Kriminalhauptkommissarin Nadine Schaffrath
Kriminalhauptkommissarin Nadine Schaffrath gibt Einblicke in die Polizeiarbeit der Soko Iuventus. Bildrechte: MDR/Kripo Live

Bilanz nach vier Monaten Kriminelle Jugendgruppen in Dresden: Soko Iuventus ermittelt seit Dezember

05. April 2023, 09:20 Uhr

In Dresden werden immer mehr Straftaten von Jugendgruppen registriert, bei denen andere Jugendliche ausgeraubt werden. Nicht selten wird Gewalt angedroht oder Waffen werden eingesetzt. Bei derartigen Straftaten ist auch von "Abziehen" die Rede. Die Zahl dieser Taten hat sich von 2021 bis 2022 verdreifacht. Deshalb ermittelt seit Dezember die Soko Iuventus. Kriminalhauptkommissarin Nadine Schaffrath spricht über bisherige Erfolge und Ziele. Sie leitet die 17-köpfige Sonderkommission.

Was ist das Ziel der Soko Iuventus?

Nadine Schaffrath: "Wir wollen jugendliche Raubstraftäter in der Stadt Dresden so schnell wie möglich zurückdrängen. Dabei konzentrieren wir uns in der Ermittlungsarbeit auf die Rädelsführer. Das sind diejenigen, die mehrere Raubstraftaten begangen haben. Wir haben in der Vergangenheit viele Nachahmertaten erlebt. Wir ermitteln momentan gegen 107 unterschiedliche Tatverdächtige, darunter ungefähr 15 Rädelsführer. Wenn wir die aus dem Umfeld herauslösen und von der Straße wegbekommen können, erhoffen wir uns die zu beobachtende Spiralwirkung zu stoppen."

Die Soko soll Präsenz in der Stadt zeigen. Wie geschieht das?

Nadine Schaffrath: "In Zusammenarbeit mit der Bereitschaftspolizei führen wir wöchentlich an unterschiedlichen Tagen im gesamten Stadtgebiet von Dresden Einsätze durch. Hier konzentrieren wir uns auf die uns auffallenden jugendlichen Gruppierungen. Polizeikräfte kontrollieren sie dann. Wir wollen den Jugendlichen zeigen, dass wir als Polizei präsent sind, dass sie nicht einfach so machen können, was sie wollen."

Wie laufen die Kontrollen ab?

Nadine Schaffrath: "Die zivilen Aufklärungskräfte schauen, wo sich Jugendgruppierungen bewegen und ob diese in irgendeiner Form relevant für uns sein könnten. Das ist manchmal nicht auf den ersten Blick erkennbar. Dann werden die uniformierten Kollegen hinzugezogen, um die Jugendgruppen zu kontrollieren. Dabei werden mitunter auch Personen oder Gegenstände näher durchsucht, wenn dies rechtlich möglich ist."

Auf welche Schwierigkeiten stoßen Sie bei Ihrer Arbeit?

Nadine Schaffrath: "Wir haben ganz viele unterschiedliche Tatverdächtige. Es sind keine festen einzelnen Gruppen, wo wir sagen können, zehn Personen handeln gemeinsam. Wir können nicht mit Sicherheit sagen: "Zu der Gruppe gehören die und die Leute". Das macht es für uns schwierig. Die Tatorte sind stadtweit verteilt. Wir können uns also auch nicht auf bestimmte Treffpunkte oder Tatorte konzentrieren."

Wie hilft Ihnen die Feststellung der Personalien der Jugendlichen bei den Kontrollen?

Nadine Schaffrath: "So ein Einsatz bringt Erkenntnisse, welche Personen zusammen unterwegs sind. Wir bekommen so Erkenntnisse über die Gruppenstrukturen. Etwa: Wo treffen sie sich? Das kann für uns in Ermittlungsverfahren von Bedeutung sein."

Mit welchen weiteren Einrichtungen der Stadt arbeiten Sie zusammen?

Nadine Schaffrath: "Wir arbeiten zum Beispiel ganz eng mit dem Jugendamt, der Jugendgerichtshilfe sowie der Ausländerbehörde zusammen, weil wir auch nichtdeutsche Täter haben. Die Staatsanwaltschaft ist ebenfalls ein wichtiger Partner für uns. Die Außenwirkung ist eine stärkere, wenn man sich zusammenschließt!"

Welche Erfolge können Sie nach viermonatiger Arbeit bereits vorweisen?

Nadine Schaffrath: "Wir konnten mittlerweile über 100 tatverdächtige Jugendliche ermitteln, davon befinden sich aktuell acht in Untersuchungshaft. Das sind übrigens acht der eingangs beschriebenen Rädelsführer. Wir konnten dadurch einen Rückgang der Raubstraftaten erreichen. Wir haben auch bereits 13 Durchsuchungsmaßnahmen durchgeführt. Die Jugendlichen merken, es passiert etwas. Die Polizei ist präsent, die Polizei ermittelt."

Wie können sich Jugendliche davor schützen, "abgezogen" zu werden? Oder wie sollte man im Ernstfall reagieren?

Nadine Schaffrath: "Die Täter führen mitunter auch Waffen mit sich und sind gewalttätig. Ich würde jedem Jugendlichen raten, der angegriffen wird, das Geforderte herauszugeben, um weiteren Schaden abzuwenden.

Als Jugendlicher sollte ich generell darauf achten, nicht im Dunkeln alleine unterwegs zu sein. Ich würde auch jedem Jugendlichen empfehlen, keine wertvollen Gegenstände oder Markenkleidung zur Schau zu tragen. Dass man nicht Massen an Bargeld bei sich haben sollte, ist glaube ich, auch jedem bekannt."

Danke für das Gespräch.

MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Kripo Live | 09. April 2023 | 19:50 Uhr

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