er wurde mithilfe einer Genossenschaft aus Kulturschaffenden restauriert. Die Stühle, die jetzt wieder im Saal stehen, warten nur darauf, von einem neugierigen Publikum besetzt zu werden – oder zur Seite geräumt. Etwa, wenn der Dichter und Büchner-Preisträger Marcel Beyer zum Tanz einlädt.
Informationen zum Festival
Literatur JETZT!
20. bis 24. September 2023
Zentralwerk
Riesaer Straße 32
01127 Dresden
Redaktionelle Bearbeitung: tmk
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. September 2023 | 16:10 Uhr