Bergbau-Spätfolgen Sanierung nach Erdfall in Freitaler Kleingartensparte kostet Millionen
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07. Oktober 2024, 15:56 Uhr
Noch immer ist keine Ruhe in der Freitaler Kleingartensparte "Rotkopf Görg" eingekehrt. Vor zwei Jahren bebte hier plötzlich die Erde. Ein großer Krater bildete sich und zog Lauben sowie ein Gewächshaus mit sich. Schuld an dem Chaos war ein darunter liegender Bergbauschacht, bei dem die Versiegelung nicht gehalten hat. Die Sanierung ist langwierig und teuer. Eine Ende der Bauarbeiten ist nicht in Sicht.
- Die Sicherungsarbeiten am ehemaligen Bergbauschacht unter der Freitaler Kleingartenanlage am Windberg sind anspruchsvoller als erwartet.
- Die Kosten der Sicherungsarbeiten haben sich inzwischen verdoppelt.
- Unter den Gärten der Anlage befindet sich ein mehr als 170 Jahre alter Steinkohle-Schacht.
Nach dem plötzlichen Einsturz eines Bergbauschachts im Juni 2022 in der Freitaler Kleingartensparte "Rotkopf Görg" gestalten sich auch zwei Jahre danach die Sanierungsarbeiten schwieriger als erwartet. Bauleiter Heiko Horn vom Sächsischen Oberbergamt zufolge ist die Sanierung hier sehr anspruchsvoll.
Sicherungsarbeiten sollen Untergrund stabilisieren
Als der unter den Parzellen liegende Schacht, der ursprünglich mit Beton und Ziegeln verschlossen war, kollabierte, verursachte er einen massiven Erdrutsch. Es bildete sich ein großflächiger Krater. Zwei Gartenlauben und ein Gewächshaus wurden zerstört. Seitdem laufen umfangreiche Sicherungsmaßnahmen, um den Untergrund zu stabilisieren.
Nach dem Einsturz wurden Schutt und Erdmassen sukzessive aus dem Schacht herausgeholt. Im Herbst 2022 wurden Horn zufolge die ersten Meter des Schachts saniert und mit Beton und Stahl befestigt. Mittlerweile ist der Schacht 20 Meter tief. Entstanden ist eine Art Trichter, der in sich stabil ist. An dessen Sohle haben nun die Befestigungsarbeiten für eine Bodenplatte begonnen.
Kosten haben sich verdoppelt
Die Kosten der Arbeiten seien inzwischen von 1,5 Millionen auf mehr als drei Millionen Euro gestiegen. Zudem verzögere sich der Bauabschluss weiter, sodass die Arbeiten wahrscheinlich nicht mehr in diesem Jahr abgeschlossen werden können.
Sobald der Fels stabil genug ist, soll eine Bodenplatte eingezogen werden, um den Schacht langfristig zu sichern und Wasserströmungen zu verhindern. Die umliegenden Kleingärtner müssen sich vorerst auf weitere Verzögerungen einstellen.
Steinkohleförderung vor mehr als 100 Jahren
Unter den Gärten der Anlage in Freital befindet sich laut Oberbergamt Sachsen der mehr als 170 Jahre alte und 342,6 Meter tiefe Augustus-Schacht der Freiherrlich Burgker Steinkohlen- und Hüttenwerke. Aus ihm sei damals Steinkohle gefördert worden.
Vom Schacht aus wurden den Angaben zufolge vier Steinkohlenflöze zwischen 269,2 bis 300 Meter Tiefe aufgeschlossen. Als sich die Kohlevorkommen erschöpft hatten, sei die Förderung im November 1898 eingestellt worden. Der Schacht sei damals unter Tage in rund 126 Metern Tiefe mit einem Ziegelgewölbe verschlossen und die Schachtröhre darüber verfüllt worden.
Karte gibt Aufschluss über Hohlräume Wer als Bauherr sichergehen will, auf keinem Hohlraum zu bauen, kann sich beim Oberbergamt informieren. Im Internet gibt es eine sogenannte Hohlraumverdachtskarte. Gebiete, in denen ein Verdacht auf unterirdische Hohlräume besteht, sind dort hellbraun unterlegt. Detaillierte Informationen zu Risiken an konkreten Stellen können gegen eine Gebühr beim Bergbauamt eingeholt werden. Quelle: Oberbergamt Sachsen
MDR (kav)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 02. Oktober 2024 | 19:00 Uhr