Wohnungswirtschaft Sächsische Bauwirtschaft macht bei Krisengipfel Ansage an Scholz

22. September 2023, 17:09 Uhr

Vertreter der sächsischen Bau- und Wohnungswirtschaft, der Kammern, der kommunalen Spitzenverbände und Kreditinstitute haben sich bei einer Krisensitzung mit Regionalminister Thomas Schmidt (CDU) über Auswege beraten. Schmidt hatte zuvor die Lage der Baubranche als "dramatisch" bezeichnet. Im Ergebnis des Krisengipfels wurde eine "Dresdner Erklärung" verabschiedet. MDR SACHSEN-Reporterin Beate Dietze hat mit Teilnehmern gesprochen.

Zu einem Krisengipfel mit Vertreterinnen und Vertretern des Baugewerbes hat Sachsens Minister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt (CDU), am Freitag in Dresden eingeladen. Dem Ministerium zufolge leide die Branche deutlich unter den gestiegenen Preisen für Energie, Material und Zinsen. Dies werde verschärft durch das umstrittene Gebäudeenergiegesetz und mache den Wohnungsbau zunehmend unwirtschaftlich. In der Folge gingen bereits jetzt die Aufträge zurück.

Wohnungsverband geht die Luft aus

Laut Regionalminister Schmidt ist in Sachsen die Zahl der Baugenehmigungen im ersten Halbjahr 2023 um 44 Prozent zurückgegangen. Schmidt zufolge, soll überlegt werden, auf höhere Baustandards zu verzichten oder diese teilweise abzusenken, um die Sanierung von Gebäuden weiter zu ermöglichen. Mirjam Philipp vom Vorstand des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften sagte MDR SACHSEN: "Wir sind willig, den Klimapfad zu beschreiten. Doch uns geht einfach die Luft aus."

Sachsens Baugewerbe in Zahlen

  • 653 Unternehmen
  • ca. 34.000 Beschäftigte
  • 7,3 Milliarden Euro Gesamtumsatz
  • Teuerung: mehr als 20 Prozent Plus im Schnitt bei den Baupreisen im Jahr 2022
  • Wohnungsbau: erteilte Baugenehmigungen für 11.713 Wohnungen (gesamt 1,3 Millionen Quadratmeter Wohnfläche) im Jahr 2022: 16 Prozent weniger als 2021, davon 92 Prozent für Neubauten.
  • Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen

Philipp zufolge kommen die neuen gesetzlichen Regelungen wie das Gebäudeenergiegesetz hart bei dem Verband an. Dabei gebe es in Ostdeutschland andere Probleme, "als den Ort, wo man das Lastenfahrrad abstellen kann oder die Wärmepumpe vor dem Eigenheim platziert".

Selbst mit einer staatlichen Förderung und dem Eigenanteil müssten die Wohnungsgenossenschaften die Mieten um fünf Euro pro Quadratmeter erhöhen. Das zwänge die sozial orientierten Wohnungsunternehmen de facto zu unsozialen Maßnahmen, so Philipp.

In Ostdeutschland gibt es andere Probleme, als den Ort, wo man das Lastenfahrrad abstellen kann oder die Wärmepumpe vor dem Eigenheim platziert.

Mirjam Philipp Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften

Branche beklagt sich über Bundesregierung

"Bei der Bundesregierung finden wir kein Gehör", sagte der Sprecher des Sächischen Handwerkstages, Andreas Brzezinski, MDR SACHSEN. Seinen Worten zufolge muss es ein Ende haben, dass die Situation der Baubranche heruntergespielt und auf Zeit gespielt wird. Ohne konkrete Maßnahmen werde das Baugewerbe gegen die Mauer gefahren und blute an Fachkräften aus, "so wie wir es in der Gastronomiebranche in den zurückliegenden Monaten erlebt haben".

"Dresdner Erklärung" an Bundeskanzler verabschiedet

Die Verbände haben ebenfalls in Dresden ein Forderungspapier unter dem Namen "Dresdner Erklärung" vorgestellt. Es enthält die folgenden Vorschläge, damit Bauen wieder bezahlbar wird:

  • Absenkung der Bau-Standards
  • zinsverbilligte Kredite
  • niedrigere Einkommensgrenzen für Darlehen und Fördermittel
  • Absenkung der Grunderwerbssteuer

Diese Vorschläge sollen am Montag auch beim Wohnungsgipfel mit Olaf Scholz im Kanzleramt zur Sprache kommen. Minister Schmidt unterstützte das Papier. Demnach gehe es dabei nicht um eine fundamentale Ablehnung von Beschlüssen des Bundes. Es gehe vielmehr darum, konstruktive Lösungsvorschläge für die derzeitige Lage der Bauwirtschaft zu unterbreiten.

MDR (wim)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 22. September 2023 | 19:00 Uhr

Mehr aus der Region Dresden

Kultur

Die ehemalige Kantine von Robotron.
Durch die geplanten Kürzungen im Kulturhaushalt der Stadt Dresden könnte auch die Zukunft der Robotron-Kantine in Gefahr sein, sagte Christiane Mennicke-Schwarz bei MDR KULTUR. Bildrechte: imago/Sven Ellger

Mehr aus Sachsen